Psychische Gesundheit Nur ein genauer Blick auf individuelle Bedürfnisse kann die Lage von LGBTI*-Minderjährigen verbessern
Wie kann die psychische Gesundheit von LGBTI*-Jugendlichen verbessert werden? Mit dieser Frage befasste sich zuletzt intensiv die größte Organisation zur Suizidprävention für LGBTI*-Jugendliche in den USA, das Trevor Project.
Forschungsdirektorin Myeshia Price erklärte dazu: „Unsere Jugend befindet sich in einer Krise der psychischen Gesundheit. Junge Menschen berichten von stetig zunehmender Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Selbstmordgedanken. Diese Herausforderungen für die psychische Gesundheit sind für Jugendliche mit marginalisierten Identitäten wie sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, Rasse oder ethnischer Zugehörigkeit noch größer. Diese Ungleichheiten werden noch dadurch verstärkt, dass sie fast ständig traumatisierenden Medien und Nachrichten ausgesetzt sind.“
Neues Denken im Bereich Forschung
Auch in Deutschland belegen Studien, das Bundesamt für Statistik sowie auch mehrere LGBTI*-Beratungseinrichtungen für Jugendliche, dass sich die psychische Gesundheit von homosexuellen und queeren Minderjährigen in den letzten Jahren deutlich verschlechtert hat. Eine Verbesserung könne laut Price dabei nur erreicht werden, wenn gerade im Bereich Forschung ein Umdenken stattfinde: „Junge Menschen lassen sich nicht in die üblichen Kategorien von Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität einordnen. Sie lehnen antiquierte Normen und gesellschaftliche Erwartungen ab, insbesondere in Bezug auf Geschlecht und Sexualität. Die meisten Forschungsarbeiten zu dieser Gruppe, insbesondere zu LGBTI*-Jugendlichen, berücksichtigen jedoch nicht in vollem Umfang, wie sie sich selbst identifizieren.“ Das führe in der Konsequenz zu unvollständigen Daten und verhinderte, bestmögliche Maßnahmen und Programme zur psychischen Gesundheit zu entwickeln, so die Expertin weiter.
Mehrfach marginalisierte Jugendliche
Dabei sei es besonders wichtig, auch einen Blick auf solche LGBTI*-Jugendliche zu werfen, die mehrfach marginalisiert sind, beispielsweise homosexuelle oder transsexuelle Minderjährige mit dunkler Hautfarbe. „Wenn wir uns als Forscher mit diesen Informationen über die besonderen Bedürfnisse und Erfahrungen dieser Menschen ausstatten, können wir Interventionsstrategien entwickeln, die die psychische Gesundheit aller LGBTI*-Jugendlichen unterstützen, anstatt zu versuchen, einen pauschalen Ansatz anzuwenden, der davon ausgeht, dass das, was für eine Gruppe funktioniert, auch für alle anderen gilt.“
Genaues Hinsehen rettet Leben
Untermauert werden die Aussagen von der jüngsten Studie aus 2023, der U.S. National Survey on the Mental Health of LGBTQ Young People. Ein Ergebnis dabei: LGBTI*-Jugendliche mit mehreren marginalisierten Merkmalen haben ein höheres Suizidrisiko als Gleichaltrige, die nicht mehr als einen marginalisierten Aspekt aufweisen.
Gerade in Amerika zeigte sich dabei eine starke Verschiebung zwischen weißen und dunkelhäutigen LGBTI*-Jugendlichen – bei Letzteren war das Suizidrisiko oftmals doppelt oder sogar dreifach so groß. „Die Forscher müssen bei der Konzeption ihrer Studien bewusst darauf achten, welche Aspekte der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität für die Fragen, die sie zu beantworten versuchen, am relevantesten sind. Sie müssen Erhebungselemente verwenden, die genau auf diese Kategorien abgestimmt sind“, so die Forschungsdirektorin weiter.
Hier gibt es Hilfe
Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.
Mit Beratung steht dir auch der Coming Out Verein via Messenger oder E-Mail unter www.coming-out-day.de zur Seite. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de