Direkt zum Inhalt
Ein Urteil mit Gefahrenpotenzial
Rubrik

Ein gefährliches Urteil Ein Zuckergebäck könnte in den USA erneut vor dem Supreme Court landen – mit möglicherweise verheerenden Folgen

ms - 24.02.2025 - 16:00 Uhr

Religionsfreiheit oder doch Gleichberechtigung von Menschen – was zählt mehr in den USA? Mehrfach wanderten in den letzten Jahren Prozesse rund um diese Frage bis hinauf zum Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika, dem Supreme Court. 

In einem Fall fällten die Richter eine Einzelfallentscheidung zugunsten der Religionsvertreter, geklagt hatte ein christlicher Bäcker aus Colorado, der sich 2018 geweigert hatte, eine Hochzeitstorte für ein schwules Paare zu backen. In einem anderen Fall bekräftigten die Richter diese Sichtweise noch und gaben einer Webdesignerin aus Denver recht, die ihre Dienste nicht von Homosexuellen in Anspruch genommen sehen wollte. Ein Präzedenzfall, bereits jetzt mit Folgen für das ganze Land. 

Neuer Streit ums Zuckergebäck 

Nun scheint sich erneut ein Streitfall anzubahnen, der vor dem Supreme Court landen könnte. Geklagt hatte in diesem Fall ein lesbisches Paar aus Kalifornien, abermals gegen eine Bäckerei. Die Besitzerin Cathy Miller weigerte sich im Jahr 2017, die Hochzeitstorte anzufertigen, denn diese dürfte nicht „im Widerspruch zu Gottes Sakrament“ stehen. 

Was folgte war erneut eine Klage durch die Instanzen, zuletzt erklärte nun das kalifornische Berufungsgericht im fünften Bezirk, dass die Bäckerei in Kern County gegen kalifornisches Recht verstieß, als sie sich geweigert hatte, Eileen und Mireya Rodriguez-Del Rio eine Hochzeitstorte zu verkaufen. Ein klarer Fall von Diskriminierung. Noch dazu, so die Richter, da das lesbische Paar eine einfache weiße Torte bestellt hatte, sprich, die Bäckerin nicht einmal bei der Produktion der Köstlichkeit auf eine lesbische Lebensweise hätte eingehen müssen.  

Gefährliches Spiel der Justiz 

Es ist kaum anzunehmen, dass der Streitfall damit beendet sein dürfte, denn hinter der Bäckermeisterin steht die konservative Becket Fund for Religious Liberty, eine Organisation, die gezielt Urteile gegen Homosexuelle anstrebt. Man wolle für Müller weiterkämpfen, um sicherzustellen, dass „die Freiheit, ihren Glauben durch ihre kreative Arbeit auszuleben, gewahrt bleibt und der Gerechtigkeit in vollem Umfang Genüge getan wird“, so der Verband in einer ersten Stellungnahme.  

Das Kernproblem geht dabei weit über den aktuellen Fall hinaus: Wir der inzwischen mehrheitlich stark konservative Supreme Court ein drittes Mal beauftragt, ein Urteil in ähnliches Causa zu sprechen, könnte dies schlussendlich so allumfassend geschehen, dass die Diskriminierung von Schwulen Lesben landesweit komplett und weitreichender als bisher legal wird.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Hilfe für LGBTIQ+-Asylsuchende

Schweiz geht neue Wege

Die Schweiz will in der Arbeit mit LGBTIQ+-Asylsuchenden Vertrauen und Sicherheit stärken und hat deswegen eine neue landesweite Aktion gestartet.
Faschings-Absagen in München

Queerer Rosenmontagsball bleibt

Viele Faschingsfeiern wurden in München nach dem Attentat abgesagt, der queere Rosenmontagsball wird weiterhin stattfinden, betonen die Vereine.
Bundestagswahl 2025

Reaktionen aus der Community

Nach der gestrigen Bundestagswahl sind die ersten Reaktionen aus der Community soweit gut: Betont wird aber auch die Wichtigkeit von LGBTIQ+-Politik
Neue Attacke auf LGBTIQ+

Orbán will Verfassung ändern

Erneute Attacken: Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán will weitere Schritte gegen die Community einleiten, darunter auch ein CSD-Verbot.
Bundestagswahl 2025

Wahlkrimi bis in die Morgenstunden

Ein Wahlkrimi bis in die Morgenstunden, jetzt steht fest: Die nächste Regierung wird wahrscheinlich Schwarz-Rot. Was könnte das für LGBTIQ+ bedeuten?
Mutmacher der Community

Schwulenaktivist Cleve Jones

Er ist US-Schwulenaktivist der ersten Stunde: Cleve Jones. Angesichts von Trump und Co fordert er die Community zu einem neuen Miteinander auf.
Ein besonderes schwules Leben

Dorfmuseum ehrt schwule Einwohner

Eine Ausstellung, die zu Tränen rührt: Ein Dorf im Südwesten Englands ehrt ein schwules, verstorbenes Einwohnerpaar und ihr besonderes Leben.
Neue Verbote in Italien

Gesetzentwurf gegen LGBTIQ+

Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni will LGBTIQ+ im Schulunterricht verbieten lassen, erste Fälle von Zensur gab es jetzt bereits in Sardinien.
Neuer Rekord in den USA

25 Millionen LGBTIQ+-Amerikaner

Rund 25 Millionen erwachsene US-Amerikaner sind LGBTIQ+, mehr als jemals zuvor, inzwischen fast jeder zehnte Einwohner, so die neuste Studie.