Hetzjagd auf die Community Bereits 50 Mordfälle im Bereich LGBTIQ+ in Kolumbien
Die LGBTIQ+-Community wird im Norden Kolumbien seit einigen Monaten verstärkt von bewaffneten Gruppen angegriffen, die sich selbst als „Korrektoren“ bezeichnen, berichtet in diesen Tagen CNN. Man werde keine Rücksicht mehr nehmen, so das Credo der selbsternannten Moralwächter mit Blick auf die queere Community.
50 Morde in der Community
Im März 2024 sorgten erstmals Flugblätter für Aufsehen in verschiedenen Städten, darauf stand zu lesen: „Alle werden zu militärischen Zielen. Wir werden kein Rücksicht auf das Alter nehmen. Wir haben bereits Fortschritte bei der Informationsbeschaffung gemacht und viele identifiziert. Wir werden Angriffe gegen die sexuelle Verkommenheit in der Region starten: Schwule, Lesben, Vergewaltiger, Transsexuelle!“ Diese Drohungen haben sich seitdem offenbar mehrfach mit brutalen Folgen bewahrheitet – besonders dramatisch ist der Fall der trans* Frau Sara Millerey, die in der Millionenstadt Medellin grausam gefoltert und dann in einen Fluss am Stadtrand geworfen wurde – die Frau erlag am folgenden Tag ihren schweren Verletzungen.
Kolumbien gehört nebst einigen anderen Ländern wie Brasilien zu jenen mit den höchsten Mordraten an LGBTIQ+-Menschen weltweit, in diesem Jahr wurden bisher fünfzig homosexuelle und queere Personen ermordet – im Jahr 2024 waren es 155 Todesopfer. Die Polizei ignoriert viele Mordfälle ganz, im letzten Jahr wurden gerade einmal drei Anschläge aufgeklärt und es kam zu einer Verurteilung.
Angst in den Knochen
Aktivist Juan Carlos „Tito“ Buelvas erklärte gegenüber CNN, dass die Community in Angst und Schrecken lebe und sich die Lage seit den Ankündigungen der „Korrektoren“ noch weiter verschlechtert habe. Mutige Menschen aus der Community laufen zwar noch immer bei den Prides im Land mit, doch ihnen allen stecke die Angst in den Knochen, so Buelvas weiter.
Dazu kommt die noch immer weit verbreitete Homophobie im Land, nicht wenige Bürger kommentierten den Mord an der trans* Frau beispielsweise mit dem Statement, Millerey habe die Tat „irgendwie selbst provoziert“, denn ihr Leben sei „in den Augen Gottes falsch und verrückt.“ Die römisch-katholische Kirche befeuert den Hass auf Schwule und Lesben überdies und verhindert bis heute auch ein Verbot von Konversionstherapien.
Kolumbiens linker Präsident Gustavo Petro (65) versucht nach Kräften, die Situation zu verbessern – jüngst machte er Schlagzeilen mit der Ernennung eines schwulen ehemaligen Pornodarstellers zum Minister für Gleichstellung in Kolumbien. Zudem liegt im Parlament ein Gesetzesentwurf, der die Strafverfolgung von Anti-LGBTIQ+-Verbrechen deutlich schärfer ahnden soll – ob die Idee allerdings tatsächlich mit einer Mehrheit umgesetzt werden kann, ist völlig offen.