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Generation Z in den USA

Generation Z in den USA Neue politische Kraft in den USA oder doch wahlmüde?

ms - 25.01.2024 - 13:00 Uhr
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Das unabhängige Public Religion Research Institute (PRRI) meldet neue Höchstzahlen für die amerikanische Bevölkerung – nach der jüngsten Umfrage definieren sich inzwischen 28 Prozent der jüngsten Generation Z in den USA als Mitglied der LGBTI*-Community, 20 Prozent davon sind homo- oder bisexuell. Befragt wurden rund 6000 Menschen, dabei sowohl junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren wie auch Jugendliche von 13 bis 17 Jahren.

Verdopplung von LGBTI* in einer Generation

Die jungen Menschen in Amerika seien dabei zudem auch die ethnisch vielfältigste und fortschrittlichste Generation in der US-Geschichte. Keine andere Altersgruppe definiert sich auch zu einem so großen Anteil als LGBTI*: Bei den sogenannten Millennials (auch Generation Y genannt, geboren zwischen 1981 und 1995) sind es „nur“ 16 Prozent, bei der Generation X (geboren zwischen 1966 und 1980) sieben Prozent und bei den Babyboomern (geboren zwischen 1956 und 1965) vier Prozent.

Grob gesagt scheint sich die Anzahl von LGBTI*-Menschen von Generation zu Generation zu verdoppeln. Der Logik folgend müsste sich die jüngste Generation Alpha (geboren ab 2010) dann irgendwann zu fast 60 Prozent als LGBTI* definieren – eine aus heutiger Sicht eher abwegige Einschätzung.

Weniger Republikaner in der Gen-Z

Klar ist allerdings, dass die LGBTI*-Community in den USA weiter anwächst, besonders stark in der jungen Generation und dies schrittweise auch politisch spürbar werden könnte. In der Generation Z sind nur noch 21 Prozent Anhänger der Republikaner – weniger, als LGBTI*-Menschen. 36 Prozent indes sehen ihre politische Heimat bei den Demokraten.

Beachtlich dabei: Während die Zustimmungswerte bei den Demokraten durch die Generationen hindurch auf einem gleich hohen Niveau geblieben sind, sinken die Zahlen bei den Republikanern stark ab – von 32 Prozent noch bei den Babyboomern zu eben nur noch 21 Prozent bei Gen-Z. Auch anderweitig zeigen sich deutliche Unterschiede, rund jeder Dritte (33 %) der jungen Amerikaner ist so beispielsweise auch nicht mehr religiös.

Neue politische Macht für LGBTI*?

Bedeutet das Erstarken der Gen-Z also eine Gefahr für die US-Republikaner? Nicht unbedingt, sagt PRRI-CEO Melissa Deckman: „Es wurde klar, dass die Generation Z sich nicht gerne vorschnell abstempeln lässt und sich auch nicht unbedingt auf eine bestimmte politische Partei festlegen will.“

Hinzu kommt, die Hälfte von ihnen (49 %) im wahlfähigen Alter will bei den Präsidentschaftswahlen in diesem Jahr gar nicht erst teilnehmen. Die Kernaussage dahinter: Man könne die großen Probleme des Landes sowieso solange nicht lösen, bis die ältere Generation nicht mehr an der Macht sei – unabhängig davon, ob nun Joe Biden (81) oder Donald Trump (77) im Weißen Haus sitzt.   

Demografischer Tsunami?

Trotzdem sehe man langfristig ein starkes Veränderungspotenzial, wie auch die Harvard-Rechtsprofessorin und Anwältin Alejandra Caraballo erklärte: „Es ist vorbei mit der weißen, christlichen, männlichen Hegemonie in den Vereinigten Staaten und es ist Zeit für eine egalitäre und gerechte Gesellschaft. Dies ist ein demografischer Tsunami, der auf die amerikanische Politik zusteuert. Kein noch so großes Wimmern und erbärmliches Gejammer der weißen Rassisten wird daran etwas ändern.“

Und Kelley Robinson, Präsidentin der LGBTI*-Lobbygruppe Human Rights Campaign, bekräftigte zudem: „Ob bei den Wahlen, bei Märschen und Kundgebungen oder online, die Sichtbarkeit von LGBTI* ist wichtig und die Generation Z ist eine Kraft für den Wandel. Tausende von LGBTI*-Jugendlichen werden jeden Tag 18 Jahre alt – und die Gesetzgeber sollten verstehen, dass es im November Konsequenzen für politische Angriffe gegen LGBTI* geben wird.“ Ob sich diese Konsequenzen tatsächlich bereits in diesem Jahr bei der Präsidentschaftswahl abzeichnen werden, darf angesichts der Wahlmüdigkeit der amerikanischen Jugend allerdings durchaus bezweifelt werden.

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