LGBTI*-Kongress der Polizei Besseres Verständnis und mehr Dialog zwischen Polizei und Community
Rund 150 Polizisten aus Niedersachen und dem gesamten Bundesgebiet sowie weitere Vertreter aus den Bereichen Wissenschaft, Politik und Gesundheitswesen nahmen in dieser Woche am allersten Fachkongress zum Thema LGBTI* teil. Die Polizei spricht von einem Meilenstein für die inklusive Polizeiarbeit in Niedersachen und in ganz Deutschland.
Sicheres Umfeld für LGBTI*-Personen
„Wir leben in einer Zeit, in der Queerfeindlichkeit leider noch immer weit verbreitet ist. Doch als Polizei sind wir entschlossen, diese zu bekämpfen und für alle Menschen eine Gesellschaft zu schaffen, in der sich niemand für seine Identität verstecken muss", so die Präsidentin der Polizeidirektion Hannover, Gwendolin von der Osten.
Zudem bekräftigte sie: „Wir müssen ein Umfeld schaffen, in dem sich alle Menschen - unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität und Vielfaltsdimensionen – sicher und akzeptiert fühlen. Dort setzen auch die polizeilichen Ansprechpersonen und die zentrale Landeskoordination LSBTIQ an. Sie sind nicht nur brückenbauende und unterstützende Expertisen, die ermutigen sollen, Anzeige zu erstatten, sondern sie bewegen wichtige Aufgabenbereiche zu LSBTIQ sowohl intern als auch extern der Polizei Niedersachsen und leisten somit einen wichtigen Beitrag um das Vertrauen aufzubauen und zu stärken.“
Massive Zunahme der Hasskriminalität
Wie wichtig das ist, zeigt ein Blick auf die aktuelle Statistik im Bereich Hasskriminalität. Deutschlandweit sind die offiziellen Fallzahlen zuletzt innerhalb eines Jahres um 65 Prozent angestiegen, in Niedersachen war ein Anstieg von fast 79 Prozent zu verzeichnen.
Innenministerin Daniela Behrens hatte dazu erklärt: „Einen besonders hohen Anstieg haben wir leider bei Straftaten zu verzeichnen, die gegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität und Orientierung oder wegen ihres Geschlechts begangen werden. Sie werden zu einem hohen Anteil durch Hasspostings im Internet begangen. Allerdings hat sich in diesem Bereich auch die Zahl der Gewalttaten erhöht. Auch hier zeigt sich einmal mehr der Verrohungseffekt, dass aus hasserfüllter Sprache Gewalttaten werden.“ Die Studie der EU-Grundwerteagentur belegte zudem in diesem Jahr, dass 90 Prozent der Angriffe gar nicht erst angezeigt werden.
Faires Klima bei der Polizei
Mastermind hinter dem ersten Kongress dieser Art war der LGBTI*-Landeskoordinator Leon Dietrich, der betonte: „Die Einrichtung einer Landeskoordination LSBTIQ und der Kongress setzen ein starkes Zeichen für den Willen der Polizei Niedersachsen, als Vorbild für eine inklusive Gesellschaft voranzugehen.“
Der Antidiskriminierungsexperte Emre Celik beteuerte, dass endlich nachhaltig gegen Diskriminierung und Mobbing vorgegangen werden müsse, auch innerhalb der Polizei. Noch immer unterscheidet sich die Bereitschaft der Beamten, LGBTI* aktiv positiv einzubinden, je nach Bundesland sehr. „Die gelebte Arbeitskultur und geprägten sozialen Normen müssen weiterentwickelt werden, damit ein gesundes und faires polizeiliches Klima entstehen kann", so Celik.
Keine Sprechverbote
Vor Ort waren weitere Vertreter aus der LGBTI*-Community wie Helmut Metzner, Vorstand der Bundesstiftung Magnus-Hirschfeld, Trans-Aktivistin Julia Monro, Diversity-Expertin Dr. Verena Molitor, Soziologin Kristina Schäfer, Holger Edmaier vom Verein "100% Mensch" oder auch Regisseurin und Journalistin Mo Asumang, die dafür warb, mittels des Dialogs Brücken zu bauen.
Dabei betonte Asumang auch, dass es keine Sprechverbote geben dürfe, wie das derzeit gerade auch in Teilen der linken Community immer wieder präsent ist: „Die Gesellschaft muss sich zu einer solchen entwickeln, in der unterschiedlichste, auch extreme, Haltungen und Meinungen in einem konstruktiven Dialog ausgetauscht werden können, dieser Dialog von gegenseitigem Respekt getragen wird und dieser dazu führt, dass aus unterschiedlichen Positionen eine vielfältige Gesellschaft gestaltet wird.“
In Workshops und Fachdiskussionen wurde das Thema LGBTI* weiter vertieft. Dietrichs Bilanz: „Der Kongress war ein Sinnbild für unser gemeinsames Engagement für eine inklusive Polizei und Gesellschaft, in der jeder Mensch frei ohne Diskriminierung, Hass und Angst leben kann und die wir nur gemeinsam verändern können und werden.“ Und Polizeipräsidentin von der Osten ergänzte abschließend: „Sie können sich stets darauf verlassen, dass wir an Ihrer Seite stehen – nicht nur als Unterstützende, sondern als aktive Partnerin. Vertrauen stärken, Haltung zeigen, Werte leben – das sind die Eckpfeiler unserer Arbeit. Die Würde des Menschen ist unantastbar, unsere Freiheit ist unverletzlich!“