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Zensur in der Schule
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Zensur in der Schule Ob LGBTI*-Bücher oder Klassiker wie George Orwells "1984" - was missfällt, wird in Florida ungefragt verbannt

ms - 14.11.2024 - 14:00 Uhr

Es ist Zensur in einem dramatischen Ausmaß – das zeigen die neusten Daten des Bildungsministeriums in Florida. Der US-Bundesstaat hat jetzt eine neue Liste herausgegeben, welche Bücher aus den Schulen sowie den Schulbibliotheken entfernt wurden - betroffen sind weit über 1.000 Werke. Seit den letzten Gesetzesänderungen ist es Eltern sowie auch anderweitig Menschen in Florida möglich, gegen die Nutzung eines Buches Einspruch zu erheben. 

Einschränkung der Freiheit 

Die Schulbezirke müssen sich in den meisten Fällen inzwischen dann ohne kritische Beurteilung an diese gewünschten Buchverbote halten – und in einem Jahresbericht gegenüber der Regierung von Florida offenlegen, welche Bücher entfernt worden sind und welche nicht. Laut Analysen der American Library Association und der Schriftstellervereinigung PEN America ist Florida nach wie vor landesweit führend bei der Entfernung von Büchern aus Schulbibliotheken – in den allermeisten Fällen sind dabei Werke betroffen, die Homosexualität ansprechen oder LGBTI* thematisieren – vom Sachbuch über den Jugendratgeber bis hin zum altersgerechten Roman. Allesamt werden diese ohne weitere Diskussion als „pornografisch“ eingestuft. 

„Eine Zugangsbeschränkung ist eine Einschränkung der Freiheit zu lesen. Schüler verlieren die Möglichkeit, auf Bücher zuzugreifen, die ihre eigenen Lebenserfahrungen widerspiegeln, auf Bücher, die ihnen helfen, zu lernen und sich in Menschen einzufühlen, die andere Lebenserfahrungen haben“ so Kasey Meehan von PEN America.

Absurde Welt: George Orwell wird zensiert 

Weitere Opfer der Zensur in Florida sind daneben Bücher über den Holocaust wie beispielsweise „Anne Franks Tagebuch“ oder andere Literaturklassiker wie „1984“ von George Orwell – eine Geschichte über einen Überwachungsstaat, der mit allen Mitteln Zensur ausübt. Da stellt sich mancherorts die Frage, ob man hysterisch lachen oder doch lieber bitterlich weinen sollte.  

Besonders bedauerlich ist dabei, dass einzelne fanatische Eltern für alle Schüler bestimmen können, was gelesen werden darf und was nicht – die meisten Eltern indes würden wollen, dass ihren Kindern alle Bücher frei zur Verfügung stehen, betont Stephana Farrell vom Florida Freedom to Read Project. „Wir leben in einem Staat, in dem natürlich auch die Rechte der Eltern anerkannt, gehört und beachtet werden sollten. Aber wir verlangen Rechenschaft und eine genaue Aufzeichnung darüber, wie sich diese Gesetze auf unsere Kinder auswirken und was ihnen zur Verfügung steht.“

Auf Rückfrage erklärte indes Sydney Booker, die Sprecherin des Bildungsministeriums von Florida, die Zensurkritik käme nur von „linksextremen Aktivisten“, denn man verbiete hauptsächlich nur „sexuell explizites Material“. Die Bevölkerung solle sich lieber fragen, warum „diese Aktivisten weiterhin dafür kämpfen, Kinder sexuell eindeutigem Material auszusetzen.“ Wer kennt sie nicht, die pornografischen Sexszenen, von denen Anne Frank geschrieben hat. 

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