Die Angst geht um! Politische Zukunftsängste, mögliche Anschläge und Kampfesmut prägten zwei der größten US-Prides in diesem Jahr.
Hunderttausende Menschen haben am Wochenende in New York und San Francisco bei den Pride-Paraden demonstriert und gefeiert – doch die Ausgelassenheit vergangener Tage scheint getrübt zu sein. Wie ein Gespenst scheint die Angst vor einem möglichen Anschlag umherzugehen, zuvor hatten das FBI sowie Homeland Security zu „erhöhter Aufmerksamkeit“ aufgerufen. Es gäbe im aufgeheizten Klima im US-Kulturkampf viele extremistische und gewaltbereite Einzeltäter und Gruppen.
Hassvolle Gesetze gegen LGBTI*-Menschen
Die amerikanische LGBTI*-Community wollte trotzdem ein kraftvolles und starkes Statement in die Welt hinaussenden, unterstützt von der Politik. In San Francisco war so unter anderem auch US-Kongressmitglied Nancy Pelosi mit dabei. Ein Dauerthema bei den beiden großen Pride-Veranstaltungen war dabei immer wieder auch die Sorge um die Zukunft der Community in den USA, allein in diesem Jahr versuchen aktuell bisher bereits rund 600 Gesetzesvorhaben, die Rechte von Homosexuellen und queeren Menschen einzuschränken, rund 70 Gesetze sind bereits neu in Kraft.
Als negatives Paradebeispiel gilt in den USA nach wie vor Florida, dass nicht nur ein Sprechverbot über Homosexualität („Don´t Say Gay“) an allen Schulen durchgesetzt hat, sondern seit Frühjahr 2023 auch allen Ärzten erlaubt, Schwule und Lesben als Patienten abzulehnen, wenn ihr Lebensstil nicht mit den religiösen Überzeugungen der Mediziner zusammenpasse.
Kämpferisch und mutig
Die New Yorker Community blickt dabei noch einmal im Besonderen auf die jüngsten Entwicklungen, nicht nur, weil der Big Apple bis heute zu einem der Städte mit der höchsten Dichte an Homosexuellen in den USA zählt, sondern auch, weil die Stadt der Geburtsort aller CSD- und Pride-Paraden. Hier wehrten sich 1969 erstmals Homosexuelle der beliebten Gay-Bar „Stonewall Inn“ vor den willkürlichen und gewalttätigen Repressalien der Polizei. Um so lauter zeigten sich die New Yorker beim Pride am vergangenen Wochenende, allen Unkenrufen zum Trotz, als wollten sie laut ausrufen: Wir lassen uns nicht unterkriegen.