Hassverbrechen in England Religiös motivierte Taten erreichen Rekordzahlen
Die Polizei in England und Wales hat nun die neusten Daten zur Hasskriminalität für 2023/2024 bekannt gegeben – religiös motivierte Angriffe haben dabei binnen eines Jahres um 25 Prozent zugenommen. Es sind Rekordzahlen, die seit der jährlichen Datenerfassung seit 2012 noch nie so verzeichnet worden sind. Insgesamt registrierten die britischen Behörden rund 140.000 Straftaten, die Dunkelziffer dürfte dabei noch einmal deutlich höher liegen.
23.000 Angriffe auf Homosexuelle
Besonders dramatisch haben dabei die Attacken auf Juden zugenommen, hier haben sich die Zahlen mehr als verdoppelt. Die Zahl der Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung der Opfer hat im Jahreszeitraum bis März 2024 zwar geringfügig abgenommen, ist aber mit fast 23.000 gemeldeten Vorfällen auf einem Allzeithoch. Zum Vergleich: In Deutschland wurden offiziell zuletzt knapp 2.300 Angriffe gemeldet, 90 Prozent weniger im Gegensatz zu England und Wales. In beiden Fällen dürfte auch hier die Dunkelziffer sehr hoch sein.
Simon Blake, Geschäftsführer der LGBTI*-Lobbyorganisation Stonewall, erklärte gegenüber BBC News, dass die der Polizei gemeldeten Hassverbrechen nur einen kleinen Teil des Gesamtbildes ausmachen würden. „Es ist wichtig, dass alle Betroffenen Zugang zu Unterstützung haben. Der Kampf gegen den Hass wird gemeinsam geführt, deshalb müssen wir zusammenarbeiten, um eine Gesellschaft aufzubauen, in der jeder sicher und respektiert ist und keinen Schaden erleidet.“
Tatsächliche Fallzahlen deutlich höher
Und Danielle James, Geschäftsführerin des queeren Vereins Not A Phase, betonte überdies: „Wir wissen nur zu gut, dass die Community zögert, diese Verbrechen überhaupt zu melden, daher sind solche Statistiken immer mit großer Vorsicht zu genießen.“ Die EU-Grundwerteagentur stellte zuletzt in einer europäischen Befragung fest, dass rund 90 Prozent aller Angriffe auf Homosexuelle gar nicht erst angezeigt werden.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass die Ereignisse im Nahen Osten zu mehr Hass und Spannungen auf unseren Straßen führen, und diejenigen, die dieses Gift verbreiten - offline oder online - müssen mit der vollen Härte des Gesetzes rechnen“, betonte schließlich Innenministerin Yvette Cooper. Die angespannte Lage führt dazu, dass aus religiösen Motiven heraus auch Homosexuelle verstärkt angegriffen werden. Die Zahl der rassistisch motivierten Hassverbrechen ist zuletzt indes um rund fünf Prozent gesunken, ist aber mit 99.000 Fällen ebenso noch sehr hoch.