Armut in der Community Das Bundesamt für Statistik belegt Negativ-Trend
Fast zwei Millionen LGBTI*-Menschen waren im Jahr 2023 in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht – das ist rund jeder fünfte homosexuelle oder queere Mensch. Insgesamt sind in der Bundesrepublik 17,7 Millionen Bundesbürger davon betroffen, sie machen 21,2 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Zu diesem Schluss kommt das Statistische Bundesamt in seiner neusten Veröffentlichung.
Erneuter Anstieg im Bereich Armut
Unter Einbeziehung der Ipsos-Studie von 2023 ist damit Armut und soziale Isolation auch für rund 1,95 Millionen LGBTI*-Menschen ein massives Problem. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl der armutsbetroffenen Personen in Deutschland damit erneut weiter angestiegen. Besonders davon betroffen in der LGBTI*-Community sind junge Menschen sowie Senioren.
Zur Einschätzung der Ausgangsposition erklärt das Bundesamt weiter, dass eine Person in der Europäischen Union als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht gilt, wenn mindestens eine der folgenden drei Bedingungen zutrifft: Ihr Einkommen liegt unter der Armutsgefährdungsgrenze, ihr Haushalt ist von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen oder sie lebt in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung.
Weniger als 1.310 Euro netto im Monat
Armutsgefährdet gilt ein Mensch, wenn er über weniger als 60 Prozent des mittleren sogenannten Äquivalenzeinkommens der Gesamtbevölkerung verfügt – 2023 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland netto nach Steuern und Sozialabgaben bei 1.310 Euro im Monat. Jeder siebter Bundesbürger (14,3 %) oder umgerechnet 12 Millionen Menschen waren 2023 in Deutschland demnach armutsgefährdet.
Von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen waren 5,7 Millionen Menschen (6,9 %). Das bedeutet, dass ihre Lebensbedingungen aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln deutlich eingeschränkt waren. Die Betroffenen waren zum Beispiel nicht in der Lage, ihre Rechnungen für Miete, Hypotheken oder Versorgungsleistungen zu bezahlen, eine einwöchige Urlaubsreise zu finanzieren, abgewohnte Möbel zu ersetzen oder einmal im Monat im Freundeskreis oder mit der Familie etwas essen oder trinken zu gehen.
Weitere 6,2 Millionen Menschen (9,8 %) lebten dann in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung. Das heißt, die Haushaltsmitglieder waren insgesamt sehr wenig oder nicht in den Arbeitsmarkt eingebunden.
Ein umfassender Vergleich mit anderen EU-Ländern konnte das Bundesamt noch nicht ziehen, da in einigen Ländern noch Daten fehlen. Von den derzeit vorliegenden Ergebnissen war der Anteil in Tschechien im Jahr 2023 mit 12 Prozent am niedrigsten, am höchsten war er in Bulgarien mit 30 Prozent.