Kritik an der Queer-Politik LGBTI*-Menschen werden schlechter bezahlt und erleben Diskriminierung im Job
Die diesjährige „Out in Office“-Studie zeigte eindrucksvoll auf, dass es im Berufsleben noch immer gravierende Missstände für LGBTI*-Menschen gibt – sie erleben nach wie vor Diskriminierung und Mobbing und werden in vielen Fällen schlechter bezahlt als ihre heterosexuellen Kollegen. Die Linksfraktion hat sich mit Blick auf den Queer Pay Gap nun an die Bundesregierung gewandt.
Kein Blick für soziale LGBTI*-Probleme?
In 29 Fragen wollte die Partei dabei über den aktuellen Stand von queeren Menschen in Beschäftigungsverhältnissen in der Privatwirtschaft informiert werden. Beantwortet wurde der Fragenkatalog vom Queer-Beauftragten der Bundesregierung, Sven Lehmen (Grüne), der zum einen die Wichtigkeit von mehr Forschung in diesem Bereich betonte und ansonsten vor allem auf den Aktionsplan „Queer leben“ verwies.
Für die queer-politische Sprecherin der Linksfraktion, Kathrin Vogler, waren die Antworten offenbar nicht zufriedenstellend: „Ich fragte die Bundesregierung danach, wie sie den durch Studien belegten Queer Pay Gap in der Privatwirtschaft und im Öffentlichen Dienst beenden möchte. Hierzu verwies sie lediglich auf die Empfehlungspapiere der Arbeitsgruppen des Aktionsplans ´Queer leben´. Dieser ist jedoch nie über die Planungsphase hinausgekommen. Die Antworten der Bundesregierung zeigen an, dass die Queerpolitik der Ampel die sozialen Lebensverhältnisse zu wenig in den Blick nahm.“
Blick auf sozial schwache LGBTI*-Menschen
Der Gender Pay Gap ist ein bekannter Fachbegriff, der alljährlich auf die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam macht. Auch homosexuellen und queeren Menschen widerfahren allerdings vielfältige Diskriminierungen in der Arbeitswelt, die ihnen Aufstiegschancen verwehren oder zum Arbeitsplatzwechsel führen können. Laut Vogler könnten gerade im Bereich des Öffentlichen Dienstes Bund, Länder und Kommunen eine Vorbildfunktion wahrnehmen, doch auch hier wird nach Angaben der queer-politischen Sprecherin dem „Problem nicht ins Auge geschaut.“
Vogler betont weiter: „Der Queer Pay Gap ist bislang wenig bekannt, ist jedoch ein durch viele nationale und internationale Studien bewiesenes Kriterium, das die Lohnungleichheit zwischen queeren und nicht-queeren Menschen in Beschäftigungsverhältnissen berechnen kann (…) Der Bundesregierung sind Diskriminierungen von queeren Menschen in Arbeitsverhältnissen kaum bekannt und Projekte zur Beseitigung sind über die Ideenphase kaum hinausgekommen. Dies zeigt, dass die Queerpolitik der Ampel im Bereich des Sozialen schwach aufgestellt war. Diskriminierungen in der Arbeitswelt können zu Lohneinbußen und ein später geringeren Rente führen. Queerpolitik sollte die soziale Realität der Arbeitswelt stärker in den Blick nehmen und Maßnahmen zur Unterstützung queerer Menschen entwickeln.“
Akute Probleme im Job
Das Thema Diskriminierung ist nach wie vor ein großes Problem in der Berufswelt. Die EU-Grundrechteagentur stellte in diesem Jahr fest, dass jeder fünfte LGBTI*-Mensch (19%) am Arbeitsplatz in Deutschland davon betroffen ist. Die Office-Studie zeigte zudem auf: Am meisten Ungleichbehandlung erleben Schwule, Lesben und Bisexuelle in ihrem Job, wenn es um das Thema Wertschätzung (15,1%), Urlaub (12,5%) und Beförderung (10,7%) geht.
Etwa jeder Zwanzigste von ihnen (5,7%) fühlt sich auch in puncto Gehalt diskriminiert. 60 Prozent der Schwulen und Lesben erleben ein voyeuristisches Interesse und Irritationen, rund 55 Prozent werden abwertend behandelt oder vorgeführt, 40 Prozent erlebt sexuelle Belästigung, 23 Prozent Beschimpfungen und Beleidigungen und 25 Prozent Erpressung und Mobbing.