HIV-Forschung US-Stiftung unterstützt deutsche Gen-Forscher
Die amerikanische Stiftung amfAR wird mehrere Forscherteams in Deutschland und Dänemark mit insgesamt rund 2,4 Millionen US-Dollar unterstützen – konkret soll dabei der mögliche Einsatz von Gentherapie erforscht werden, die durch den Austausch von Genen im Körper möglicherweise ein funktionelles Heilmittel gegen HIV werden könnte.
Gentherapie als Game Changer?
Diese Hoffnung bekräftigte jetzt amfAR-Chef Kevin Frost; die gemeinnützige amerikanische Stiftung wurde bereits 1985 gegründet und setzt sich seitdem aktiv für die HIV/AIDS-Forschung ein. Frost erklärte: „Die Botschaft ist, dass amfAR sein Geld in die Gentherapie steckt. Wir glauben, dass dies der vielversprechendste Forschungszweig ist - um Menschen wirklich zu heilen, muss man den größten Teil des Virus in ihrem Körper ausschalten. Wir haben aus früheren Fällen von scheinbar geheilten Patienten gelernt, dass selbst ein einziger lebensfähiger, sich replizierender HIV-Virus ausreichen kann, um den Körper neu zu besiedeln.“
Neue Risikobewertung und Optimismus
Erst im Juli hatte die internationale AIDS-Konferenz in Australien ebenso neue Entwicklungen im Bereich HIV festgehalten, unter anderem führte die WHO bei der Risikobewertung eine dritte Kategorie ein. Zudem wurde debattiert, warum Australien möglicherweise bereits vor 2030 das erste Land weltweit sein könnte, dass HIV/AIDS besiegt haben wird. Das Land Down Under ist deswegen so außerordentlich erfolgreich in seinem Einsatz gegen HIV, weil mehrere Konzepte zielgenau ineinandergreifen, darunter eine HIV-Aufklärungskampagne, die wirklich alle Menschen anspricht, ein einfacher Zugang zu Testungen sowie zur PrEP oder auch eine Entstigmatisierung von Menschen mit HIV.
Risikofreudige Forschung
Für Frost von der amfAR ist dabei wichtig, im Kampf gegen HIV alle Möglichkeiten in der Forschung mit einzubeziehen – gerade alteingesessene Geldgeber wie das amerikanische National Institute of Health (NIH) zeigten sich da oftmals eher risikoscheu und unterstützten nur Projekte mit einer hohen Erfolgswahrscheinlichkeit. „Bei amfAR hingegen sind wir eher risikofreudig und haben keine Angst zu scheitern. Denn selbst wenn wir Dinge finanzieren, die nicht funktionieren, glauben wir, dass man daraus Lehren ziehen kann“, so Frost weiter.
HIV aus Genom herausschneiden
Frost legt dabei seine Hoffnung auf die neuen Forschungen im Genbereich: „Im Grunde handelt es sich um eine Technik, die im letzten Jahrzehnt entwickelt wurde, wobei CRISPR den meisten Menschen bekannt ist. Damit kann man eine ganz bestimmte Sequenz im menschlichen Genom anvisieren und herausschneiden. Wenn HIV also menschliche Zellen infiziert, durchläuft es verschiedene Schritte, darunter auch die Integration in die Zelle. Die molekulare Schere greift also buchstäblich ein und versucht, HIV herauszuschneiden und das Genom wieder zusammenzusetzen. Diese spezielle Technik in dieser von uns finanzierten Studie heißt Brec1.“
Heilung in den nächsten Jahrzehnten?
Der Chef der Stiftung blickt generell zuversichtlich in die Zukunft und bekräftigt: „Ich bin ein großer Optimist, und ich glaube, dass wir noch zu unseren Lebzeiten einen Weg finden werden. Ich glaube nicht, dass Sie jemals aufwachen und eine Schlagzeile sehen werden wie HEILMITTEL FÜR AIDS GEFUNDEN. Ich denke, es wird in drei Stufen kommen: Zunächst werden wir einige Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt heilen, dann schrittweise mehr und schließlich die allermeisten. Ich würde behaupten, dass wir uns ganz klar in der ersten Phase befinden. Um zu Phase 2 zu gelangen, ist die Arbeit der von uns finanzierten Forscher erforderlich. Ich denke, dass Phase 2 noch fünf bis zehn Jahre entfernt ist und Phase 3 noch zu unseren Lebzeiten stattfinden wird.“