Eine Farce aus Rom Trans-Menschen dürfen Trauzeugen und Taufpaten werden – aber nur unter bestimmten Auflagen
Ein Kommentar von Michael Schmucker
Und das Lustspiel aus Rom geht weiter – Papst Franziskus hat nun scheinbar erneut einen Schritt auf LGBTI*-Menschen zugemacht und erklärte, dass Trans-Personen auch Trauzeugen und Taufpaten sein dürfen. Achtung, es kommt ein Aber: Aber nur dann, wenn nicht die „Gefahr eines öffentlichen Skandals“ bestehe – allein das mag erneut eine spannende Auslegungssache sein. Das altbekannte Spiel aus den heiligen Hallen des Vatikans geht somit in die nächste Runde.
Verunsicherung von Gläubigen?
Ferner erklärte der Vatikan in einem Antwortschreiben an sechs Bischöfe aus Brasilien, man habe auch keine „grundsätzlichen Einwände“ gegen die Taufe von Trans-Menschen oder ihren Einsatz als Taufpaten. In allen Fällen dürfe es aber keinesfalls zu einer „Verunsicherung unter den Gläubigen“ kommen, zudem müssten die betreffenden Trans-Personen natürlich ein Leben als gläubige Katholiken führen. Die finale Entscheidungsgewalt liege dabei immer beim Priester vor Ort.
Auf die Rückfrage, ob damit künftig auch ein schwules Paar ihr adoptiertes oder durch Leihmutterschaft gezeugtes Kind beziehungsweise lesbische Eltern ihr durch Samenspende gezeugtes Kind kirchlich taufen lassen dürften, gab es einmal mehr keine eindeutige Antwort. Die zuständige Abteilung, das Dikasterium für die Glaubenslehre, blieb hier erneut sehr vage. So ein Fall wäre überdies überhaupt nur dann denkbar, wenn die „begründete Hoffnung“ besteht, dass das Kind in der katholischen Religion erzogen würde. In letzter Instanz müssten die homosexuellen Eltern dann also ihrem Sprössling erklären, dass sie selbst Sünder sind.
Homosexuelle bleiben Sünder
Damit nicht genug, bekräftige der Papst natürlich im gleichen Atemzug einmal mehr, dass Homosexualität eine Sünde bleibt und die Ehe auch weiterhin nur als Verbindung zwischen Mann und Frau zu verstehen sei, die dem Zweck der Fortpflanzung diene. Jede sexuelle Handlung außerhalb der Ehe sei zudem eine Sünde. Das dürfte viele Priester mit einer Vorliebe für Minderjährige in besondere Betrübnis versetzt haben.
Eine unmissverständliche Botschaft? Mitnichten!
Trotz der offenkundig erneuten Farce seitens des Vatikans mit Blick auf einen möglichen medialen Image-Gewinn beim Umgang mit LGBTI*-Menschen, feiern einige LGBTI*-Organisationen die neusten Aussagen aus Rom trotz alledem, allen voran die größte US-Organisation GLAAD.
Präsidentin Sarah Kate Ellis erklärte: „Das jüngste Bekenntnis von Papst Franziskus zu LGBTQ ist eine unmissverständliche Botschaft an die politischen und kulturellen Führer auf der ganzen Welt, ihre Verfolgung und Ausgrenzung von Transgender-Personen zu beenden. Papst Franziskus setzt sich weiterhin dafür ein, Barrieren abzubauen, die LGBTQ-Katholiken von der vollen Teilhabe an der römisch-katholischen Kirche fernhalten, und ruft stattdessen die Verantwortlichen weltweit auf, einladende Räume für LGBTQ-Menschen zu schaffen.“
Dass die einladenden Räume bereits bei homosexuellen Segnungen geschweige denn der Möglichkeit einer Ehe für Schwule und Lesben sofort wieder geschlossen sind, scheint Ellis geflissentlich zu übersehen. Am Ende bleibt es also wie es immer war in der römisch-katholischen Kirche: Ganz viel muss man einfach nur glauben und die Tatsachen dabei einmal mehr ausblenden. Amen.