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Differenzierung bei der Akzeptanz
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Differenzen bei der Akzeptanz Mehr Zuspruch für Homo- und Bisexuelle, eher Ablehnung bei Trans- und nicht-binären Menschen in der Schweiz

ms - 22.11.2024 - 09:30 Uhr

Die Schweizer differenzieren sehr deutlich, wenn es um die Akzeptanz gegenüber der LGBTI*-Community geht – so das zentrale Ergebnis einer Studie des Politik- und Kommunikationsforschungszentrums gfs in Bern. „So sind Sympathien und Verständnis vor allem dann vorhanden, wenn es um die sexuelle Orientierung einer Person geht – das heißt insbesondere bei schwulen, lesbischen und bisexuellen Personen. Sobald jedoch die Geschlechtsidentität (trans und non-binäre Menschen) oder Intergeschlechtlichkeit ins Spiel kommen, sinkt das Verständnis in diesem Fall deutlich“, so die Studienleiter. 

Befragung innerhalb wie außerhalb der Community

Die umfassende Studie wurde im Auftrag mehrerer Verbände durchgeführt, darunter Amnesty International und Pink Cross. Befragt wurden im Oktober dieses Jahres 1.005 Schweizer ab 16 Jahren. Daneben wurden auch rund 1.000 Menschen aus der LGBTI*-Community separat dazu befragt. 87 Prozent der Einwohner sind heterosexuell, rund 11 Prozent definieren sich als Mitglied der LGBTI*-Community – 54 Prozent davon wiederum sind homosexuell, weitere 33 Prozent bisexuell. 

Unterschiede innerhalb von LGBTI*

Die Kernthese festigt sich auch in weiteren Details der Befragung: So hat eine Mehrheit der Schweizer eine klar positive Haltung, wenn es um grundsätzliche Werte und Freiheiten für die LGBTI*-Community geht, lehnt Forderungen von Trans-Menschen aber mehrheitlich ab. 53 Prozent wollen beispielsweise keine genderneutralen Toiletten oder Umkleiden, nur ein Drittel (32%) spricht sich für die Teilnahme von Trans-Personen im Spitzensport aus, fast die Hälfte (47%) würde sich hier nur eine eigene Kategorie vorstellen können. 48 Prozent sind demnach auch der Meinung, Trans- und nicht-binäre Menschen folgen einem Trend und wollen viel Aufmerksamkeit; die hohen Zustimmungswerte zu dieser Aussage finden sich in allen Altersklassen wieder und sind auch unabhängig von der Religiosität einer Person.  

Die große Mehrheit von rund 80 Prozent der Schweizer fühlt sich auch gut informiert über das Leben von Schwulen und Lesben, bei Trans- und nicht-binären Personen sind es weit weniger als die Hälfte. Rund 60 Prozent der Eidgenossen sind der Auffassung, die queere Community bekommt derzeit zu viel Aufmerksamkeit. 

Keine Klischees, aber Diskriminierung

Erfreulich ist, dass eine deutliche Mehrheit der Schweizer klassischen Klischees über Schwule und Lesben widerspricht und ihnen nicht mehr zustimmt, beispielsweise der Aussage, Lesben hätten nur noch nicht den „richtigen Mann“ gefunden, die sexuelle Orientierung könne man mit Willenskraft ändern oder auch homosexuelle Menschen wären keine guten Eltern. 

Trotzdem gibt es noch Luft nach oben. Rund jeder dritte Schweizer (35%) findet, Menschen sollten ihre sexuelle Orientierung nicht in der Öffentlichkeit zeigen – so finden es auch nur 45 Prozent erfreulich, wenn zwei schwule Männer sich in der Öffentlichkeit küssen, weitere 20 Prozent sind unentschlossen. Im Gegenzug versucht bis heute eine Mehrheit der LGBTI*-Menschen aus Angst vor Angriffen, auf Straßen (61%) oder im öffentlichen Personennahverkehr (53%) nicht als homosexuell oder queer aufzufallen. Rund jeder Fünfte von ihnen hat auch bereits Diskriminierung beispielsweise in einem Café oder Restaurant, im Gesundheitswesen wie aber auch im Job erlebt. 18 Prozent der Befragten berichteten auch von persönlichen Gewaltandrohungen. Die Hälfte von ihnen (50%) erlebte Beleidigungen oder Beschimpfungen. 

Nur knapp jeder Fünfte hat den Vorfall auch gemeldet, die Mehrheit von 79 Prozent schwieg, weil so etwas „dauernd passiert“, sich „nichts ändern würde“ und der Vorfall von den Behörden sowieso „nicht ernstgenommen werden würde.“ Die Studienleiter dazu: „Ein erheblicher Teil der Betroffenen hat regelmäßige Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht. Beleidigungen, Bedrohungen und unangemessenes Anstarren gehören für viele mehr oder weniger regelmäßig zum Alltag. Schockierend ist, dass etwa jede dritte Person in den letzten fünf Jahren körperliche oder sexuelle Übergriffe erlebt hat – die meisten dieser Vorfälle werden jedoch nie gemeldet.“

Outing und Fazit 

Erfreulich indes ist, dass rund 90 Prozent der Homosexuellen inzwischen offen gegenüber Freunden mit ihrer Sexualität umgehen. Gegenüber der Familie sind es rund 70 Prozent, im Job etwas mehr als die Hälfte. 78 Prozent der LGBTI*-Personen in der Schweiz sind außerdem zufrieden mit ihrem Leben. 

Abschließend sei die Studie dabei auch ein Zeugnis von unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Schweizer Bevölkerung bezüglich ihrer Einstellung zur LGBTI*-Community, so die Autoren: „Diese Widersprüchlichkeit spiegelt sich beispielsweise darin wider, dass zwar klare Mehrheiten der Bevölkerung das Ausleben der eigenen Sexualität als Menschenrecht absolut anerkennen, die Hälfte der Bevölkerung sich aber gleichzeitig mindestens teilweise daran stört, wenn sich zwei Männer auf offener Straße küssen.“

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