Direkt zum Inhalt
Angst vor der Geldstrafe

Angst vor der Geldstrafe? Im Rechtsstreit um Schadensersatz nach einem schwulen Bühnenkuss erklärte The 1975 jetzt, die Veranstalter in Malaysia tragen die Schuld am Festivalabbruch

ms - 17.09.2024 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

Gesinnungswechsel bei der britischen Band The 1975 – noch im August verteidigten die Mitglieder den schwulen Kuss zwischen Frontsänger Matty Healy und Bassist Ross MacDonald auf der Bühne des Good Vibes Festivals 2023 in Malaysia. Die Rede war von „performativen Aktivismus“ gegen die Anti-Homosexuellen-Gesetze im Land. Jetzt macht die Band offensichtlich einen Rückzieher – vielleicht aus Angst vor den Strafzahlungen?  

Rechtsstreit um Millionenbeträge 

Im laufenden Rechtsstreit zwischen Festivalleitung und Band ist eine Schadensersatzforderung von umgerechnet rund 2,2 Millionen Euro im Raum – nach dem schwulen Kuss war der Aufritt sowie das gesamte dreitägige Festival vorzeitig von der malaysischen Regierung abgebrochen worden, mehrere andere Bands konnten gar nicht erst auftreten. In Malaysia ist die Zurschaustellung und „Werbung“ von Homosexualität sowie auch homosexuelle Handlungen selbst strafbar und können mit bis zu zwanzig Jahren Gefängnis bestraft werden. 

Kritik am Vorgehen der vierköpfigen Brit-Band kam inzwischen auch aus der schwul-lesbischen Community selbst. Healys Aktion hätte vielen Homosexuellen im Land jetzt das Leben noch schwerer gemacht und mühsame Bemühungen um ein Stück mehr Gleichberechtigung torpediert. 

Sind die Veranstalter selbst schuld? 

The 1975 argumentiert hingegen, die vier Bandmitglieder hätten nicht gewusst, dass der Kuss zum Abbruch des Festivals führen würde. Während des Good Vibes Festivals in Kuala Lumpur sprach sich Healy gegen die strengen Gesetze Malaysias gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen aus und küsste dann McDonald.

Die Anwälte der Band erklärten, dass die Organisatoren des Festivals, Future Sounds Asia, von der Geschichte der Band, die sich auf der Bühne immer wieder für LGBTI*-Rechte einsetzt, hätten wissen müssen und dass sie durch die Buchung der Gruppe „freiwillig“ die möglichen Konsequenzen akzeptiert hätten. Ähnliche Aktionen habe es bereits in früheren Jahren gegeben: Während eines Auftritts in Dubai im Jahr 2019 küsste Healy einen männlichen Fan auf den Mund; im selben Jahr entrollte die Band während einer Show in Russland eine Pride-Flagge.

Wussten die Bandmitglieder von den Regeln?

Future Sounds erklärte indes nun, dass die Mitglieder von The 1975 sehr wohl die Regeln kannten, die Kommentare über Politik und Religion auf der Bühne sowie andere Verhaltensweisen wie Alkoholkonsum, Fluchen oder das Ausziehen von Kleidung verbieten. 

Healy wurde außerdem beschuldigt, diese Regeln nicht nur mit dem Kuss und seinen Äußerungen über die Anti-Homosexuellen-Gesetze Malaysias gebrochen zu haben, sondern auch mit dem Trinken einer Flasche Wein, die auf die Bühne gestellt worden war. Zudem sei es kaum zu glauben, dass die Band nichts von den strengen Regeln gewusst habe, die sie zum einen selbst auf der Bühne kritisierten und zum anderen bereits mehrfach seit 2016 auf dem Festival aufgetreten waren.  

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Boykott beim ESC 2026

Zerbricht der Wettbewerb an Israel?

Israel wird am ESC 2026 in Wien teilnehmen, verkündete jetzt die EBU. Mehrere Länder haben daraufhin ihren Boykott des Musikwettbewerbs erklärt.
Abkehr von Diversitätspolitik

Pete Hegseths toxische Rhetorik

Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth steht erneut im Zentrum einer Debatte um sexistische, queerfeindliche und diskriminierende Aussagen.
Geheime sexuelle Beziehung

Opfer wichtig für LGBTIQ+-Szene

USA: Über drei Jahre nach dem Verschwinden eines queeren 20-jährigen Studenten hat ein damals 25-Jähriger für schuldig bekannt.
40 Jahre Haft in Mississippi

Urteil gegen schwulen Mörder

40 Jahre Gefängnis – so lautet das Urteil gegen einen 25-jährigen Mann aus Mississippi, der seinen Liebhaber tötete, um die Beziehung zu verbergen.
Rettung in Afrika

Zehn Schwule und Lesben befreit

Der afrikanische Rechtsverein „Project Not Alone“ rettete seit 2019 insgesamt 56 Homosexuelle aus der Gefangenschaft, 2025 waren es zehn Menschen.
Umstrittener Schulstoff

Streitfall in Australien

Ein umstrittener Schulstoff über LGBTIQ+ könnte in Australien jetzt zum Ausgangspunkt im Kampf gegen queerfreundlichen Sexualkundeunterricht werden.
Grand Theft Auto VI

Wird das Spiel inklusiver?

Kehrtwende bei Grand Theft Auto? Wird die sechste Auflage des Games 2026 endlich inklusiv und beleidigt nicht mehr LGBTIQ+-Menschen?