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Frust bei queeren US-Vereinen

Frust bei queeren US-Vereinen Extremisten würden das Ende der Diversity bei US-Firmen befeuern, betont der queere Verband GLAAD.

ms - 04.09.2024 - 11:00 Uhr
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In den letzten Wochen strichen gleich mehrere große US-Firmen ihre Diversity-Programme und erklärten ihre Abkehr von queeren Forderungen. Zudem stiegen Unternehmen wie Motorradbauer Harley-Davidson, Whiskey-Hersteller Jack Daniel´s oder auch US-Autoproduzent Ford auch aus Ranking-Bewertungen von queeren Verbänden aus. Inzwischen folgten weitere US-Marken diesem Trend, maßgeblich angestoßen nach den Erfahrungen im letzten Jahr mit der Biermarke Bud Light

Reaktion der Firmen sei „peinlich“

Die Geschäftsführerin der größten LGBTI*-Organisation des Landes namens GLAAD, Sarah Kate Ellis, machte ihrem Frust nun online via X Luft und erklärte: „Die wenigen Unternehmen, die Geschäftsentscheidungen an eine unbedeutende Person ohne unternehmerische Qualifikationen übertragen, sind ungeheuerlich. Diese schädlichen Maßnahmen senden eine deutliche Botschaft an Menschen am Rande der Gesellschaft: Ihr seid nicht willkommen, unsere Mitarbeiter oder Kunden zu sein. Das ist peinlich, unamerikanisch und eine gescheiterte Geschäftsstrategie.“ 

Dabei bekräftigt Ellis sichtbar wütend weiter: „LGBTI*-Integration und LGBTI*-Menschen sind hier, um zu bleiben. Wir werden nicht zurückgehen. Verbraucher, Angestellte und Amerikaner im Allgemeinen unterstützen nicht nur LGBTI*-Menschen, sondern erwarten auch, dass Unternehmen bei der Integration von LGBTI*-Menschen eine Vorreiterrolle spielen, und geben mit fast doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit an, dass sie Unternehmen, die für ihre Unterstützung von Menschen aus der LGBTI*-Gemeinschaft kritisiert werden, eher unterstützen würden als deren Kritiker.“ Die Daten dazu wurden von GLAAD selbst erhoben. 

Shitstorm nach Shitstorm

Zum ersten medial großen Knall hatte das bisher weltweit größte PR-Destaster um die Biermarke Bud Light und die Werbepartnerschaft mit Trans-Influencerin Dylan Mulvaney im Jahr 2023 geführt. Nachdem Bud Light in einem Video mit Mulvaney und einer eigenen Spezial-Dose des Bieres inklusive einem Bild der Trans-Frau geworben hatte, brauch der Umsatz der bis dahin beliebtesten amerikanischen Biermarke massiv ein, zehntausende Amerikaner riefen zum Boykott auf. Nach Angaben der Daily Male schmälerte die Aktion den Wert des Gesamtkonzerns Anheuser-Busch um rund sechs Milliarden US-Dollar. Bud-Light verlor rund 1,4 Milliarden US-Dollar an Umsatz.

Ähnlich, wenn auch nicht ganz so drastisch, erging es in diesem Jahr der Kultmarke Harley-Davidson. Auch der Motorradhersteller erlebte nach einem öffentlichen Bekenntnis zur Diversität einen immensen Shitstorm und überdachte daraufhin seine Firmenpolitik. Inzwischen sind weitere Unternehmen dem Trend nachgezogen, letztes Jahr stieg auch bereits Microsoft aus den sogenannten DEI-Programmen (Vielfalt, Gleichberechtigung, Integration) aus.

Kritiker sind Extremisten?

Für Ellis sind all jene, die Kritik an der politischen Agenda ihrer Lieblingsmarken nehmen, Extremisten: „Extremisten, die sich gegen Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration (DEI) aussprechen, versuchen zu behaupten, dass diese Maßnahmen nur eine Reaktion auf aktuelle Ereignisse sind, aber in Wirklichkeit werden DEI- und LGBTI*-freundliche Maßnahmen durchgeführt, weil die Führungskräfte der Unternehmen ihre Verantwortung gegenüber einer zunehmend vielfältigen Bevölkerung verstehen.“ Bisher scheint nur eines klar: Der Streit um Diversität in den USA dürfte weiter an Fahrt aufnehmen. 

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