Direkt zum Inhalt
Kehrtwende in Australien
Rubrik

Kehrtwende in Australien Nach heftigen Protesten wird die Regierung bei der nächsten Volksbefragung auch Homosexuelle einbeziehen, verspricht Premierminister Albanese

ms - 30.08.2024 - 12:00 Uhr

Anfang der Woche war die LGBTI*-Community in Australien in heller Aufregung – bei der geplanten Volkszählung und Befragung 2026 sollten LGBTI*-Themen sowie Fragen zur Sexualität ausgeklammert werden. Noch im letzten Jahr hatte Australiens Premierminister Anthony Albanese bekräftigt, die LGBTI*-Community mit einbeziehen zu wollen. Nach massiven Protesten von Politik und Bevölkerung überdachte Albanese die Sachlage wohl jetzt noch einmal. 

Mehr als eine einfache Volkszählung

Die landesweite Befragung der Bevölkerung liefert wichtige Daten über die Lebensrealität der Australier und dabei, wenn sie denn mitgedacht werden, insbesondere auch von LGBTI*-Menschen. Die daraus gewonnenen Einsichten können maßgeblich dazu beitragen, mit daraus resultierenden neuen Richtlinien und Gesetzen das Leben der homosexuellen und queeren Australier deutlich zu verbessern – es geht also um weit mehr als nur um die einfache Frage, wie viele LGBTI*-Menschen es in Down Under genau gibt. 

Die neue Regierung unter Albanese hatte 2022 bei Amtsantritt zudem auch versprochen, Fragen zur Sexualität und Geschlechtsidentität mit einfließen lassen zu wollen. Die Absage daran beurteilen mehrere LGBTI*-Verbände im Land daher in dieser Woche als „Verrat“ an der Community und als ein „Armutszeugnis“, man wolle einmal mehr LGBTI*-Menschen „unsichtbar“ machen. Alabanese galt zudem bisher als starker Unterstützer der Community und zeigte sich auch erstmals als amtierender Premierminister bei einem Pride

Frage zur Sexualität 

Nun also die Kehrtwende: Albanese erklärte gegenüber dem Radiosender ABC Melbourne, seine Regierung sei die Fragen zur Volkszählung nicht „Zeile für Zeile“ durchgegangen und es sei Sache des australischen Statistikamtes, zu entscheiden, was gefragt werde. Aber: Es werde auch mindestens eine Frage zur Sexualität und zur sexuellen Präferenz geben. 

Die schwul-lesbische Community zeigte sich in einer ersten Reaktion zufrieden über den Kurswechsel. Die Grünen im Land indes drohten derweil mit einer erzwungenen Abstimmung im Parlament, wenn nicht auch Trans-Personen sowie intersexuelle Menschen in die Fragen mit einbezogen würden. Eine tatsächliche Wirkung auf den Fragenkatalog dürfte ein solches politisch-strategisches Vorhaben allerdings nicht haben. 

Auch Interessant

Lücken bei der Männerarbeit

Ideen gegen heterosexuelle Homophobie

Gewalttätige Homophobie bei Heteros. Um dem entgegenzuwirken, braucht es flächendeckend geschlechterreflektierte Männerarbeit, fordern Experten.
Bereit für die US-Wahl

Fast alle LGBTI*-Wähler sind registriert

Eine neue Studie zeigt: Die LGBTI*-Community ist bereit für die Präsidentschaftswahl im November in den USA, fast alle haben sich registrieren lassen.
Schwule Senioren in England

Neue Leitlinien für Pflegeheime

Die Angst vor Homophobie im Alter ist groß. Neue Richtlinien sollen die Lage für homosexuelle Senioren in englischen Pflegeheimen jetzt verbessern.
Kanzlerfrage bei der Union

Friedrich Merz wird Kanzlerkandidat

Friedrich Merz ist Kanzlerkandidat der Union. Mit dieser überraschenden Entscheidung traten er und CSU-Chef Söder heute vor die Presse.
Bidens Resümee

Der US-Präsident und die Community

Der scheidende US-Präsident Joe Biden zieht in einem historischen Interview ein erstes Fazit über seine Arbeit für die LGBTI*-Community.
Geschlechtsneutrale U-Boote

US-Marine erntet Shitstorm

Das erste geschlechtsneutrale Atom-U-Boot der USA wird zum neuen Hassobjekt im amerikanischen LGBTI*-Kulturkampf. Die US-Marine reagiert gelassen.
Pride im Kriegsgebiet

Fazit des Kharkiv Pride in der Ukraine

Rund 30km von der russischen Grenze mitten im Kriegsgebiet demonstrierten jetzt LGBTI*-Menschen beim Kharkiv Pride für mehr Akzeptanz in der Ukraine.
Angst vor der Geldstrafe?

Knickt die Brit-Band The 1975 ein?

Knickt The 1975 ein? Im Rechtsstreit um Schadensersatz nach einem schwulen Bühnenkuss in Malysia sagt die Brit-Band, man habe von nichts gewusst.
Regenbogenfahne im Müll

Ermittlungen gegen FPÖ-Politiker

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen FPÖ-Politiker wegen des Verdachts der Verhetzung. Er hat eine Regenbogenfahne in den Müll geworfen.