Direkt zum Inhalt
2,2 Millionen für einen Kuss
Rubrik

2,2 Millionen für einen Kuss Ein Kuss zwischen zwei Bandmitgliedern in Malaysia soll The 1975 eine Millionensumme kosten

ms - 01.08.2024 - 09:00 Uhr

Ein Kuss zwischen zwei Mitgliedern von The 1975 soll die britische Band jetzt umgerechnet rund 2,2 Millionen Euro kosten – diese Summe fordern die Organisatoren des Musikfestivals in Kuala Lumpur als Schadensersatz. 

Ein Kuss und seine Folgen

Während des Auftritts der Indie-Rock-Band im Juli letzten Jahres beim Good Vibes Festival hatte sich Sänger Matty Healy kritisch über die Anti-Homosexuellen-Gesetze im Land geäußert und anschließend ein Bandmitglied auf der Bühne geküsst.  

Homosexuelle Handlungen sind in Malaysia illegal und können mit bis zu zwanzig Jahren Gefängnis bestraft werden. Die Regierung geht dabei teilweise in absurder Weise gegen alles vor, was irgendwie homosexuell sein könnte. Auf dem Festival ist es deswegen auch verboten, über Politik und Religion zu sprechen, zu fluchen, zu rauchen oder Alkohol zu trinken. In der Klageschrift erklären die Organisatoren des Festivals, dieser Umstand sei der Band vor Auftrittsbeginn auch bewusst gewesen, sie hätten also in voller Absicht dagegen verstoßen. Zudem war es nicht das erste Mal, dass die Briten beim Festival auftraten, seit 2016 sind The 1975 regelmäßig Gäste.  

Bewusster Regelverstoß?

Und weiter: Healys „provokative Rede“ und „lange vorgetäuschte leidenschaftliche Umarmung“ mit Bassist Ross MacDonald habe „die Absicht gehabt, Anstoß zu erregen und gegen die Vorschriften zu verstoßen.“

Die Veranstaltung in Kuala Lumpur wurde am Tag nach dem Auftritt der Band abgesagt. Das malaysische Kommunikationsministerium teilte mit, es nehme eine „unnachgiebige Haltung gegenüber allen Parteien ein, die malaysische Gesetze herausfordern, lächerlich machen oder gegen sie verstoßen“. 

Bereits im August letzten Jahres hatten die Organisatoren die Band dazu aufgefordert, ihre Schuld anzuerkennen und für den entstandenen Schaden aufzukommen – The 1975 weigerte sich, sodass die Veranstalter jetzt vor das britische High Court zogen. Zudem kam es inzwischen zu einer zweiten, separaten Sammelklage, angestrebt von allen Musikern und Ticket-Verkäufern, die aufgrund der Festivalabsage am zweiten und dritten Veranstaltungstag einen Verdienstausfall erlitten hatten. 

Kritik aus der Gay-Community

Kritik an dem Vorgehen der vierköpfigen Brit-Band kommt dabei auch aus der schwul-lesbischen Community selbst, wie die BBC berichtet. Healys Akt des „performativen Aktivismus“ würde ihnen das Leben jetzt umso schwerer machen und mühsame Kämpfe und Bemühen um ein Stück mehr Gleichberechtigung möglicherweise zunichte machen. 

Der 35-jährige Sänger selbst indes verteidigte bereits im letzten Jahr sein Vorgehen: „The 1975 sind nicht unangekündigt nach Malaysia gekommen, sondern wurden von einer Regierung eingeladen, die die Band mit ihren weithin bekannten politischen Ansichten und ihrer routinemäßigen Bühnenshow kannte. Dass ich Ross geküsst habe, war kein Trick, um die Regierung zu provozieren. Es war ein fester Bestandteil der Bühnenshow von 1975, die schon viele Male zuvor aufgeführt worden war. Die Streichung eines routinemäßigen Teils der Show in dem Bemühen, die bigotten Ansichten der malaysischen Behörden über LGBTI*-Personen zu beschwichtigen, wäre eine passive Billigung dieser Politik.“ Zu der aktuellen Klage, so die Band weiter, wolle man „zu diesem Zeitpunkt nichts hinzuzufügen“. 

Auch Interessant

Einigung im Wolf-Verfahren?

Muss der Pornostar nicht vor Gericht?

Hardcoredarsteller Austin Wolf sitzt wegen kinderpornografischem Material seit Juni in Haft – gibt es jetzt eine Einigung mit der Staatsanwaltschaft?
Attentatsplan auf US-Pride

FBI verhindert Anschlag in Arizona

Das FBI vereitelte in letzter Minute einen Anschlag auf den Phoenix Pride: Ein 17-Jähriger IS-Sympathisant wollte dort offenbar Splitterbomben zünden.