Essstörung bei Jugendlichen Neue US-Studie legt dramatische Essstörungen bei jungen Homosexuellen dar
Eine neue Studie aus den USA lässt aufhorchen: Schwule, lesbische und bisexuelle Jugendliche sind doppelt so häufig von Essstörungen betroffen wie ihre heterosexuellen Altersgenossen. Insgesamt betrifft das rund 16,6 Millionen Amerikaner, wie die Studie der University of California in San Francisco weiter festhält.
Binge-Eating unter schwulen Jugendlichen
Die häufigste Variante der Essstörung bei jungen Schwulen ist dabei das sogenannte „Binge-Eating“ (BED), dabei nehmen die Betroffenen ungewöhnlich große Mengen an Lebensmitteln zu sich, ohne die Fähigkeit oder Bereitschaft zu entwickeln, rechtzeitig mit dem Essen aufzuhören.
Der Hauptautor der US-Studie mit dem Titel „The social epidemiology of binge-eating disorder and behaviors in early adolescents“, Dr. Jason Nagata, macht erhöhte Stressfaktoren wie Mobbing, Diskriminierung und Stigmatisierung aufgrund der sexuellen Orientierung für das schlechte Selbstwertgefühl und die damit einhergehende Essstörung verantwortlich. Die neue Studie basiert auf Daten der Adolescent Brain Cognitive Development Study, einer großen Langzeitstudie aus dem Jahr 2020, an der rund 10.000 Jugendliche teilgenommen haben.
Erhöhte Selbstmordgefährdung durch Essstörungen
Insgesamt bis zu fünf Prozent der US-Bevölkerung leiden darunter, wobei Nagata auf die schweren Folgeerkrankungen hinweist: „Essanfälle können psychische Folgen wie Depressionen und Angstzustände sowie langfristige körperliche Gesundheitsprobleme wie Diabetes und Herzerkrankungen nach sich ziehen.“ Im extremen Falle kann es dabei auch zu einer erhöhten Selbstmordgefährdung kommen.
Gerade unter homosexuellen Jugendlichen sei so die Gefahr besonders groß, weswegen Nagata angesichts des höheren Risikos es auch von zentraler Bedeutung hält, dass „Gesundheitsdienstleister ein einladendes Umfeld für Jugendliche aller sexuellen Orientierungen“ schaffen sollten. Und weiter: „Jugendliche mit Essstörungen sollten professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Essstörungen werden am besten von einem interdisziplinären Team unterstützt, zu dem ein Anbieter von psychischer Gesundheit, Medizin und Ernährung gehört.“ Die BED-Wahrscheinlichkeit erhöht sich über dies noch, wenn die Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien kommen.
Männliche schwule Jugendliche am häufigsten betroffen
Dabei räumt die US-Studie auch mit dem Klischee auf, dass vor allem Mädchen und junge Frauen mehrheitlich unter einer Essstörung leiden würden. Die Daten geben das nicht her, so Nagata weiter. Tatsächlich ergab die Studie, dass männliche Jugendliche häufiger zu Essanfällen neigen als ihre weiblichen Altersgenossen. „Bei männlichen Erwachsenen und Jugendlichen ist die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper oft mit dem Streben nach Muskeln und größerer Körpergröße im Gegensatz zu dünneren Körpern verbunden.“