Direkt zum Inhalt
Streit über LGBTIQ+-Radiosender

Streit über queeres Radio Bizarrer Fall aus Nordirland sorgt für Debatten

ms - 08.10.2025 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Gut gemeint oder doch versteckte Homophobie? Die Rundfunkbehörde Ofcom beanstandet seit einigen Jahren immer wieder einen lokalen LGBTIQ+-Radiosender in Nordirland, weil dieser angeblich nicht genügend queere Inhalte sende und kurzum zu wenig queer und homosexuell sei. Der Leiter des Radiosenders schwankt seit geraumer Zeit indes zwischen Lachen und Kopfschütteln.  

Skurriler Streitfall 

Konkret handelt es sich dabei um den Radiosender „Juice FM“ aus Belfast. Die Aufsichtsbehörde stellte nun erneut nach interner Prüfung fest, dass im Programm nicht genügend Themen für die LGBTIQ+-Community zu finden seien. Damit verstoße Juice Radio gegen seine „wesentlichen Verpflichtungen“. Ofcom kann den Rundfunkveranstalter sanktionieren oder im Ernstfall sogar die Sendelizenz entziehen. 

Bei Radiochef Shane Pearce stellt sich indes die Frage, was wirklich hinter den gezielten Angriffen steckt. Soll die Funkfrequenz für einen anderen, heterosexuellen Anbieter freigemacht werden? Der absurde Kampf zwischen Behörde und Radiostation läuft bereits seit 2022, damals hatte Ofcom geurteilt, Juice Radio sende zu wenig „LGBTIQ+-Hymnen“, sondern mehr „Dance-Musik“. 

Erst nach Einspruch des Radiosenders und konkreten Nachfragen, welche Hymnen den wie oft zu spielen seien und ob nicht auch Tanzmusik ein Song für die Community sein könne, zog Ofcom die Anklage zurück. Zudem sei damals laut Pearce das Radiosignal schlecht eingestellt und daher für viele schwer zu empfangen gewesen. Absicht oder Zufall? 

Nicht schwul genug? 

Nun hat sich Ofcom erneut gemeldet und abermals moniert, dass der Sender salopp gesagt zu wenig schwul ist. Zu wenig queer. Zu wenig LGBTIQ+. Pearce nennt die Herangehensweise gegenüber der BBC ein „Paradebeispiel für Widersprüchlichkeit”, der Fall wird immer mehr zum Gesprächsstoff in der ganzen Community im Vereinigten Königreich.

Juice FM erwiderte deswegen erneut, dass es seinem Kernziel getreu bis heute nachkomme, eine „Community für Menschen jeden Alters zu schaffen, die sich als LGBT identifizieren, um so ihre Wünsche, Sorgen, Erfolge und Probleme zu präsentieren und zu diskutieren.“ Anbei zählte die Senderleitung spezielle LGBTIQ+-Formate auf, darunter eine täglich queere Morgensendung oder auch Informationsbeiträge, die unter dem Titel „Listen with Pride“ queere Hilfsorganisationen vorstellen – insgesamt 160 Mal laufen diese Beiträge jede Woche. Dazu berichten ehrenamtliche Mitarbeiter aus der Community in der Regel live über alle großen queeren Events wie beispielsweise dem Belfast Pride. 

Bisher scheint das der Regulierungsbehörde nicht genug, sie monierte weiter, der Sender sei zu sehr „Mainstream“, die Moderatoren würden zudem Musik ankündigen und bei den Inhalten würde nicht klar genug kommuniziert werden, dass es sich um Angebote für LGBTIQ+-Menschen handelt. Wahrscheinlich ist ein schwuler, lesbischer oder queerer Hörer doch einfach grundsätzlich anders als ein heterosexueller, oder? Die Antwort der Behörde auf diese Frage wird mit Spannung erwartet.  

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Nach Hakenkreuz-Skandal

AfD scheitert erneut

Der parteilose Daniel Born durfte nach dem Hakenkreuz-Eklat vor vier Monaten erneut über die Wahl von AfD-Vertreterinnen und -Vertretern abstimmen.
Rückschritt für Paare

Bruch mit Gleichbehandlungsregel

Der Gesetzesentwurf von Claudio Borghi, die Hinterbliebenenrente in zivilen Lebensgemeinschaften abzuschaffen, sorgt in Italien für große Debatten.
Kostenabwägung in der Medizin

Debatte zu Versorgungsethik

Die Frage, ob sehr alte Menschen weiterhin kostspielige Medikamente erhalten sollten, führte zu breitem Protest aus Kreisen des Patientenschutzes.
Trotz Fahndung unauffindbar

Debatte um Selbstbestimmungsgesetz

Nach zweieinhalb Monaten Fahndung bleibt Marla Svenja Liebich, die zuvor als Sven Liebich wegen Volksverhetzung verurteilt worden war, verschwunden.
Menschenrechtslage in Malawi

UN überprüft Schwulen-Verbot

Malawi in Ostafrika muss sich vor den Vereinten Nationen jetzt für die Schwulen-Verbote verantworten, die bis heute Haftstrafen von 14 Jahren vorsehen
Homo-Ehe in den USA

Der Kampf ist nicht vorbei

Der US-Supreme Court stärkte die Homo-Ehe in dieser Woche, doch christliche Hardliner betonten jetzt: Der Kampf ist noch lange nicht vorbei.
Flucht nach Argentinien

Genug von Putins Hass auf LGBTIQ+

Mehrere tausend homosexuelle und queere Russen sind 2025 nach Argentinien emigriert – ein Leben in ihrer Heimat scheint immer mehr unmöglich zu sein.