Direkt zum Inhalt
Traurige Bilanz
Rubrik

Traurige Bilanz Mindestens 1.200 Fälle von Folter durch das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Uganda

ms - 06.06.2024 - 10:00 Uhr

Seit einem Jahr gibt es in Uganda das umgangssprachliche „Kill-the-Gays“-Gesetz, das homosexuelle Handlungen mit hohen Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe ahndet. Bis heute gilt es als eines der homophobsten und schärfsten Gesetze gegen Schwule und Lesben – erst im April dieses Jahres bestätigte das Verfassungsgericht des Landes die Rechtmäßigkeit des Gesetzes.  

Eine erste Bilanz zeigt jetzt auf: Bis heute wurden bereits 1.253 Vorfälle offiziell registriert, bei denen Homosexuelle aufgrund der neuen Richtlinie verhaftet und gefoltert worden sind. 

Massive Menschenrechtsverletzungen

Die allermeisten Opfer sind dabei offenbar schwule Männer. Nebst oftmals willkürlichen Verhaftungen und Folterungen kommt es so auch immer wieder zu Hetzjagden, gewalttätigen körperlichen Angriffen, sexuellen Übergriffe und Erpressungen. In vielen Fällen erleben Schwule auch die Zurückweisung von Familienangehörigen, Vertreibungen aus der Heimatregion oder die Zwangsräumungen ihrer Unterkünfte und Wohnungen. 

Die ersten rechtlichen Schritte im Namen des neuen Gesetzes starteten die betreffenden Behörden sowie die Polizei vor rund neun Monaten im September 2023, seitdem ist es immer wieder zu „eskalierenden Menschenrechtsverletzungen“ gekommen, so die Rechtshilfeorganisation Convening for Equality (CFE). Die Angriffe auf Schwule haben sich dabei in diesem Zeitraum im Vergleich zum restlichen Jahr 2023 vervierfacht. 

Die Mär vom schwulen Kinderschänder 

Die Angriffe erfolgen zwar im Namen des Anti-Homosexuellen-Gesetzes (AHA), finden aber laut der CFE sowohl von staatlichen wie auch nichtstaatlichen Akteuren und Gruppen statt. „Bekannte und/oder vermeintliche homosexuelle Personen wurden verhaftet, gefoltert, geschlagen, bloßgestellt, einschließlich Vertreibung und Verbannung, Erpressung, Verlust des Arbeitsplatzes und Unterbrechung der Gesundheitsversorgung. 

Dies wurde durch häufige Fake News, die auf verschiedenen Plattformen verbreitet wurden, und durch eine anhaltende Kampagne unterstützt, die Homosexuelle als Personen darstellten, die nur darauf aus sind, Kinder für die Homosexualität zu rekrutieren.“

Uganda als Vorbild für andere Länder?

Die westliche Welt reagierte in weiten Teilen seitdem geschockt auf die Einführung des Hass-Gesetzes, einige Länder wie die USA sprachen Sanktionen aus, die Weltbank stoppte alle neuen Kredite. Ugandas Präsident Yoweri Museveni und die Regierung scheint dies alles allerdings nur bedingt zu beschäftigen, seitdem im Jahr 2022 ein gigantisches Goldvorkommen von schätzungsweise 320.000 Tonnen reinstes Gold mit einem Marktwert von mindestens 19.000 Milliarden Euro im Land gefunden wurde. 

Zudem ist Uganda weiterhin einer der größten Exporteure weltweit für Kaffee, Tee und Bananen. In Afrika selbst hat das Anti-Homosexuellen-Gesetz dabei sogar vielerorts Vorbildcharakter, andere Länder wie Kenia oder Ghana arbeiten daran, ähnliche Richtlinien umzusetzen. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Festnahmen in der Türkei

Regierung stoppt Demonstrationen

112 Menschen wurden bei den Demonstrationen für Gleichberechtigung beim Weltfrauentag in der Türkei festgenommen, darunter auch LGBTIQ+-_Personen.
Historische Neuerung

Pride am Windsor Castle

Das ist historisch - und modern! Erstmals findet in diesem Sommer ein Pride beim Hauptresidenz der britischen Royals in Windsor statt.
Tolerantia Awards 2024

Besondere Ehrungen der Community

Am Wochenende werden die Toleranzia Awards verliehen, alle fünf Preisträger eint dabei eine Message: Kein Platz für LGBTIQ+-Hass!
Sex-Tapes vom Killer?

Neue Schlagzeilen im Fall Mangione

Die US-Gay-Community ist dem mutmaßlichen Mörder Luigi Mangione teilweise verfallen - nun soll es heiße Sex-Videos mit dem 26-Jährigen geben.
Fatale Verzögerungstaktik

Kenias Verbot der Homosexualität

Homosexuelle in Kenia kämpfen um ihr Leben, eine Entkriminalisierung könnte die Kehrtwende bringen, doch eine Entscheidung vor Gericht wird verzögert.
LGBTIQ+-Jugend in den USA

Neuste Zahlen geben wenig Hoffnung

Die Lage spitzt sich weiter zu, neuste Daten zeigten jetzt auf: Rund 40 % der jungen LGBTIQ+-Amerikaner denken inzwischen ernsthaft über Suizid nach.
Urteil über schwulen Sex-Blog

Fall aus Polen schlägt hohe Wellen

Darf ein schwuler Lehrer einen Sex-Blog online schreiben? Der Streit aus Polen landete jetzt vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte!
Kritik an Trumps Agenda

Uni Koblenz zum queeren Verbot

US-Präsident Trump will alle trans* Menschen aus dem Militär rauswerfen lassen - dagegen regt sich jetzt auch aus Deutschland Widerstand.
Urteil in Wien

Eifersuchtsdrama unter Lesben

Ein Eifersuchtsdrama eskalierte in Wien zwischen zwei lesbischen Frauen, bis die eine mit einem Küchenmesser auf ihre Freundin einstach.