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Schule des Hasses
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Schule des Hasses Willkür beim schulischen Heimunterricht: US-Christen befeuern unkontrolliert Homophobie

ms - 04.11.2024 - 15:00 Uhr

Anders als in Deutschland ist es in den USA bis heute vielerorts möglich, seine Kinder zu Hause zu unterrichten – Homeschooling ist nach wie sehr beliebt, gerade auch bei christlichen Familien. LGBTI*-Verbände warnen nun vor einer zunehmenden Welle von Hass auf Homosexuelle, die Kindern jenseits des klassischen Schulunterrichts zu Hause eingetrichtert wird. 

Homeschooling macht homosexuelle Kinder krank

Im Interview mit Uncloseted Media berichteten in den letzten Wochen viele homosexuelle erwachsene Amerikaner, wie sie im Homeschooling jahrelang Hass und Hetze auf LGBTI* erlebt haben. Stand der Verdacht im Raum, selbst schwul oder lesbisch zu sein, folgten oftmals drakonische Strafen wie Auspeitschungen mit Gürteln, sehr gerne auch unter Aufsicht des christlichen Predigers vor Ort. 

Die Opfer berichten heute als Erwachsene, wie sehr sie sich alleine gelassen fühlten, positive Rollenvorbilder fehlten und sich immer mehr in ihnen der Eindruck festigte, als homosexuelles Kind abartig veranlagt zu sein. Untermauert werden die Aussagen von einer Studie des Journal of LGBT Youth, die landesweit betroffene LGBTI*-Schüler befragte, die im Homeschooling unterrichtet wurden. 

Das Ergebnis: 87 Prozent von ihnen waren psychisch erkrankt, 72 Prozent berichteten über Suizid-Pläne und 22 Prozent hatten tatsächlich auch mindestens einen Selbstmordversuch unternommen. „Wir haben festgestellt, dass LGBTI*-Schüler, die zu Hause unterrichtet wurden, einen astronomisch höheren Anteil an negativen psychischen Folgen haben“, betont Sloan Okrey Anderson, Assistenzprofessorin an der St. Catherine Universität und Autorin der Studie.

Befürwortung von Prügelstrafen

Das große Problem: Bis heute scheinen übergeordnete Behörden oftmals nicht so genau hinzusehen, wenn die Kinder durch christliche Homeschooling-Organisationen unterrichtet werden – dabei werden die Eltern von ihnen mit Lehrmaterial und Lehrplänen versorgt. 

Nebst der oftmals homophoben und feindlichen Grundstimmung gegenüber Schwulen und Lesben setzen sich viele dieser christlichen Vertreter auch nach wie vor für die Aufrechterhaltung von missbräuchlichen Praktiken wie das Versohlen von Kindern mit Gegenständen und das Verprügeln ein. LGBTI*-Verbände wie GLAAD warnen davor, dass im Zuge der massiven Zunahme von Anti-LGBTI*-Gesetzen in den USA homosexuelle Jugendliche im Homeschooling noch stärker und öfter zu Opfern werden könnten. 

Starke Lobby konservativer Christen

Wie hoch die Gefahr ist, untermauern laut Elizabeth Bartholet, Rechtsprofessorin und Direktorin des Child Advocacy Programmes an der Harvard Law School, weitere Untersuchungen: „Ungefähr 50 Prozent der Eltern, die zu Hause unterrichten, sind konservative Christen, die eine Reihe von feindlichen LGBTI*-Ansichten haben. Die Homeschooling-Bewegung ist ähnlich wie die Waffenlobby, sie haben einen engen Fokus, sind sehr gut organisiert und alles, worum sie sich kümmern, ist sicherzustellen, dass es keine Regulierung der Eltern gibt, auch nicht in Bezug auf Missbrauch und Vernachlässigung.“

Lehrmaterial mit Schwulen-Bashing 

Erstaunlicherweise scheint die überregionalen Schulbehörden auch nicht zu tangieren, dass die Lehrmaterialien vieler christlicher Homeschooling-Organisationen bis heute mit menschenfeindlichen Aussagen aufwarten – Homosexualität wird hier wie selbstverständlich als Sünde dargestellt, schwule Männer durchwegs als Pädophile. 

„Ohne die institutionellen Unterstützungssysteme, die typischerweise in öffentlichen Schulen zu finden sind, wie zum Beispiel Gay-Straight-Allianzen und unterstützende Lehrer, erleben  betroffene homosexuelle Jugendlichen deswegen oft eine tiefe Isolation und mangelnde Unterstützung“, so Studienautorin Anderson.

Keine Kontrolle, keine Regeln 

Das große Problem: In den USA gibt es keine einheitlichen Regelungen für den Heimunterricht, in elf US-Bundesstaaten wie beispielsweise Texas existieren sogar gar keine Vorschriften. Doch selbst anderenorts mit gewissen Richtlinien ist die Lage desolat, wie Rechtsprofessorin Bartholet weiter betont: „Niemand kontrolliert wirklich, was zu Hause gelehrt wird, egal wo im Land.“

Ganz offen gibt es vielerorts auch direkte Verbindungen zwischen den christlichen Organisationen und Anti-LGBTI*-Hassgruppen wie der Alliance Defending Freedom, die nicht müde wird, zu betonen, dass die queere Community alle Kinder indoktrinieren wolle. Der mächtige Verein macht sich bis heute für die gewalttätige Züchtigung von Kindern durch Eltern stark und lehnt die weltweit festgelegten Schutzrechte für Kinder durch die Vereinten Nationen (UN) ab. Die USA ist bis heute die einzige aller 195 Nationen, die die Richtlinien zur Gewaltfreiheit gegenüber Kindern zwar unterzeichnet, aber nie offiziell ratifiziert hat. 

Keine Besserung in Sicht

Und wie lässt sich die fatale Situation vielleicht verbessern? Studienautorin Anderson: „Insgesamt wäre in diesem Land alles viel besser, wenn wir aufhören würden, Christen eine rechtliche Sonderbehandlung zu gewähren. Alle Kinder sollten ein Recht auf unabhängige Bildung haben, und wenn Eltern sich weigern, dies zu gewährleisten, sollten die Kinder einen Raum haben, in dem sie sagen können: 'Ich will etwas anderes für mich'.“ 

Das fürwahr dürfte in den USA in absehbarer Zeit wohl ein frommer Wunsch bleiben. An die betroffenen Jugendlichen gewandt sagt Anderson abschließend: „Haltet durch, denn eines Tages werdet ihr die Kontrolle über euer Leben bekommen.“

 

Hier gibt es Hilfe

Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen, die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.

Mit Beratung steht dir auch der Coming Out Day Verein via Messenger oder E-Mail unter www.coming-out-day.de zur Seite. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de

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