Bitte keine homosexuellen Spieler Wer LGBTI* nicht unterstützt, sieht auch kein Problem im Profisport
Die Fanplattform FanQ hat gemeinsam mit dem Lesben- und Schwulenverband in Deutschland eine repräsentative Umfrage zur Homofeindlichkeit im Fußball durchgeführt. Über 2.300 Fußballfans in Deutschland nahmen an dieser Studie teil und während sich in einigen Punkten zu erwartende Muster offenbaren, überraschen im positiven Sinne die Ergebnisse an anderer Stelle durchaus.
Für eine differenzierte Betrachtung der Ergebnisse wurden die Befragten dabei in zwei Gruppen eingeordnet: Eine Gruppe sieht sich als Unterstützer der LGBTI*-Community, die andere nicht. Dabei zeigt sich: Die Wahrnehmung von homofeindlichen Vorfällen unterschiedet sich signifikant zwischen den beiden Gruppen. Während rund die Hälfte der Unterstützer (47 Prozent) angaben, im Amateurfußball schon einmal Zeuge von homofeindlichen Vorfällen geworden zu sein, ist es bei den Nicht-Unterstützern nur knapp jeder Fünfte (18 Prozent). Auch rund um den Profifußball zeigt sich eine ähnliche Verteilung: 54 Prozent der Unterstützer haben hier schon einmal einen homofeindlichen Vorfall wahrgenommen, bei den Nicht-Unterstützern waren es dagegen nur knapp 19 Prozent.
In einem Aspekt sind sich beide Gruppen aber ziemlich einig: Der Deutsche Fußballbund sowie die Deutsche Fußball-Liga zeigen viel zu wenig Engagement im Kampf gegen Homofeindlichkeit im Fußball.
Bei den Unterstützern sind weit mehr als 60 Prozent mit dem Engagement des DFB und der DFL nicht glücklich, bei der zweiten Gruppe zeigt sich auch eine Mehrheit von rund 55 Prozent mit der Arbeit der beiden Organisationen unzufrieden. Zudem herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass homofeindliche Vorfälle vor allem ein Problem im Männerfußball sind (91 Prozent der Unterstützer und 49 Prozent der Nicht-Unterstützer stimmen dem zu) und kaum im Frauenfußball auftreten. Ebenso ist für beide Gruppen mehrheitlich klar, dass sich Fußballprofis zu wenig gegen Homofeindlichkeit einsetzen.
Spannend dabei auch die Frage, wie sich das Coming Out eines Profis auf seine Karriere ausüben würde – für die homofreundliche Gruppe (68 Prozent) ist dies klar mit negativen beruflichen und privaten Konsequenzen verbunden, während die Fußballfans in der homofernen Gruppe mehrheitlich gar keine Meinung haben (45 Prozent) oder denken, es gäbe keine Probleme bei einem Profi-Outing (47 Prozent). Rund die Hälfte der Nicht-Unterstützer (47 Prozent) würde es zudem nicht gut finden, wenn sich ein Spieler in ihrem Club als homosexuell outen würde. Die Unterstützer würden dies indes beinahe einhellig begrüßen.
Uneins sind sich beide Gruppen so auch sehr deutlich bei der Frage, wie wichtig der Kampf gegen Homofeindlichkeit im Fußball ist – während die Unterstützer darin eine große Priorität sehen (87 Prozent), ist es für Nicht-Unterstützer mehrheitlich (67 Prozent) unwichtig. Bei den Maßnahmen, die ergriffen werden sollten, um dem Hass gegen Homosexuelle im Fußball entgegenzuwirken, zeigt sich klar, dass Nicht-Unterstützer sich mehrheitlich darüber noch gar keine Gedanken gemacht haben, während die zweite Gruppe hingehen konkrete Punkte wie Diversity Trainings, Suspendierungen und Sperren sowie Geldstrafen, LGBTI*-Kampagnen und die Verankerung von Diversität in der jeweiligen Vereinssatzung fordert.
Es gibt also noch immer viel zu tun in puncto Profi-Fußball und Homosexualität und die Leiter der Studie stellen abschließend nüchtern fest: „Noch immer hat sich im deutschsprachigen Raum kein einziger aktiver Fußballprofi geoutet, noch immer gehören homofeindliche Schmähungen leider oftmals zum Alltag.“