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Massaker im Kongo
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Massaker im Kongo Der Krieg mit Rebellen ist der „Zorn Gottes“ über LGBTI*-Menschen, so die Meinung vieler Einheimischen

ms - 09.07.2024 - 10:00 Uhr

Seit Beginn dieses Jahres kämpft die kongolesische Armee gegen eine bewaffnete Rebellengruppe namens M23 – im Fokus dabei stehen inzwischen vor allem LGBTI*-Personen, denn man gibt ihnen die Schuld am Krieg. Über eine halbe Million Menschen mussten inzwischen ihre Häuser verlassen und anderweitig Schutz suchen. So wächst der Hass auf Homosexuelle und queere Menschen im Land immer weiter an, LGBTI*-Personen sitzen auf einem Pulverfass. 

Der Zorn Gottes 

Einen wirklich logischen Grund, warum ausgerechnet die LGBTI*-Community den Krieg verursacht haben soll, gibt es nicht. Viele Einwohner der Demokratischen Republik Kongo schreiben Schwulen und Lesben trotzdem die Schuld zu, denn durch ihr „unmoralisches Leben“ sei der „Zorn Gottes“ über das Land gekommen. LGBTI*-Menschen würde die „göttliche Intervention“ nur durch ihre bloße Existenz verhindern, erklärt die Trans-Aktivistin Amanda Kayumba das Denken vieler ihrer Landsleute. 

Gewalt und Missbrauch

Was derzeit im Land mit LGBTI*-Menschen passiert, beschreibt sie kurz und knapp als „anhaltendes Massaker“. Sie selbst erlebte den blanken Horror: „Ich wurde angegriffen, bedroht, geschlagen und sexuell missbraucht. Schließlich, aus Angst um unsere Sicherheit, mussten ich und zwei meiner Trans-Schwestern das Lager verlassen und in den Straßen von Goma Schutz suchen.“ Die meisten LGBTI*-Personen landen derzeit als Vertriebene direkt auf der Straße oder in behelfsmäßigen Lagern der Stadt, wo sie unter furchtbaren Bedingungen leben und tagtäglich erneut von Gewalt bedroht sind. 

LGBTI*-Menschen als Sündenböcke 

Dazu verschlimmert sich die Lage für LGBTI*-Personen immer mehr, denn Aberglaube, Angst oder schlichter Hass verhindern inzwischen, dass Homosexuelle oder queere Menschen in den meisten Auffanglagern oder Hilfsstationen überhaupt noch Unterschlupf finden. Niemand will LGBTI*-Personen noch helfen. Dort wo sie schlussendlich vielleicht doch eine kurzzeitige Bleibe finden, droht ihnen homophobe Gewalt von anderen Flüchtlingen. 

Die aktuell einzig noch verbliebene Anlaufstation ist die Rainbow Sunrise Mapambazuko, eine der wenigen Organisationen, die Notfallhilfe für LGBTI*-Personen anbietet. Internationale LGBTI*-Organisationen wie All Out rufen zu Spenden auf, denn die Mittel vor Ort auch für Medikamente und Lebensmittel sind stark begrenzt, wie Sprecherin Aline Wanumana bestätigt. Die Lage dramatisiert sich indes weiter – und die Schuldigen scheinen allgemein festzustehen. 

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