Pride in Malawi Rund 100 mutige Menschen nahmen am ersten CSD im Land teil, in dem Homosexualität mit 14 Jahren Haft bestraft wird
Während in Deutschland bei den CSD-Demonstrationen um mehr rechtliche Gleichberechtigung und Akzeptanz geworben wird, haben Prides anderenorts oftmals einen deutlich dramatischeren Hintergrund – im ostafrikanischen Malawi konnte jetzt die allererste große Demonstration für die Rechte von Homosexuellen stattfinden. Bis heute wird Homosexualität im Land kriminalisiert und sogar darüber diskutiert, die bestehenden Verbote zu erweitern und ein Anti-Homosexuellen-Gesetz wie in Uganda einzuführen.
Langjähriger Kampf für Entkriminalisierung
Die Gay-Community kämpft indes unbeirrt um mehr Gleichberechtigung, auch, nachdem zuletzt im Juli dieses Jahres eine Klage vor dem Obersten Gerichtshof scheiterte – die Richter bekräftigen, dass Haftstrafen von bis zu 14 Jahren für homosexuelle Handlungen rechtmäßig seien.
Mehr noch, die Richter bezweifelten in ihrer Urteilsbegründung sogar, dass Schwule und Lesben überhaupt diskriminiert werden würden. Internationale Menschenrechtsverbände sprachen von einem „schwarzen Tag“ für das Land und betonten, dass das Urteil gegen die eigene Verfassung, gegen internationale Menschenrechte und gegen die Afrikanische Charta verstößt. Der bisher zehnjährige Kampf zur Streichung des Homosexuellen-Verbots geht damit also weiter.
Ein Tag der Sichtbarkeit
Aus diesem Grund plante der Schwulenaktivist und Mitbegründer der Nyasa Rainbow Alliance, Eric Sambisa, den allerersten großen Pride in Malawi – und wider aller Erwartungen ist ihm das zusammen mit der internationalen LGBTI*-Organisation All Out gelungen. Vor drei Jahren hatte es bereits einen CSD in kleiner Ausführung gegeben, nun also ein tatsächlicher Pride.
„Für uns ist der Pride mehr als nur eine Feier. Es ist eine Chance, aus dem Schatten zu treten, stolz in der Gemeinschaft zu stehen und zumindest für einen Tag im Jahr Akzeptanz zu spüren. Hier in Malawi gilt es als Verbrechen, schwul zu sein. Aus diesem Grund werden wir von unseren Mitmenschen schikaniert, aus der Schule geworfen, bekommen keine Wohnung, werden abgewiesen und sind von noch viel Schlimmerem bedroht“, so Sambisa.
100 mutige Menschen bei Demonstration
„An dieser bunten Pride nahmen über 100 Menschen teil, von denen einige ihre Identität zum ersten Mal öffentlich feierten. Die Teilnehmer versammelten sich, sangen im Einklang, trugen Regenbogenfarben und schwenkten Fahnen und Schilder, die Botschaften der Liebe verbreiteten. Aber das war noch nicht alles. Die Nyasa Rainbow Alliance organisierte auch Podiumsdiskussionen mit LGBTI*-Rechtsaktivisten, Juristen und religiösen Führungspersonen aus dem ganzen Land, um zu diskutieren, wie die Gleichstellung im Land weiter vorangebracht werden kann“, so Kampagnenmanager Andrés von All-Out. Möglich gemacht hatten das Hunderte von Spenden aus der ganzen Welt, auch aus Deutschland.