Meilenstein für Bisexuelle Landesweites Vorbildprojekt von schwarz-roter Regierung in Berlin gestartet
Die Stadt Berlin fördert die erste Fachstelle zum Thema Pan- und Bisexualität in Deutschland. Träger ist der Verein BiBerlin, der drei Schwerpunkte in seiner Arbeit setzen will: Beratung sowie Empowerment für nicht-monosexuelle Menschen sowie die Sensibilisierung der Mehrheitsgesellschaft und LGBTI*-Community für spezifische Belange von bisexuellen Personen.
Meilenstein für Bisexuelle
Das Projekt basiert auf dem Koalitionsvertrag der schwarz-roten Hauptstadt-Regierung unter Leitung des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) und wurde auch im Berliner LGBTI*-Aktionsplan Ende letzten Jahres bereits beschlossen. Das Projekt sei dabei ein riesiger Meilenstein in der Versorgung von bisexuellen Menschen in Deutschland, so Vorstandsmitglied Thilo Wetzel von BiBerlin: „Wir freuen uns darüber, dass hier seitens der Politik endlich Versäumnisse nachgeholt und dieser längst überfällige Schritt gegangen wird.”
Mit der Bereitstellung von Beratungen soll künftig bisexuellen Menschen in einem geschützten Rahmen kompetent geholfen werden – vom Coming-Out über Diskriminierungserfahrungen bis hin zur Lebens- und Familienplanung. Kernziel ist es dabei, das Selbstbewusstsein zu stärken. Außerdem soll durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit sowohl die Gesellschaft wie auch die Politik verstärkt auf die bisexuelle Community aufmerksam gemacht werden.
Pilotprojekt mit Vorbild-Funktion
„Die Fachstelle Bi+ ist quasi ein Pilotprojekt. Wir hoffen, dass sie Vorbild für andere Städte sein wird. Eine in Berlin zu haben reicht natürlich nicht, denn auch in anderen Regionen Deutschlands arbeiten die Bi+ Gruppen vor allem ehrenamtlich!”, so Stefan Jerichow, Mitglied des Vorstands bei BiBerlin, der bereits 2018 gegründet wurde. Bislang fanden Veranstaltungen in unterschiedlichen LGBTI*-Lokalitäten in Berlin statt, nun beginnt die Suche nach dauerhaft geeigneten Räumen.
Diskriminierung in der Community
Ein Angebot speziell für bisexuelle Menschen sei auch deswegen wichtig, weil diese oftmals auch in der LGBTI*-Community übersehen und nicht mitgedacht werden. „Viele Bi+-Personen erfahren sowohl in der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft als auch in der queeren Szene Ausgrenzung und Diskriminierung“, so der Verein weiter. Eine Vereins-Umfrage unter bisexuellen Menschen aus dem Jahr 2022 hatte so auch Probleme in der Community aufgezeigt: Häufige Vorurteile und Klischees zeichneten dabei bisexuelle Personen als unentschlossen, zu feige sich als homosexuell zu outen, untreu und promiskuitiv sowie als Verbreiter von HIV und anderen Geschlechtskrankheiten aus.
„Auch heute noch wird die bloße Existenz von Bisexualität infrage gestellt, als Modeerscheinung oder Phase abgestempelt und nicht als valide sexuelle Identität anerkannt“, so der Verein weiter. Demzufolge leiden Bisexuelle oft unter Minderheitenstress, outen sich seltener als Schwule und Lesben und haben ein höheres Risiko, psychisch zu erkranken.