Anschluss an England Nordirlands Gesundheitsminister erlässt Verbot von Pubertätsblockern für Minderjährige, um „Schlupflöcher“ zu schließen
Seit März dieses Jahres dürfen in England Pubertätsblocker nicht mehr an Jugendliche vergeben werden. Die britische Regierung reagierte damit auf einen Beschluss des Gesundheitsdienstes NHS sowie auf die Ergebnisse mehrerer Studien, die darlegten, dass Pubertätsblocker zu lebenslangen Schäden wie einem massiven Knochenschwund, einer verminderten Intelligenz oder auch psychischen langfristigen Beschwerden führen können.
Untermauert wurde der Beschluss auch durch den Cass-Report, der ebenso vor der Vergabe bei Minderjährigen warnte. Jetzt hat sich auch Nordirland dieser Einschätzung im Eilverfahren angeschlossen, um „Schlupflöcher“ zu schließen – so war es Interessenten bisher möglich, von England nach Nordirland zu fahren und sich dort Pubertätsblocker weiter verschreiben zu lassen.
Vorübergehendes Verbot
Mit sofortiger Wirkung tritt daher morgen ein vorübergehendes Verbot in Kraft, Pubertätsblocker dürfen von Dienstag an nicht mehr vergeben werden. Unklar ist noch, ob Kinder, die bereits Pubertätsblocker erhalten, diese weiter bekommen oder nicht. Bisher waren die Medikamente für Jugendliche unter 18 Jahren verschreibungspflichtig, durften aber verwendet werden.
Das aktuelle Verbot wurde per Dringlichkeitsverfahren behandelt und vom Gesundheitsminister Mike Nesbitt unterzeichnet. Dieser erklärte via X: „Ich habe die Zustimmung der Exekutive eingeholt, das vorübergehende Verbot von Pubertätsblockern auf Nordirland auszuweiten, bis eine langfristige Lösung gefunden ist. Klinische Studien im Vereinigten Königreich werden in diese Entscheidung einfließen. In der Zwischenzeit wird Nordirland nicht länger eine potenzielle Hintertür für den Zugang sein.“
Nesbitt betonte dabei gegenüber der BBC auch noch einmal die Ergebnisse des Cass-Reports – nach vierjähriger Untersuchung wurde darin festgehalten, dass es keine ausreichende Grundlage für die Vergabe von Pubertätsblockern oder Hormonen an Kinder gibt. Die Richtlinien für die Behandlung von Kindern mit dem Wunsch eines Geschlechtswechsels seien nicht evidenzbasiert und stehen „auf einem wackeligen Fundament“, so Forschungsleiterin Dr. Hilary Cass in ihrem unabhängigen Bericht.
Kritik von Grünen und Trans-Verein
Die Entscheidung wurde seitens der umstrittenen Trans-Organisation Mermaids scharf kritisiert, diese sei „sehr enttäuschend“ und stelle eine „gefühllose Missachtung“ von jungen Menschen dar. Der Verein Mermaids machte seit 2022 mehrfach Negativ-Schlagzeilen, verlor eine Klage gegen die schwul-lesbische Organisation LGB Alliance und steht in der Kritik, unreflektiert für Pubertätsblocker zu werben.
Ash Jones von der Green Party betonte, die Ankündigung des Gesundheitsministers via X sei „besonders unsensibel“ gewesen. Dies sei „sehr enttäuschend“, der Minister habe dabei die Lage für Trans-Menschen noch schlimmer gemacht.
Ein Vertreter der Sinn Féin Partei erklärte, die endgültige Entscheidung über die Gesundheitsversorgung von Jugendlichen müsse nun von Fachärzten getroffen werden. Dem schloss sich inhaltlich auch Alexa Moore von der LGBTI*-Organisation Rainbow Project an.
Fehlende Langzeitnachweise
Die Gesundheitssprecherin der Democratic Unionist Party (DUP) Diane Dodds indes erklärte, dass das jetzt ausgesprochene Verbot „eine vernünftige Entscheidung auf der Grundlage medizinischer Expertenmeinungen ist. Unsere Position zur Bereitstellung von Pubertätsblockern war klar, und angesichts der fehlenden Langzeitnachweise für die Sicherheit von Kindern, ist es richtig, dass der vorsichtigste Ansatz gewählt wird.“
Auch die stellvertretende Vorsitzende der nordirischen Partei Aontú, Gemma Brolly, begrüßte die Anordnung und betonte, die Verschreibung von Pubertätsblockern an Kinder sei „falsch und gefährlich“. Und weiter: „Es können irreversible Schäden bei Kindern entstehen, von denen viele in der Zukunft eine De-Transition anstreben könnten.“ Ein Sprecher der Alliance Partei ergänzte gegenüber der BBC: „Das Wohlergehen der jungen Menschen und ihrer Familien muss im Mittelpunkt unserer Entscheidungsfindung stehen, wenn wir dieses Thema diskutieren.“