Verbrennt alle LGBTI*-Bücher! "Der feindselige Vorfall ist Teil eines beunruhigenden Trends im ganzen Land!“
Geschichtsvergessen – anders kann man die jüngsten Forderungen von einer Gruppe von konservativen Müttern nicht nennen, die jetzt in Connecticut dazu aufriefen, am besten gleich alle Bücher an den Schulen mit LGBTI*- und Pride-Themen direkt zu verbrennen. Förmlich reichte die Damenriege Beschwerde ein und verlangte mit Nachdruck, dass die Bibliotheksleiter zeitnah mit der Vernichtungsaktion beginnen sollen. Ein besonderer Dorn im Auge ist dabei die örtliche Stadtbibliothek in Coventry, in der zur Pride-Saison auch Sachbücher zur Pride-Bewegung auslagen. Für die dort heimischen Mütter, die sich selbst als "christliche Steuerzahlerinnen" beschreiben, zu viel des Guten.
Die Direktorin der Booth & Dimock Memorial Library, Margaret Khan, erklärte, dass die Angriffe bereits Ende Juni starteten, als die ersten Mütter sich an der Rezeption lautstark beschwerten. Mit "hasserfüllter Sprache" und unter Gewaltandrohung forderten die Frauen, dass die Bücher in der Auslage allesamt verbrannt werden müssten. Laut Khan wird die Sammlung der Bibliothek nach bestimmten Kriterien zusammengestellt, darunter fallen Relevanz und Repräsentativität. Zudem werden alle Materialien zuvor von Fachstellen bewertet, so zum Beispiel vom Library Journal, der New York Times Book Review sowie dem Journal Inquirer.
So absurd die Forderungen klingen mögen, sie ziehen trotzdem weitere Konsequenzen nach sich – nach einer offiziellen Beschwerde wie diese ist die Bibliotheksleitung gezwungen, formell einen "Antrag auf Überprüfung" bei den übergeordneten Behörden zu stellen. Die jüngste radikale Beschwerde ist indes kein Einzelfall, im ganzen Bundesstaat Connecticut war es zuletzt mehrfach zu ähnlichen Vorfällen gekommen, vor kurzem erst im nahegelegenen Colchester, wo ein Einwohner verlangte, dass das Buch “Who is RuPaul?“ aus dem Bestand der Bibliothek entnommen werden müsse, weil es ein "sexuell provokatives" Bild enthalten würde. Unterstützung bekam der Bewohner von einem Stadtrat vor Ort, sodass das Buch schlussendlich tatsächlich entfernt wurde.
Im jüngsten Fall in der Kleinstadt Coventry mit rund 12.000 Einwohnern schaltete sich jetzt auch die Polizei ein und erklärte in Übereinstimmung mit dem Stadtmanager John Elsesser, dass künftig die Polizei zeitnah informiert werden sollte, wenn ein ähnlicher Vorfall erneut geschieht. Zuletzt fühlte sich dann auch noch die Stadtratsvorsitzende Lisa Thomas dazu genötigt, ein klärendes Statement abzugeben: "Der feindselige Vorfall in unserer öffentlichen Bibliothek ist Teil eines beunruhigenden Trends im ganzen Land. Wenn ein Erwachsener nicht möchte, dass sein Kind Zugang zu bestimmten Lesestoffen oder anderen Ressourcen hat, ist es Sache dieses Erwachsenen, die Entscheidungen seines Kindes zu lenken. Unsere Bibliothek ist eine wichtige Ressource für unsere Gemeinde, die Informationen, Programme und andere Unterstützung bietet. Öffentliche Bibliotheken gehen auf die Bedürfnisse aller Menschen in der Gemeinde ein." Bleibt die Frage offen, woher diese Lust auf brennende Vergeltung kommt? Der größte Held der Kleinstadt Coventry ist der Kriegsheld Nathan Hale, Mitglied der Familie des ebenso berühmten Pastors John Hale, einem der wichtigsten und brutalsten Personen bei den Hexenprozessen von Salem. Zündeln liegt den Einwohnern von Coventry wohl einfach im Blut.