Schwule Briten Volksbefragung will Fokus auf Probleme der Community richten
Erstmals wurde in Großbritannien nun explizit erfragt, wie viele homosexuelle Menschen es auf der Insel gibt – mehr als 1,3 Millionen Einwohner in England und Wales bezeichnen sich nach Auswertung der Volkszählung als schwul, lesbisch oder bisexuell. Es ist die erste Volkszählung dieser Art, bei der die Briten nach ihrer sexuellen Orientierung befragt worden sind.
Mehr Informationen über Diskriminierung
Im März 2021 wurde die Volkszählung bereits durchgeführt, jetzt wurden die ausgiebig ausgewerteten Daten veröffentlicht. Knapp 60 Millionen Menschen umfasst die Gesamtbevölkerung von England und Wales. Hintergrund der Volkszählung sei es dabei explizit mit Blick auf LGBTI*-Menschen gewesen, mehr Informationen über Ungleichheiten zu erfassen, um so Diskriminierung zu bekämpfen und politische Entscheidungen in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Bildung, Beschäftigung, Wohnen und Sozialleistungen für lesbische, schwule und bisexuelle Menschen zu verbessern.
Kaum Schwule in Großbritannien?
Ein wenig überraschen die Zahlen indes durchaus, denn in anderen Ländern wie beispielsweise auch Deutschland definieren sich zumeist zwischen 6 und 7,5 Prozent der Bevölkerung als homosexuell oder queer, bei der Befragung in Großbritannien hingegen bezeichneten sich gerade einmal 1,5 Prozent (rund 750.000 Personen) als homosexuell, 1,3 weitere Prozent (rund 620.000) als bisexuell und nur 0,03 Prozent (15.000 Menschen) als queer. Rund 0,1 Prozent der Befragten definieren sich als trans. Die Ergebnisse widersprechen einer europaweit repräsentativen Studie (Dalia), demnach sich insgesamt rund 6,5 Prozent der Briten als LGBT definieren. Zu den Ballungszentren für Homosexuelle gehören laut der Volksbefragung neben London auch die Städte Brighton and Hove, Cardiff und Manchester.
Krisen der LGBTI*-Community besser lösen
Dr. Kevin Guyan, Forschungsbeauftragter an der Universität Glasgow und Experte für LGBTI*-Forschung, bezeichnete die Informationen trotzdem als "Meilenstein für die Integration" und erklärte: "Die Daten allein werden nicht ausreichen, um die Probleme zu lösen, die viele LGBTI*-Personen betreffen, wie zum Beispiel die Krise bei den Lebenshaltungskosten, den Zugang zur Gesundheitsversorgung und erschwinglichen Wohnraum. Sie müssen als erster Schritt in einem längerfristigen Projekt der Veränderung verstanden werden.“ Ähnlich sehen das auch mehrere nationale LGBTI*-Organisationen. Zudem könnten so auch gezielter jene Regionen angegangen werden, in denen schwul-lesbisches Leben unterrepräsentiert ist, so Matthew Belfield von der LGBT-Foundation: "Indem wir diese Art von Fragen auf nationaler Ebene stellen, bedeutet dies, dass die Ressourcen auf die richtige Art und Weise zugewiesen werden und dass die Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinschaften berücksichtigt werden.“
Erstmals hat auch Schottland bei seiner jüngsten Volkszählung ähnlich wie Nordirland Fragen zur sexuellen Orientierung mit aufgenommen, in diesem Jahr sollen die Daten hierzu veröffentlicht werden.