Vorwurf der Heuchelei Ex-Fußballprof Hitzelsberger geht mit Weltstars hart ins Gericht - für Geld vergessen sie ihr LGBTIQ+-Engagement
Mit deutlicher Kritik meldete sich jetzt der schwule, ehemalige Profi-Fußballer Thomas Hitzelsperger zu Wort – er wirft den zwei englischen Kollegen Jordan Henderson und David Beckham „Heuchelei“ vor.
Widersprüche und Heuchelei
Im Zentrum der Kritik steht einerseits ihre Zusammenarbeit mit homophoben Gastgeberstaaten der Fußballweltmeisterschaft, Katar im Jahr 2022 und Saudi-Arabien 2034, sowie andererseits ihr Engagement für LGBTIQ+. „Sie unterstützen die Rechte von Homosexuellen, wenn es gut für sie ist“, so Hitzelsperger gegenüber dem Magazin Attitute.
Gerade Beckham fällt hier offenbar besonders ins Gewicht, der Fußballstar arbeitet unter anderem mit Quatar Tourism zusammen. In beiden Emiraten drohen Homosexuellen hohe Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe. „Nun, er ist ein globaler Superstar, und ich denke, er hat es wirklich geschafft, eine Menge Geld für sich zu verdienen. Ich denke, viele Menschen wollen das tun, und auf dem Weg dorthin kommt es zu Widersprüchen oder Heuchelei. Ich glaube, das ist das Wort dafür. Er weiß, wie man Geld verdient. Und eine Zeit lang war es großartig, die Community zu unterstützen, und dann bekam er mehr Geld von Katar“, so Hitzelsperger, der sich 2014 als der damals bekannteste Ex-Fußballprofi seiner Zeit als schwul geoutet hat.
„So funktioniert das nicht“
Der deutsche ehemalige Kicker zog dabei auch Parallelen zum Ex-Liverpool-Kapitän Jordan Henderson – auch dieser unterstützte die Community als auch spezielle LGBTIQ+-Aktionen wie die Rainbow-Laces-Initiative, unterschrieb dann aber 2023 beim saudi-arabischen Klub Al-Ettifaq.
„Es ist ähnlich wie bei Jordan Henderson, als ich mich öffentlich zu ihm geäußert habe, weil er sich in seiner Zeit bei Liverpool für die Gemeinschaft eingesetzt hat und dann nach Saudi-Arabien gegangen ist. Für mich funktioniert das nicht. Ich kann diese beiden Dinge nicht in Einklang bringen. Sie müssen wissen, dass das einfach nicht geht. Man kann nicht sagen: 'Ich unterstütze die Community und jeder soll sein Leben so leben, wie er will', und dann unterschreibt man bei einem saudischen Verein, so wie das System in Saudi-Arabien ist. Ich habe nichts gegen die Menschen, aber bei der Gesetzgebung in Saudi-Arabien funktioniert das nicht“, so Hitzelsperger weiter. Nach großen Debatten war Henderson nach einem halben Jahr zum niederländischen Verein Ajax gewechselt.
Abgestumpft und wütend
Hitzelsperger betont dabei auch seinen Frust über den stetigen Kampf für mehr Gleichberechtigung im internationalen Fußball: „Ich bin gegenüber diesen Dingen fast abgestumpft. Ich finde es toll, dass sie erwischt werden, aber ich habe es satt, mich immer zu Wort zu melden, wenn so etwas passiert, denn dann ist man ständig am Nörgeln, und ich versuche, eine positive Sichtweise zu finden. Sie unterstützen die Rechte von Homosexuellen, wenn es gut für sie ist, wenn es vielleicht ihren Ruf verbessert, und am nächsten Tag bekommen sie einen größeren Gehaltsscheck von jemand anderem, sie nehmen es. That's the reality.“ Und mit Blick direkt zu Beckham legt Hitzelsperger noch einmal nach: „Ich denke, er war ein großartiger Fußballer, aber der Rest ist... er hat das Geldverdienen professionalisiert, gut für ihn, aber nehmen Sie es nicht wirklich ernst, was diese Leute in der Öffentlichkeit sagen.“