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Anstieg der Hass-Gewalt

Anstieg der Hass-Gewalt Fast jedes fünfte Gewaltdelikt in Deutschland richtet sich gegen LGBTI*

ms - 13.12.2024 - 11:30 Uhr
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Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) hat heute in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt (BKA) einen umfassenden Lagebericht zur Hasskriminalität gegenüber LGBTI*-Menschen in Deutschland vorgelegt – die Anzahl der Straftaten haben sich dabei seit 2010 um den Faktor 10 erhöht. 

Erneuter Anstieg von Straftaten

Das BKA verzeichnete so insgesamt 1.785 Straftaten im Jahr 2023, wobei die Daten aktuell noch abweichen von jenen aus dem Frühjahr 2024, hier hatte das Bundesinnenministerium 2.353 Fälle verzeichnet. Grund dafür ist, dass das BKA ein neues System zur Erfassung von Fallzahlen erarbeitet hat. Tatsächlich verlässliche und überprüfbare statistische Daten sind daher erst mit der Erfassung der Sachlage ab 2024 verfügbar. Klar ist aber bereits jetzt, so das BKA: „Die Ergebnisse zeigen einen weiteren Anstieg queerfeindlicher Straftaten.“ Binnen eines Jahres stiegen die Fälle von Hasskriminalität demnach um mindestens 50 Prozent an. 

Die Täter sind jung und männlich

Begangen werden die Taten zumeist von jungen und überwiegend männlichen Personen, die in „sozialen Gruppen mit homogenen, oft homophoben Einstellungen sozialisiert wurden.“ Insgesamt sind 88 Prozent der Tatverdächtigen männlich. In puncto Staatsangehörigkeit weißt das BKA daraufhin, dass bei den mutmaßlichen Tätern nur eine Staatsangehörigkeit aufgenommen wird, auch dann, wenn bei der betreffenden Person zwei Staatsangehörigkeiten vorliegen. Drei Viertel der mutmaßlichen Täter haben so (auch) eine deutsche Staatsangehörigkeit. 

Jedes fünfte Gewaltdelikt betrifft LGBTI*

Dabei hält das BKA weiter fest: „Die Gewaltdelikte, die sich gegen LSBTIQ* richten, machten im Jahr 2023 insgesamt 18,15 Prozent vom gesamten thematischen Straftatenaufkommen aus.“ Damit richtet sich knapp jedes fünfte Gewaltdelikt in Deutschland gegen Homosexuelle und queere Menschen. Drei Viertel der Opfer sind dabei Männer. Schwerpunktmäßig kommt es im Bereich Hasskriminalität  gegenüber LGBTI* so zu Beleidigungen (rund 32%), Körperverletzungen (rund 17%), Volksverhetzungen (rund 15%) und Sachbeschädigungen (rund 11%). 

Motive der Täter

Zu den Hintergründen der Motive hält das BKA dabei außerdem fest: „Erklärungsansätze aus Psychologie und Sozialwissenschaften zeigen, dass die Motivation für Hasskriminalität gegen LSBTIQ* einer tief verankerten Homophobie und Transphobie entspringt, die durch kulturelle, religiöse und familiäre Werte und Normen gefördert wird. Ein zentraler Aspekt der Tatmotivation ist die Wahrnehmung einer Bedrohung der eigenen sozialen oder moralischen Normen. Tatbegehende sehen LSBTIQ* oft als Bedrohung für traditionelle Geschlechterrollen und heteronormative Familienstrukturen, was möglicherweise auch mit gesellschaftlichen Veränderungen und der zunehmenden Sichtbarkeit und Anerkennung von LSBTIQ*-Rechten zusammenhängt.“ 

Lehmann betont raueres Klima 

Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, erklärt dazu: „Das gesellschaftliche Klima ist polarisierter und rauer geworden. Das ist besorgniserregend. Das Verhöhnen, Lächerlichmachen und Verachten von Menschen wird zunehmend normalisiert. Das stachelt Menschen an, wiegelt sie auf und ermutigt sie zu aggressivem Verhalten im Alltag. Eine Gesellschaft, in der Hass, Verachtung und Wut gefeiert, gar angestachelt und entfesselt werden, ist keine Gesellschaft, in der Minderheiten wie LSBTIQ* sicher sind. Es ist eine Gesellschaft, in der letztlich niemand sicher ist.“

Der Lagebericht mache dabei deutlich, dass das Engagement gegen LGBTI*-Feindlichkeit eine politische und gesellschaftliche Daueraufgabe bleibe: „Diskriminierungen und Gewalt gehören weiterhin zum Alltag vieler LSBTIQ*. Bei allen politischen und rechtlichen Fortschritten: LSBTIQ* bleiben eine verwundbare gesellschaftliche Gruppe. Gerade in Krisenzeiten bekommen Ideologien Zulauf, die ganze Gruppen wie etwa LSBTIQ* verächtlich machen.“

Lehmann begrüßt daher, dass sich die Innenministerkonferenz in ihrer Herbstsitzung 2025 erneut mit der Verbesserung der Prävention, Erfassung und Strafverfolgung von LGBTI*-feindlicher Hasskriminalität befassen wird. 

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