Direkt zum Inhalt
Sperre von sozialen Medien
Rubrik

Sperre von sozialen Medien Australien will die Benutzung von Social Media für Minderjährige massiv einschränken – LGBTI*-Aktivisten warnen vor Problemen

ms - 11.09.2024 - 10:00 Uhr

Nachdem Australiens Premierminister Anthony Albanese gestern erklärte, dass das Parlament an einem Gesetz arbeite, um den Zugang zu den sozialen Medien für Minderjährige stark einzuschränken oder teilweise gänzlich zu unterbinden, regt sich jetzt seitens der ersten LGBTI*-Aktivisten im Land online erste Kritik. 

So sehr digitaler Hass und Hetze eine Bedrohung für junge LGBTI*-Menschen darstellen, so sehr bieten soziale Medien auch vielfältige Kontakt- und Informationsmöglichkeiten für minderjährige Homosexuelle und queere Menschen. Es sei ein Rückschritt, dies zu unterbinden. 

Wegfall des Safe Spaces?

Online können noch nicht geoutete Jugendliche bisher zudem zahlreiche Tipps und Hilfestellungen bekommen, wie sie mit ihrer sexuellen Orientierung umgehen können oder wie sie möglichem Mobbing in der Schule am besten begegnen. Zudem biete Social Media auch einen Safe Space und ein wichtiges Gefühl der Zugehörigkeit, insbesondere für junge LGBTI*-Menschen in ländlichen Regionen Australiens mit wenig realen Anlaufstellen speziell für die Community. 

Detailfragen noch unklar

Australiens Regierung hält indes bisher daran fest, noch in diesem Jahr ein entsprechendes Gesetz einbringen zu wollen. Noch ist allerdings unklar, wie ganz praktisch die Altersbeschränkungen künftig überprüft werden sollen. Nach Angaben der Regierung werden derzeit verschiedene Möglichkeiten getestet. Viele Plattformen wie Instagram oder TikTok haben zwar bereits jetzt ein Mindestalter bei den Nutzern eingeführt, allerdings erfolgt die Kontrolle hier sehr lückenhaft.  

Mehr reale Erfahrungen statt digitale Welten 

Als Beispiel gilt derzeit eine Initiative des  Bundesstaates South Australia, wo der Zugang zu sozialen Medien künftig erst ab 14 Jahren gestattet werden soll. Bis einschließlich 15 Jahre ist dann zudem die Erlaubnis der Eltern nötig. Albanese erklärte über seinen X-Account, dass man mit der Aktion Kinder von ihren Handys wegholen wolle, damit diese wieder „mehr reale Erfahrungen mit realen Menschen machen“ würden. Die geistige und körperliche Gesundheit von Jugendlichen müsse wieder oberste Priorität haben. Albanese wünsche sich daher, dass Minderjährige wieder vermehrt auf Fußballplätzen oder in Schwimmbädern anzutreffen seien. 

Der Premierminister hatte sich erst vor wenigen Tagen bei der LGBTI*-Community unbeliebt gemacht, nachdem bei der geplanten Volkszählung und Befragung 2026 LGBTI*-Themen ausgeklammert worden waren. Inzwischen ruderte die Regierung allerdings nach heftigen Protesten zurück. Bisher galt Albanese als Hoffnungsträger für Homosexuelle und queere Menschen in Australien

Auch Interessant

Sparkurs Berlin

Diversität besonders betroffen?

Berlin muss sparen - überproportional betroffen seien nun aber von den Einsparungen Diversitäts-Projekte, kritisieren Berliner Kulturanbieter.
Eklat beim Klimagipfel

Keine Frauenrechte wegen Homophobie

Eklat beim Klimagipfel: Der Vatikan verbündete sich offenbar mit homophoben Staaten, damit homosexuelle Frauen nicht geschützt werden.
Differenzen bei der Akzeptanz

Schweizer und die LGBTI*-Community

Mehr Zuspruch für Homo- und Bisexuelle, eher Ablehnung bei Trans- und nicht-binären Menschen - so die Ergebnisse einer neue Befragung der Schweizer.
Augen zu bei US-Hassverbrechen

Warum werden Theaterstücke zensiert?

Zensur an US-Schulen: Immer öfter wird offenbar versucht, das Theaterstück über den Mord an dem schwulen Studenten Matthew Shepard zu verhindern.
E-Zigaretten bei LGB

Trend bei Schwulen und Bisexuellen

Homo- und Bisexuelle in den USA greifen überdurchschnittlich oft zur E-Zigarette, warnen jetzt US-Experten. Die Frage ist, warum?
Rotstift bei Lambda Berlin

Queere Organisation schlägt Alarm

Das Jugendnetzwerk Lambda in Berlin schlägt Alarm: Die geplanten Kürzungen der Stadt bedrohen demnach die Existenz des Vereins für LGBTI*-Jugendliche.
Skandalfall P. Diddy

Neue Vergewaltigungsvorwürfe

Der Skandal um US-Rapper P.Diddy weitet sich aus, immer mehr Männer und Frauen berichten von äußerst brutalen Vergewaltigungen.