Direkt zum Inhalt
Milliarden gegen Missbrauch

Milliarden gegen Missbrauch Neue Daten zu sexuellem Missbrauch in den USA – die meisten Opfer waren Jungs

ms - 17.01.2025 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

In den USA hat die katholische Kirche rund fünf Milliarden US-Dollar an Entschädigungs-Zahlungen bei Fällen von sexuellem Missbrauch geleistet – die Summe wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten bezahlt. Bei vier von fünf Opfern handelte es sich dabei um minderjährige Jungs. 

Missbrauch in hunderten Diözesen 

Das geht aus der neuen Studie „Georgetown University’s Center for Applied Research in the Apostolate“ hervor, die jetzt veröffentlicht wurde. Der Milliardenbetrag wurde seit 2004 von Bistümern und geistlichen Gruppen bezahlt, hauptsächlich für Anwaltskosten, Therapiemaßnahmen für die Opfer und Entschädigungszahlungen.

Der Großteil von 80 Prozent der Missbrauchsfälle hat sich dabei vor 1990 ereignet. In der Studie wurde sexueller Missbrauch von Priestern und Kirchenmitarbeitern an Minderjährigen in über 200 Diözesen und in mehr als 220 religiösen Gemeinschaften aufgezählt. 

Kein Umdenken in Deutschland

Anfang der Woche zog zuletzt erst in Deutschland die Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“ ebenso eine bittere Bilanz: 15 Jahre nach Bekanntwerden der massiven Missbrauchsfälle in der Bundesrepublik sei die Aufarbeitung gescheitert, die Kirche halte dabei zudem offenbar nach wie vor an ihrem Vertuschungssystem fest. 

Sprecher Matthias Katsch sprach gegenüber der dpa von „mafiösen Strukturen“ bei der römisch-katholischen Kirche; immer wieder seien dabei sexuell übergriffige Priester kurzerhand nach Lateinamerika oder Afrika versetzt worden, wo sie ungehindert weiter arbeiten konnten. Bereits 2022 hielt die Kanzlei Westphal, Spilker und Wastl in einem Gutachten fest, dass allein im Erzbistum München und Freising fast 500 Minderjährige sexuell von Geistlichen missbraucht worden waren und sprach von einem „erschreckenden Phänomen der Vertuschung“ sowie davon, dass eine echte Reue in der katholischen Kirche nicht zu erkennen sei

Genaue Zahlen, wie viele Jugendliche durch Priester in den letzten Jahrzehnten in der Bundesrepublik sexuell missbraucht worden sind, gibt es bis heute nicht – viele Fälle wurden vertuscht oder nie publik. Die MHG-Studie dokumentierte allerdings 3.700 minderjährige Opfer und etwa 1.700 Täter. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen vielfach höher sind. In Deutschland warten laut Katsch bis heute die Opfer auf eine angemessene Entschädigung. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Verhaftungen in Kamerun

Vier Männer ohne Prozess in Haft

In Kamerun wird die Lage immer schlimmer: Vier Muslime sitzen seit Monaten ohne Prozess in Haft, weil sie ein „Schwulenvideo“ gesehen haben sollen.
Raubüberfall auf Clubbetreiber

Schwule Dating-Masche in Italien

Ein schwuler Clubbetreiber wurde in Italien überfallen, der Täter gefasst. Die Polizei verfolgt nun die Spur eines Erpresserrings, Opfer sind Schwule.
Aufarbeitung der Aids-Krise

Appell an Bundesregierung

Das Thema HIV/Aids muss aufgearbeitet und die aktuelle Forschung stärker unterstützt werden, fordern die Gleichstellungsministerien der Bundesländer.
Dirk-Bach-Platz eingeweiht

Community feiert TV-Liebling

Nach einer Gerichtsposse kann in Köln endlich gefeiert werden: Der Dirk-Bach-Platz wurde jetzt zur Freude der ganzen Community eingeweiht.
Sichere Herkunftsstaaten

EuGH schwächt Pläne der Regierung

Ein Herkunftsland darf nur dann als sicher eingestuft werden, wenn alle Bürger darin sicher leben können, auch LGBTIQ+, so das Urteil des EuGH.
Robert Wilson ist tot

Star-Regisseur stirbt mit 83 Jahren

Robert Wilson schuf magische Bilderwelten am Theater und der Oper. Nun ist der schwule Avantgardist mit 83 Jahren im US-Bundesstaat New York gestorben
Hass-Gewalt gegen Kirche

CSD-Gottesdienst mit Folgen

Nach einem CSD-Gottesdienst letzte Woche zum Pride in Stuttgart wurden zwei Pfarrer massiv verbal attackiert. Viele Angreifer waren dabei sehr jung.
Roland Henß ist tot

Unterstützer vieler deutscher CSDs

Trauer in der Community: Der CSD-Aktivist Ronald Henß starb im Alter von 56 Jahren. Er engagierte sich für viele Prides in ganze Deutschland.
Neue Richtlinien bei LinkedIn

Anpassung beim Thema Hassrede

LinkedIn hat seine Richtlinien in dieser Woche ohne Vorankündigung geändert. Queere Menschen werden beim Thema Hassrede nicht mehr erwähnt.