Direkt zum Inhalt
Shitstorms wegen Hundespielzeug

Hetze wegen Hundespielzeug Hundespielzeug in Pride-Farben? Das geht nicht, wetterte eine US-Anwältin aus der Trump-Administration

ms - 05.06.2025 - 16:00 Uhr
Loading audio player...

Seit 2021 beliefert das Unternehmen BarkBox Hundebesitzer in den USA und Kanada monatlich mit dem neusten Spielzeug und gesunden Leckereien für den geliebten Vierbeiner. Inzwischen verzeichnet die Firma über zwei Millionen Kunden, die mittels Abonnementdienst beliefert werden. Nun allerdings erlebten die Tierfreunde zwei gigantische Shitstorms – Schuld daran ist der Pride-Monat. 

Hundespielzeug in Pride-Farben

BarkBox versucht seit Jahren mit neuen Produkten zu besonderen Themen ihren Kunden Vielfalt zu bieten – so gab es beispielsweise schon ein Simpsons- oder auch ein Spongebob-Special. Alles kein Problem. Nun aber stellte das Unternehmen zum Pride-Monat Juni Hundespielzeug mit Regenbogenfarben und LGBTIQ+-Bezug online. Unter anderem landete ein Kaktus namens Consuela, eine Drachenkönigin mit Regenbogenflügeln, ein „Daddy Dolphin“ oder auch ein bunter Bär mit dem Titel „Some Bear Over The Rainbow“ im Monatsangebot. Dazu gab es auch eine Hundeleine in Regenbogen-Optik, wenn gewünscht. 

Bereits seit vier Jahren stellt die Firma einmal im Jahr eine solche Pride-Kollektion vor, bisher ohne Probleme. In diesem Jahr änderte sich das nun, angestoßen von Jenna Ellis, einer Anwältin, die des Öfteren für US-Präsident Donald Trump gearbeitet hat und auf X über eine Million Follower hinter sich vereint. Ellis arbeitet auch als leitende Beraterin beim Anti-LGBTIQ+-Verein American Family Association. Sie selbst bezeichnet sich online als „eine Dienerin von Jesus Christus“. 

Shitstorm von beiden Seiten

Die Braut Christi löste mit ihrer Aktion einen gewaltigen Shitstorm gegen die Hundespielzeug-Firma aus. Davon überwältigt, wurde offenbar kurzfristig intern darüber diskutiert, ob man alle Pride-Aktionen künftig nicht lieber komplett einstellen solle oder zumindest alle Marketing-Projekte für dieses Jahr auf Eis lege, aus Angst vor einem massiven Kundenschwund. Dummerweise gelangte der interne E-Mail-Verkehr durch einige Mitarbeiter an die Öffentlichkeit, sodass BarkBox kurz darauf seinen zweiten Shitstorm erlebte, dieses Mal von Seiten zahlreicher queerer Kunden, die erklärten, ihr Abonnement zu kündigen, weil das Unternehmen kein Rückgrat zeige.  

Entschuldigung des Gründers 

Schlussendlich entschuldigte sich Gründer Matt Meeker öffentlich für die interne Kommunikation, die „respektlos und verletzend gegenüber der LGBTIQ+- Community“ gewesen sei und nicht die Werte der Firma widerspiegele. „Die Pride Collection ist nach wie vor erhältlich, und zwar seit dem Tag, an dem wir sie auf unserer Website eingeführt haben. Wir stehen zu den Produkten. Wir haben nicht vor, sie zu entfernen. Im Geiste der Solidarität spenden wir jedes Jahr einen Teil des Gewinns aus dieser Kollektion an eine Organisation, die die LGBTIQI+- Community unterstützt. In diesem Jahr erhöhen wir diese Verpflichtung und spenden 100 Prozent der Einnahmen aus der Kollektion. Ich weiß, dass eine Erklärung das Vertrauen und die Beziehungen zu den Menschen nicht vollständig wiederherstellen kann, also müssen wir uns das mit der Zeit wieder erarbeiten. Ich hoffe, wir können mit einer aufrichtigen Entschuldigung beginnen.“ 

Ob damit die queeren Kunden befriedet sind, bleibt abzuwarten – die Christen sind es wahrscheinlich nicht. Ihnen sei vielleicht noch gesagt: Hunde können nur zwei Farben sehen, Blau und Gelb – und ein paar Grautöne. Die Pride-Farben ihres Spielzeugs können sie also gar nicht wahrnehmen. Aber gut, die Hunde hat bei dem Streit auch niemand befragt. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.