Flucht aus Russland Zahl der queeren Flüchtlinge hat sich in Spanien verdoppelt
Die Lage für homosexuelle und queere Russen wird immer dramatischer, die Razzien in Schwulenclubs nehmen ebenso zu – eingebettet sind alle Maßnahmen in das Anti-Homosexuellen-Gesetz sowie in die Extremismus-Einstufung der LGBTIQ+-Community. Wer kann, flüchtet. Die spanische Flüchtlingskommission CEAR veröffentlichte jetzt erste Daten zur Situation in ihrem Land: Seit 2023 hat sich die Zahl der Asylanträge aus Russland verdoppelt – knapp 60 Prozent von ihnen wurde bereits ein Flüchtlingsstatus zugesprochen.
Angst und Feindseligkeit
Russland-Experte und Journalist Marc Marginedas betonte dazu gegenüber NBC News: „Die russische Propaganda hat ein Klima geschaffen, das mit dem in Nazi-Deutschland vergleichbar ist. Putin nutzt einen ´äußeren Feind´, um die Gesellschaft zu mobilisieren und von militärischen Misserfolgen abzulenken. Angst und Feindseligkeit sind daher allgegenwertig.“ Einfach ist der Neuanfang in Spanien für viele Russen aber trotzdem nicht, das offizielle Verfahren kann sich bis zu zwei Jahre hinziehen, wobei Verzögerungen den Zugang zu Arbeitsplätzen und grundlegenden Dienstleistungen erschweren.
Surreales neues Glück
Trotzdem betonten einige LGBTIQ+-Menschen gegenüber NBC News, wie dankbar sie sind, Präsident Putin entkommen zu sein. Eine davon ist die bisexuelle russische Asylbewerberin Diana (24), die dieses Jahr erstmals beim Pride in Madrid teilnahm und zu den rund einhundert russischen Staatsbürgern gehörte, die auf der Parade Regenbogenfahnen schwenkten und „Russland ohne Putin“ skandierten. „Es fühlte sich immer noch so surreal an. Ich konnte nicht glauben, dass ich dafür nicht ins Gefängnis kommen würde. Alle um mich herum waren so glücklich.“
Auch der schwule russische Fernsehjournalist Ilia Andreev (23) floh aus seiner Heimat: „Als ich einmal Ohrringe in der Sendung trug, wurde ich von der Nachrichtenchefin und der leitenden Programmproduzentin sofort zu sich gerufen. Sie sagten mir, sie hätten viele Anrufe erhalten, in denen sich Leute über meine sogenannte Schwulenpropaganda wegen der Ohrringe beschwerten.“
Spanien als neue Heimat
Warum viele junge Russen gerade nach Spanien flüchten, erklärte Elma Saiz, Ministerin für Inklusion, soziale Sicherheit und Migration, so: „Spanien ist international als ein Land anerkannt, das die Menschenrechte und insbesondere die Rechte und Freiheiten der LGBTIQ+-Community besonders achtet.“ Andreev engagiert sich derzeit in einer queeren Rechtsgruppe und hofft in der Zukunft wieder als Journalist arbeiten zu dürfen, dann in Spanien. Diana hat bereits eine Stelle online gefunden.