Bilanz Pride Monat 110 Angriffe auf LGBTI* allein im Juni in den USA
Die größte LGBTI*-Organisation in Amerika, GLAAD, hat jetzt eine Bilanz über den diesjährigen Pride-Monat Juni gezogen, es ist eine Statistik von Licht und Schatten. Insgesamt kam es allein im vergangenen Monat in den USA zu 110 Angriffen auf LGBTI*-Menschen im Umfeld einer Pride-Parade.
Zeichen für Akzeptanz?
So die offiziell gemeldeten Zahlen und dokumentierten Fälle. Mehr als drei Fälle jeden Tag – eine immer noch sehr hohe Fallzahl, doch trotzdem ein Rückgang um fast 25 Prozent im Vergleich zu den Angriffen im Jahr 2023. GLAAD hofft, dass dieser Rückgang ein „Zeichen für ein wachsendes Klima der Akzeptanz für LGBTI*-Menschen in den USA“ sei. Zudem positiv verzeichnete die Organisation, dass erstmals auch in vielen US-Kleinstädten von Alaska bis Alabama die ersten Pride-Veranstaltungen stattgefunden haben – eine ähnliche Entwicklung ist auch in diesem Jahr in Deutschland zu verzeichnen, weswegen der LSVD dazu aufrief, vor allem auch die kleinen Prides bestmöglich zu unterstützen.
Kleiner Pride, große Wirkung
In den USA haben dabei gerade die kleinen Prides oftmals eine große Signalwirkung, die weit über den eigentlichen Ort hinausgeht. Van Knapp, Mitorganisator der Canyon County Pride in Nampa, Idaho, erklärt so: „Die Organisation des ersten öffentlichen Pride-Festivals in unserem Bezirk für unsere Gemeinschaft hat mir ein tiefes Verständnis dafür vermittelt, was Pride für mich bedeutet. Wir hatten mit ein paar hundert Besuchern gerechnet, aber es kamen weit über 3.000 Menschen. Die Gemeinschaft hat gezeigt, wie sie wirklich über die LGBTI*-Bevölkerung denkt, und das war etwas ganz anderes als die lauten negativen Stimmen, die wir gewohnt waren zu hören. Idaho ist bereit, mehr Akzeptanz zu zeigen, und unsere Veranstaltung hat das wirklich bewiesen.“
Es wird besser – langsam aber stetig
Passend dazu hat parallel auch das Williams Institute ihre neusten Forschungsergebnisse im Bereich LGBTI* präsentiert: Immer weniger Länder weltweit haben noch immer keinen rechtlichen Schutz für Homosexuelle. Lag diese Quote 1990 noch bei 57 Prozent aller Länder, waren es im letzten Jahr nur noch 30 Prozent. Das deckt sich auch mit Zahlen der ILGA World – in etwa einem Drittel aller Länder wird Homosexualität bis heute kriminalisiert.
Sichtbarkeit hat seinen Preis
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten – und das zeigt die neuste Erhebung von GLAAD auch, denn jene dokumentierten Angriffe auf die Community im Juni zeugen von einer Radikalisierung und einer größeren Bereitschaft von Gewalt. Die zunehmende Sichtbarkeit der LGBTI*-Community habe ihren Preis, so GLAAD, denn viele „Fanatiker und Extremisten werden dadurch in ihrem Hass bestärkt.“
Nach wie vor handelt es in der Mehrzahl der Fälle um Beleidigungen und Vandalismus, allerdings kam es im Juni auch mehrfach zu Brandstiftungen, gewalttätigen Attacke und insgesamt sogar zu acht Bombendrohungen. Immer wieder wurden vor allem schwule und bisexuelle Teenager geschlagen, einer der folgenschwersten Vorfälle ereignete sich in South Fort Myers, Florida – eine Gruppe von Jugendlichen schlug unaufhörlich auf einen gleichaltrigen Bisexuellen ein, wobei dieser schwer verletzt wurde und mit einer Hirnblutung ins Krankenhaus kam.
Immer wieder kam es auch zu Störungen während der Prides, zumeist waren dabei Nazi-Symbole wie Hakenkreuze und schwulenfeindliche Parolen auf Bannern zu sehen – eine Szenerie, die auch in Deutschland leider nicht unbekannt ist. Zudem wurden Pride-Flaggen im Juni angezündet, mit Waffen beschossen oder verschwanden gleich hundertfach wie am Stonewall National Monument in Manhattan, New York.
Mehr Gewalt von wenigen Extremisten
Abschließend hält Sarah Kate Ellis, Geschäftsführerin von GLAAD, fest: „Unsere Daten zeigen, dass es vermehrt zu Belästigungen und körperlicher Gewalt gegen LGBTI*-Personen kommt, was erschreckend ist und mit dem insgesamt feindseligen Klima zusammenhängt, das von einigen wenigen Extremisten am Rande der Gesellschaft geschürt wird. Angriffe und Drohungen gegen Pride-Symbole und -Veranstaltungen zielen darauf ab, LGBTI*-Personen und ihre Verbündeten einzuschüchtern, zu belästigen, auszulöschen und zum Schweigen zu bringen, was ihnen jedoch größtenteils nicht gelingt. Immer mehr Menschen nehmen an Prides teil, immer mehr Unternehmen sponsern Prides, immer mehr Gemeinden organisieren und veranstalten Prides, weil sie eine wunderbare Möglichkeit sind, Solidarität und Unterstützung für alle in der Gemeinschaft zu zeigen und vor allem die Werte einer Gemeinschaft – Willkommen sein, Sicherheit, Vielfalt und Akzeptanz - zum Ausdruck zu bringen.“