Ein Pride in Malawi? Ein Gay-Aktivist plant das erste große Pride-Event, um Homosexualität im Land endlich zu entkriminalisieren
Seit über einem Jahrzehnt wird in dem ostafrikanischen Land Malawi darüber diskutiert, ob Homosexualität legalisiert werden soll – schwule Einheimische befürchten, dass durch immer neue Anti-Homosexuellen-Gesetze wie in Uganda die Zeit auch in Malawi wieder zurückgedreht werden soll. Könnte das allererste große Pride-Event da vielleicht ein positives Umdenken bewirken?
14 Jahre Haft für Schwule
Bereits im Dezember 2011 hatte Justizminister Ephraim Chiume erklärt, dass Gesetze zur Strafbarkeit homosexueller Handlungen aufgehoben werden sollten, immer mal wieder wurden die Paragrafen auch formal eingefroren, zuletzt im Jahr 2015. Abgeschafft sind die Gesetze allerdings bis heute nicht und sehen im Grundsatz Haftstrafen für schwule Männer von bis zu 14 Jahren vor. Lesbischer Sex indes ist straffrei.
Schwule sind Freiwild
Die ewige Hinhaltetaktik im Kampf um mehr Rechte sorgt im Land zudem dafür, dass vor allem homosexuelle Männer bis heute im Zentrum von verbalen und physischen Angriffen stehen. „Hier in Malawi gilt es als Verbrechen, schwul zu sein. Aus diesem Grund werden wir von unseren Mitmenschen schikaniert, aus der Schule geworfen, bekommen keine Wohnung, werden abgewiesen und sind von noch viel Schlimmerem bedroht“, so Gay-Aktivist Eric Sambisa, Mitbegründer der Nyasa Rainbow Alliance.
Der Afrikaner kämpft bereits seit über einem Jahrzehnt für die schwule Gemeinschaft vor Ort und outete sich dafür sogar im nationalen Fernsehen als homosexuell – seitdem wird sein Leben immer wieder direkt wie indirekt mit dem Tode bedroht. Einschüchtern lassen will sich Sambisa nicht, im Gegenteil sogar, er plant den allerersten großen CSD in Malawi. „Für mich bedeutet Freiheit, dass ich frei als die Person leben kann, die ich wirklich bin. Wenn deine Existenz verleugnet und kriminalisiert wird, hast du am Ende das Gefühl, dass du nicht wichtig bist. Als ob du unsichtbar wärst.“
Akzeptanz für einen Tag im Jahr
Bereits vor drei Jahren gelang es ihm so, einen ersten kleinen Pride-Marsch zu organisieren. Das Ziel damals war klar gesteckt, es sollte ein sicherer Raum für Homosexuelle entstehen, um zusammenzukommen und der malawischen Bevölkerung zu zeigen, dass „wir überhaupt existieren und Würde und Respekt verdienen.“
Nun plant Sambisa eine richtige Pride-Veranstaltung und sammelt dafür aktuell auch Spenden. „Für uns ist der Pride mehr als nur eine Feier. Es ist eine Chance, aus dem Schatten zu treten, stolz in der Gemeinschaft zu stehen und zumindest für einen Tag im Jahr Akzeptanz zu spüren.“ Zudem sind die Hoffnungen groß, so endlich die langsamen Mühlen der Justiz von neuem zu bewegen und eine positive Änderung herbeiführen zu können – jenseits von all dem homophoben Hass, der in immer mehr Regionen Afrikas derzeit um sich greift.