Exorzismus in England Kirche muss für „Homosexuellen-Austreibung“ Strafe zahlen
Dämonen, böse Geister, Hexen – in der Welt der christlichen Kirchen existiert das Schattenreich bis heute. Ein besonderes Gräuel sind dabei allerdings nicht gehörnte Wesen aus dem Höllenreich, sondern Homosexuelle. In England wurde ein schwuler Mann einem Exorzismus unterzogen – mit höchst weltlichen Folgen für die Kirche.
Dämonische Penetration
Matthew Drapper (37) arbeitete 2014 als Freiwilliger für St. Thomas Philadelphia, einer anglikanisch-baptistischen Gemeinde in Sheffield südöstlich von Manchester, als er zu einem „Wochenende der Begegnung mit Gott“ in der „modernen Kirche“ eingeladen wurde. Dort angekommen, wurde ihm laut der britischen Times erklärt, dass seine „sexuelle Unreinheit“ es Dämonen ermöglicht habe, in seinen Körper einzudringen.
Überrumpelt von den Gemeindemitgliedern wurde daraufhin der Exorzismus durchgeführt und Drapper wurde überdies angewiesen, alle „Verbindungen mit Hollywood und den Medien zu brechen“, die ihn zu einem gottlosen Lebensstil verleitet hätten. „Rückblickend erscheint es wie etwas aus einem Horrorfilm – wenn jemand über dir steht und sagt, er könne sehen, wie die Dämonen deinen Körper verlassen, ist das ziemlich erschreckend. Aber wenn man so tief mit der Kirche verbunden ist, wie ich es damals war, ist es leicht, alles zu glauben, was sie einem erzählen.“
Strafzahlung der Kirche
Für den schwulen Mann hatte der Ritus schwerwiegende Folgen: Er erkrankte an Depressionen, fühlte sich leer und erwog mehrfach, sich das Leben zu nehmen. Drapper schaffte es glücklicherweise, seine Krankheit zu überwinden, trat 2016 aus der Kirche aus und reichte 2019 Beschwerde bei der Diözese Sheffield ein. Nachdem die Glaubensgemeinschaft den Exorzismus zunächst abstritt, bestätigte schlussendlich eine unabhängige Untersuchung 2024 den Vorfall. Drapper reichte Klage ein – schlussendlich fand eine außergerichtliche Einigung statt. Die Kirche muss an den schwulen Mann Schadensersatz in fünfstelliger Höhe bezahlen. Darauf ein Halleluja, lobet den Herrn.
Fakt bleibt allerdings: In Großbritannien hat bereits rund jeder dritte Homosexuelle solche „Heilungsversuche“, sogenannte Konversionstherapien, erlebt. Dabei wird mittels erzwungenem Beten, Foltermethoden wie Stromschlägen oder Eisbädern sowie „korrigierenden“ Vergewaltigungen versucht, die sexuelle Orientierung eines Menschen zu ändern. Trotz klarer wissenschaftlicher Fakten, die die Unmöglichkeit des Vorhabens eindeutig bestätigen, erleben die zumeist christlichen Anbieter solcher Praktiken massiven Zulauf und eine wachsende finanzielle Unterstützung in den letzten Jahren. Die britische Regierung will seit 2018 ein Verbot von Konversionstherapien einführen, scheitert aber bis heute an Detailfragen.