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Geschlechtsneutrale U-Boote
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Geschlechtsneutrale U-Boote Das erste Atom-U-Boot für Männer und Frauen wird zum neuen Hassobjekt im amerikanischen LGBTI*-Kulturkampf

ms - 17.09.2024 - 14:00 Uhr

Skandal! Der totale Wahnsinn! Ein Hohn! So und so ähnlich erzürnen sich in diesen Tagen zahlreiche Amerikaner online über das erste geschlechtsneutrale U-Boot, das die US-Marine jetzt zu Wasser gelassen hat. 

Ein U-Boot für beide Geschlechter 

Bereits vor 14 Jahren im Jahr 2010 hob die US-Marine ihr Verbot für weibliche Seeleute auf U-Booten auf, doch weiterhin blieben die atomgetriebenen U-Boote der Navy nur auf männliche Seeleute zugeschnitten. Das neue U-Boot mit dem Namen USS New Jersey wurde jetzt während einer Zeremonie in der Naval Weapons Station Earle vorgestellt. 

Das U-Boot bietet Platz für eine Besatzung von 135 Marineangehörigen und wurde so konzipiert, dass Sicherheit und Privatsphäre sowohl für männliche als auch für weibliche Matrosen gewährleistet sind. Dazu gehören Vorkehrungen wie eine größere Privatsphäre in den Waschräumen und Schlafbereichen sowie der Zugang zu den oberen Kojen und den Überkopfventilen, die auf die Größe, Reichweite und Kraft von Frauen abgestimmt sind.

Nachrüstung alter U-Boote

Die US-Marine reagiert damit auf die Tatsache, dass immer mehr Frauen ihren Dienst in der Navy ausüben und dabei in den letzten Jahren verstärkt Bedenken aufkamen, dass die Wohnräume an Bord für die weibliche Physiologie schlecht geeignet sind und einen deutlichen Mangel an Privatsphäre bieten. Aus diesem Grund rüstete die Marine bereits ältere U-Boote nach, bevor nun das erste neue geschlechtsneutrale U-Boot eingeweiht wurde. Mit Stand von letztem Jahr verrichten 609 Frauen ihren Dienst auf einem amerikanischen U-Boot. 

Anstachelung im LGBTI*-Kulturkampf

Im Zuge des Kulturkampfes gegen die LGBTI*-Community wird das neue U-Boot online seitdem durch den Kakao gezogen und erntet viel Spott und Hohn – das wiederrum wird in diesen Tagen dankbar von homophob-konservativen und rechtsextremen Kreisen rund um den Präsidentschaftswahlkampf freudig aufgegriffen. 

Einige fragen online, wann denn dann die ersten „genderneutralen“ Toiletten eingebaut werden würden, andere empfehlen einen Außenanstrich in Regenbogenfarben. Man sollte das U-Boot zudem in „USS TikTok“ umbenennen, so oder so sei es dabei kein „Wunder, dass die USA weltweit ausgelacht werden.“ 

Ein anderer User kommentiert: „Unsere Feinde zittern vor Angst bei dem Gedanken an unser geschlechtsneutrales U-Boot. Sogar unsere U-Boote werden in dieses wahnsinnige Gender-Schlamassel hineingezogen.“ Ein weiterer Kritiker fragt ironisch nach, welche Pronomen man künftig verwenden müsse, wenn man über das U-Boot reden würde.

Klare Kante seitens der Navy

Die US-Marine zeigt sich von dem Hass unbeeindruckt und erklärte kurz angebunden, dass noch weitere geschlechtsneutrale U-Boote künftig die Flotte bereichern werden. Mehr noch, so Vizeadmiral Robert Gaucher, Befehlshaber der Submarine Forces Atlantic: „Alle zukünftigen nuklear angetriebenen Angriffs-U-Boote und ballistischen Raketen-U-Boote werden geschlechtsneutral vom Kiel aufwärts entworfen werden.“ 

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