Sturm gegen Homo-Ehe Chancen für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe sind gestiegen
Seitdem Anfang des Jahres Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis die Pläne bekräftigt hat, zeitnah im Land die gleichgeschlechtliche Ehe einführen zu wollen, formierte sich mehrfach Widerstand – angestachelt vor allem durch die orthodoxe Kirche. Am gestrigen Sonntag erreichten die Proteste ihren bisherigen Höhepunkt: Rund 4.000 Menschen zogen allein nach Polizeiangaben in Athen durch die Hauptstadt.
Ähnlich viele Menschen verzeichnete die Polizei auch in anderen Städten, beispielsweise Thessaloniki. Der Druck wächst, denn bereits in der kommenden Woche soll im griechischen Parlament über ein Gesetzentwurf debattiert werden. Ziel des Gesetzesvorhabens ist es, die Ehe für homosexuelle Paare zu legalisieren und ihnen auch das Recht auf Adoption einzuräumen.
Orthodoxe Kirche und rechte Politiker
Gegner des Vorhabens schießen sich dabei einmal mehr auf das Kindeswohl ein. Auch in Athen waren mehrfach Sprechchöre zu hören, die „Hände weg von unseren Kindern“ forderten. Die Homo-Ehe sei dabei eine „Bedrohung für die traditionelle Familie“. Die Leitungsgruppe der orthodoxen Kirche hatte bereits zuvor erklärt: „Keine soziale Modernisierung und keine politische Korrektheit kann das natürliche Bedürfnis von Kindern nach einem Vater und einer Mutter austricksen.“
Befeuert wird die aggressive Stimmung nebst der Kirche auch vom politisch rechten Rand. So erklärte der Vorsitzende der rechten, religiösen Partei Niki, Dimitris Natsios: „Leider hat die Woke-Agenda auch Griechenland erreicht, und zu dieser Agenda gehört auch die Ehe von Homosexuellen.“
Chancen auf Erfolg sind gestiegen
Die Chancen stehen indes trotzdem inzwischen recht gut, dass das Gesetz zeitnah verabschiedet werden könnte, denn Abgeordnete mehrerer Parteien haben sich in der Zwischenzeit klar für das Vorhaben ausgesprochen – anfangs war noch stark bezweifelt worden, ob das Gesetzesvorhaben überhaupt eine Mehrheit finden kann.
Ministerpräsident Mitsotakis wird zwar voraussichtlich nach wie vor nicht alle Mitglieder seiner Partei Nea Demokratia hinter sich versammeln können, doch mehrere Oppositionsparteien wollen dem geplanten Gesetz zustimmen. Seit 2016 gibt es in Griechenland für homosexuelle Paare die Möglichkeit, eine eingetragene Lebenspartnerschaft einzugehen – auch gegen diese Einführung waren damals im Vorfeld Vertreter der orthodoxen Kirche Sturm gelaufen.
Spaltung der Gesellschaft
Ministerpräsident Mitsotakis betonte dabei einmal mehr mit Blick auf die aktuellen Proteste: „Ich möchte nicht, dass dieses Thema die griechische Gesellschaft spaltet, ich respektiere diejenigen, die eine andere Meinung oder den Standpunkt der Kirche vertreten.“
Allerdings, so der Ministerpräsident weiter, gehe es hier um standesamtliche und nicht um kirchliche Trauungen. Die Spaltung der Gesellschaft ist bei diesem Thema laut den jüngsten Umfragen von Ende 2023 (Pew Research Center) dabei allerdings bereits gegeben: Die eine Hälfte der Griechen lehnt die Homo-Ehe ab, die andere sprach sich dafür aus.