Gewalt in Bayern Homosexuelle sind zumeist die Opfer bei LGBTI*-Hassverbrechen im Freistaat
Seit mehreren Jahren steigt die Zahl der offiziellen Fälle von Hassverbrechen gegen die LGBTI*-Community kontinuierlich an – ein besonderer Schwerpunkt ist und bleibt dabei offensichtlich auch Bayern. Insgesamt kam es im Jahr 2022 so zu 1.186 Straftaten, ein wenig weniger zwar als im Corona-Jahr 2020, deutlich mehr allerdings wie vor der Pandemie im Jahr 2019. Covid-19 habe zu einem besonderen Pik bei den Fällen von Hasskriminalität im Freistaat geführt, so das Bayerische Landeskriminalamt.
Verdreifachung der Delikte gegen LGBTI*
Besonders dramatisch zeichnet sich dabei der fortlaufende Anstieg von Hassverbrechen gegenüber LGBTI*-Menschen ab, innerhalb der letzten drei Jahre verdreifachten sich die Fallzahlen auf zuletzt 96 Fälle – der Löwenanteil mit 84 Fällen richtete sich dabei gegen Homosexuelle und ihre sexuelle Orientierung. Wie in den Jahren zuvor auch ist davon auszugehen, dass rund 90 Prozent aller Angriffe dabei gar nicht erst angezeigt und somit auch nicht offiziell erfasst werden (Ipsos Studie 2023, Umfrage der europäischen Grundrechteagentur).
Die bayerische Polizei führt den massiven Anstieg wenigstens teilweise auch auf ein verändertes und verbessertes Anzeigeverhalten der Opfer zurück. Zudem werden die Fälle selbst jetzt seitens der Behörden spezifischer erfasst. Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann gäbe es auch deswegen mehr Fälle von LGBTI*-Hasskriminalität, weil das Thema selbst stärker im „Fokus der Öffentlichkeit“ liege.
Aufklärungsquote bei LGBTI*: 43 Prozent
Vor allem Bedrohungen (+75%) sowie Sachbeschädigungen (+200%) gegenüber LGBTI*-Menschen haben dabei rapide binnen eines Jahres zugenommen. Den größten Anstieg an Hasskriminalität verzeichnete dabei die Region Oberpfaffenhofen gefolgt von München. Bei den Fällen von Hassverbrechen gegenüber LGBTI*-Menschen wurden im vergangenen Jahr dabei gerade einmal knapp 43 Prozent der Fälle überhaupt aufgeklärt, die niedrigste Quote seit mehreren Jahren – die Aufklärungsquote aller Anzeigen bei Hasskriminalität liegt indes bei rund 58 Prozent.
Täter sind zumeist jung und männlich
Die mit großem Abstand meisten Täter, die LGBTI*-Menschen angreifen, sind dabei zwischen 14 und 23 Jahren alt und männlich. Rechte und rechtsextreme Strömungen spielen bei Hasskriminalität gegenüber LGBTI*-Menschen dabei kaum eine Rolle, wie die bayerische Polizei weiter festhält – ganz im Gegensatz zu Hassverbrechen, die aufgrund von Hautfarbe, Nationalität oder ethnischer Zugehörigkeit verübt werden. Zusammenfassend stellte Innenminister Hermann fest: „Hasskriminalität hat leider weiter Konjunktur.“