Besucherrekord in Taiwan Der Taipei Pride hat eine Signalwirkung für ganz Asien
Besucherrekord in Taiwan: Beim Taipei Pride nahmen am vergangenen Wochenende rund 150.000 Menschen teil – damit ist die Demonstration eine der größten der letzten Jahre. Der CSD hat überdies eine starke Signalwirkung für ganz Asien und könnte den „Wind der Veränderung“ auch in andere Länder tragen.
Sorge um die Lage in Asien
Zum 23. Mal fand in der Millionenstadt die Pride Parade statt, in diesem Jahr stand die Demonstration ganz im Zeichen von Empathie und Inklusion, so die Veranstalter. Viele Homosexuelle und queere Menschen im Land teilen demnach ihre steigende Besorgnis über die weltweit zunehmenden Angriffe auf LGBTIQ+. Daneben wollte die Demonstration auch ein klares Zeichen an die Welt senden: Seitdem Taiwan 2019 als erstes Land in Asien die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert hat, ist die Gesellschaft freier, offener und inklusiver geworden. Umso größer daher ist die Sorge vor den jüngsten Entwicklungen in China und Hongkong, wo die Community immer stärker Repressalien und Angriffen ausgesetzt ist.
Eine Gesellschaft im Wandel
Der Pride in Taiwan ist dabei gleich mehrfach besonders – zum einen ist es die größte LGBTIQ+-Veranstaltung in der Region und von großer geopolitischer Bedeutung, zum anderen zeigen sich Politiker im Land offen als Unterstützer und marschierten erneut am Wochenende mit – von Vertretern der regierenden liberalen Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) bis hin zur konservativen Kuomintang-Partei. Auch eine Seltenheit im asiatischen Raum. Bereits mehrfach mit dabei war auch Lai Ching-te, amtierender Präsident Taiwans. Laut den jüngsten Umfragen der Taipei Times akzeptieren inzwischen mehr als 60 Prozent der Einwohner auch LGBTIQ+-Menschen in ihrem Freundeskreis, mehr als 70 Prozent haben kein Problem damit, wenn Homosexuelle öffentliche Ämter bekleiden.
Starkes Signal gegen China
Der Inselstaat mit seinen rund 23 Millionen Einwohnern zeigt damit auch international Flagge und stärkt sein Bild als besonders queerfreundliches Land – in Anbetracht der Tatsache, dass China seit Jahrzehnten immer wieder den Inselstaat als sein eigenes Territorium deklariert und mit einer Invasion droht, hat das auch weltpolitisch viel Gewicht. „So ein Event wie der Pride zeigt, wie viel Taiwan als Demokratie doch mit Ländern wie Deutschland gemein hat“, so Wayne Lim von der LGBTIQ+-Organisation Tongzhi Hotline Association, die seit Jahren queeren Menschen in puncto Coming-Out und Rechtshilfe beisteht.
Ähnlich bewertet das auch Marcin Jerzewski vom taiwanischen Büro des Thinktanks European Values Center for Security Policy gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Taiwan kann damit auch zeigen, dass es eine offene Gesellschaft ist. Es ist für Taiwan von noch viel größerer Bedeutung als für andere Staaten, international positiv von sich reden zu machen. Taiwan sieht sich natürlich in seiner Existenz bedroht.“ So kann der Pride auch dazu beitragen, die Unabhängigkeit und Demokratie in Taiwan zu stärken. Taipeh gilt daher inzwischen als „queere Hauptstadt Asiens.“