Erster schwuler Kandidat Erstmals tritt am Sonntag ein offen schwuler Mann bei den Parlamentswahlen in Rumänien an
Rumänien geht in puncto Homosexuellenrechte spätestens seit 2023 auf direkten Konfrontationskurs mit der EU – trotz Abmahnung weigert sich die Regierung bis heute, gleichgeschlechtliche Ehen oder zumindest homosexuelle Partnerschaften zuzulassen. Nun sorgt ein junger Politiker im Land für neue hitzige Debatten: Florin Buhuceanu kandidiert für das Parlament und ist damit der erste, offen schwule Kandidat in Rumänien.
Kampf für Gleichberechtigung – nach TikTok-Schock
Buhuceanu engagiert sich seit langem für die LGBTI*-Community, 2019 verklagte er zusammen mit seinem Partner und zwanzig weiteren homosexuellen Paaren Rumänien erfolgreich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) – 2023 bestätigten die Richter, dass das Land mit der Nichtanerkennung von Schwulen und Lesben gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstößt. Er tritt jetzt bei den Parlamentswahlen am kommenden Sonntag an.
Geschockt zeigte sich Buhuceanu dabei von der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am vergangenen Sonntag – völlig überraschend hatte in der ersten Runde der parteilose, rechtsextreme und prorussische Außenseiter Calin Georgescu die meisten Stimmen bekommen. Der christlich-orthodoxe Fundamentalist war zuvor von den anderen Parteivertretern bis dato missachtet und hauptsächlich durch TikTok-Videos bekannt geworden – 23 Prozent der Rumänen hatten dann am vergangenen Sonntag für ihn votiert. Schon jetzt ist die Rede von der ersten „TikTok-Wahl der Welt“.
Demokratie nur mit Homosexuellenrechten
Mehr denn je braucht es da Stimmen aus der Community im Parlament. Gegenüber dem rumänischen Magazin Context erklärte Buhuceanu: „Es ist traurig, dass es rumänischen Politikern so sehr an Mut fehlt, sich umzusehen und die Augen für die Realitäten zu öffnen, die sich vor ihrer Nase abspielen.“ Einmal mehr betonte er dabei auch die Gleichstellung von Homosexuellen im Land. „Dieses Thema kann nicht von dem getrennt werden, was mit dem Demokratiestatus Rumäniens geschieht.“ Buhuceanu kandidiert für die liberale Minderheitenpartei Renewing Romania's European Project (REPER).
Nach Angaben von IGLA Europe leben homosexuelle und queere Rumänen derzeit unter besonders erschwerten Bedingungen im Land, von fehlenden Lebensmitteln über alltägliche Beleidigungen und Gewalt bis hin zu vielfältigen Formen von Diskriminierung reichen die Missstände.