Arme Homosexuelle Armut bleibt ein Tabu-Thema in der Community!
Es ist und bleibt offenbar ein Tabu – Homosexuelle mit wenig Einkommen. Der neue Armutsbericht des statistischen Bundesamtes sollte diese Woche einmal mehr als Warnsignal verstanden werden. Rund 21 Prozent der deutschen Bevölkerung sind von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. In absoluten Zahlen sind das 17,3 Millionen Menschen, darunter auch rund 1,3 Millionen LGBTI*-Personen. Tendenz weiter steigend. Als armutsgefährdet gilt ein Mensch, wenn er über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert beispielsweise für Singles bei 1.250 Euro netto im Monat.
Soziale Schieflage dank Ampel-Koalition?
Janine Wissler, Vorsitzende der Partei Die Linke, erklärt dazu: „Die Politik der Ampel hat eine soziale Schieflage. Das sehen wir jeden Tag, und das sagt auch das Jahreszeugnis der Armutsentwicklung: Ungenügend, keine Verbesserung. Dabei wäre die Bekämpfung der Armut nicht einmal schwer. Wir brauchen einen höheren Mindestlohn, eine Erhöhung von Bürgergeld und Grundsicherung im Alter und vor allem eine Kindergrundsicherung. Das könnte die Armut im Handumdrehen massiv reduzieren. Die Ampel versagt bei der Armutsbekämpfung gegenüber den von Armut betroffenen Menschen und vor dem eigenen Koalitionsvertrag.“
Diskriminierung verstärkt Armut unter Homosexuellen
Dabei sind oftmals Schwule, Lesben und queere Menschen in besonderer Weise von Armut betroffen, auch weil sie im Alltag noch immer mit Diskriminierung zu kämpfen haben, sei es nun bei der Wohnungs- oder Jobsuche oder auch bei nicht gleichwertigen Gehaltszahlungen. Wisslers Kollegin Kathrin Vogler, queer-politische Sprecherin der Linken, stellte dazu bereits klar: „Niemand darf als Schwuler, Lesbe oder Transgender unter Androhung von Leistungskürzungen gezwungen werden, eine Arbeitsstelle anzutreten oder zu behalten, auf der sie täglichen Diskriminierungen ausgesetzt sind oder ihre sexuelle beziehungsweise geschlechtliche Orientierung geheim halten müssen.“ Vogler fordert deswegen auch eine Grundsicherung für queere Menschen, da diese in besonderer Weise durch Armut betroffen seien.
Schwule Rentner in Armut
Besonders prekär ist die Lage dabei für viele der rund 800.000 bis rund eine Million schwulen Rentner in Deutschland, die zum Beispiel aufgrund von Lebensumbrüchen in Zusammenhang mit Diskriminierungserfahrungen (Stichwort Paragraf 175) zumeist eine kleinere Rente bekommen. Alarmierend dabei ist, dass die Zahl der älteren Menschen in Altersarmut nach einem Bericht des Redaktionsnetzwerkes Deutschland binnen der letzten zehn Jahre um rund 39 Prozent angestiegen ist. Volger erklärte dazu weiter: „Eine bedarfsdeckende und sanktionsfreie Mindestsicherung gerade für queere Menschen ist eine humanistische Notwendigkeit.“
Deutschland bei der Armut EU-weit im Mittelfeld
Ein europaweiter Vergleich in puncto Armut ist derzeit schwierig, weil aus vielen EU-Ländern keine einheitlichen Daten vorliegen. Von den derzeit verfügbaren Zahlen lässt sich ablesen, dass die Menschen in Finnland am wenigsten von Armut betroffen sind, die Bulgaren am meisten. Deutschland liegt mit seinen knapp 21 Prozent im EU-Durchschnitt (21,7%).