Kehrtwende in Australien Nach heftigen Protesten wird die Regierung bei der nächsten Volksbefragung auch Homosexuelle einbeziehen, verspricht Premierminister Albanese
Anfang der Woche war die LGBTI*-Community in Australien in heller Aufregung – bei der geplanten Volkszählung und Befragung 2026 sollten LGBTI*-Themen sowie Fragen zur Sexualität ausgeklammert werden. Noch im letzten Jahr hatte Australiens Premierminister Anthony Albanese bekräftigt, die LGBTI*-Community mit einbeziehen zu wollen. Nach massiven Protesten von Politik und Bevölkerung überdachte Albanese die Sachlage wohl jetzt noch einmal.
Mehr als eine einfache Volkszählung
Die landesweite Befragung der Bevölkerung liefert wichtige Daten über die Lebensrealität der Australier und dabei, wenn sie denn mitgedacht werden, insbesondere auch von LGBTI*-Menschen. Die daraus gewonnenen Einsichten können maßgeblich dazu beitragen, mit daraus resultierenden neuen Richtlinien und Gesetzen das Leben der homosexuellen und queeren Australier deutlich zu verbessern – es geht also um weit mehr als nur um die einfache Frage, wie viele LGBTI*-Menschen es in Down Under genau gibt.
Die neue Regierung unter Albanese hatte 2022 bei Amtsantritt zudem auch versprochen, Fragen zur Sexualität und Geschlechtsidentität mit einfließen lassen zu wollen. Die Absage daran beurteilen mehrere LGBTI*-Verbände im Land daher in dieser Woche als „Verrat“ an der Community und als ein „Armutszeugnis“, man wolle einmal mehr LGBTI*-Menschen „unsichtbar“ machen. Alabanese galt zudem bisher als starker Unterstützer der Community und zeigte sich auch erstmals als amtierender Premierminister bei einem Pride.
Frage zur Sexualität
Nun also die Kehrtwende: Albanese erklärte gegenüber dem Radiosender ABC Melbourne, seine Regierung sei die Fragen zur Volkszählung nicht „Zeile für Zeile“ durchgegangen und es sei Sache des australischen Statistikamtes, zu entscheiden, was gefragt werde. Aber: Es werde auch mindestens eine Frage zur Sexualität und zur sexuellen Präferenz geben.
Die schwul-lesbische Community zeigte sich in einer ersten Reaktion zufrieden über den Kurswechsel. Die Grünen im Land indes drohten derweil mit einer erzwungenen Abstimmung im Parlament, wenn nicht auch Trans-Personen sowie intersexuelle Menschen in die Fragen mit einbezogen würden. Eine tatsächliche Wirkung auf den Fragenkatalog dürfte ein solches politisch-strategisches Vorhaben allerdings nicht haben.