Direkt zum Inhalt
HIV-Forschung

HIV-Forschung US-Stiftung unterstützt deutsche Gen-Forscher

ms - 15.08.2023 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Die amerikanische Stiftung amfAR wird mehrere Forscherteams in Deutschland und Dänemark mit insgesamt rund 2,4 Millionen US-Dollar unterstützen – konkret soll dabei der mögliche Einsatz von Gentherapie erforscht werden, die durch den Austausch von Genen im Körper möglicherweise ein funktionelles Heilmittel gegen HIV werden könnte.

Gentherapie als Game Changer?

Diese Hoffnung bekräftigte jetzt amfAR-Chef Kevin Frost; die gemeinnützige amerikanische Stiftung wurde bereits 1985 gegründet und setzt sich seitdem aktiv für die HIV/AIDS-Forschung ein. Frost erklärte: „Die Botschaft ist, dass amfAR sein Geld in die Gentherapie steckt. Wir glauben, dass dies der vielversprechendste Forschungszweig ist - um Menschen wirklich zu heilen, muss man den größten Teil des Virus in ihrem Körper ausschalten. Wir haben aus früheren Fällen von scheinbar geheilten Patienten gelernt, dass selbst ein einziger lebensfähiger, sich replizierender HIV-Virus ausreichen kann, um den Körper neu zu besiedeln.“

Neue Risikobewertung und Optimismus

Erst im Juli hatte die internationale AIDS-Konferenz in Australien ebenso neue Entwicklungen im Bereich HIV festgehalten, unter anderem führte die WHO bei der Risikobewertung eine dritte Kategorie ein. Zudem wurde debattiert, warum Australien möglicherweise bereits vor 2030 das erste Land weltweit sein könnte, dass HIV/AIDS besiegt haben wird. Das Land Down Under ist deswegen so außerordentlich erfolgreich in seinem Einsatz gegen HIV, weil mehrere Konzepte zielgenau ineinandergreifen, darunter eine HIV-Aufklärungskampagne, die wirklich alle Menschen anspricht, ein einfacher Zugang zu Testungen sowie zur PrEP oder auch eine Entstigmatisierung von Menschen mit HIV.  

Risikofreudige Forschung

Für Frost von der amfAR ist dabei wichtig, im Kampf gegen HIV alle Möglichkeiten in der Forschung mit einzubeziehen – gerade alteingesessene Geldgeber wie das amerikanische National Institute of Health (NIH) zeigten sich da oftmals eher risikoscheu und unterstützten nur Projekte mit einer hohen Erfolgswahrscheinlichkeit. „Bei amfAR hingegen sind wir eher risikofreudig und haben keine Angst zu scheitern. Denn selbst wenn wir Dinge finanzieren, die nicht funktionieren, glauben wir, dass man daraus Lehren ziehen kann“, so Frost weiter.

HIV aus Genom herausschneiden

Frost legt dabei seine Hoffnung auf die neuen Forschungen im Genbereich: „Im Grunde handelt es sich um eine Technik, die im letzten Jahrzehnt entwickelt wurde, wobei CRISPR den meisten Menschen bekannt ist. Damit kann man eine ganz bestimmte Sequenz im menschlichen Genom anvisieren und herausschneiden. Wenn HIV also menschliche Zellen infiziert, durchläuft es verschiedene Schritte, darunter auch die Integration in die Zelle. Die molekulare Schere greift also buchstäblich ein und versucht, HIV herauszuschneiden und das Genom wieder zusammenzusetzen. Diese spezielle Technik in dieser von uns finanzierten Studie heißt Brec1.“

Heilung in den nächsten Jahrzehnten?

Der Chef der Stiftung blickt generell zuversichtlich in die Zukunft und bekräftigt: „Ich bin ein großer Optimist, und ich glaube, dass wir noch zu unseren Lebzeiten einen Weg finden werden. Ich glaube nicht, dass Sie jemals aufwachen und eine Schlagzeile sehen werden wie HEILMITTEL FÜR AIDS GEFUNDEN. Ich denke, es wird in drei Stufen kommen: Zunächst werden wir einige Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt heilen, dann schrittweise mehr und schließlich die allermeisten. Ich würde behaupten, dass wir uns ganz klar in der ersten Phase befinden. Um zu Phase 2 zu gelangen, ist die Arbeit der von uns finanzierten Forscher erforderlich. Ich denke, dass Phase 2 noch fünf bis zehn Jahre entfernt ist und Phase 3 noch zu unseren Lebzeiten stattfinden wird.“

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Doppelmoral eines Pastors

Homophober US-Prediger angeklagt

Ein US-Pastor wetterter erst gegen die Verdorbenheit der schwulen Buchreihe "Heartstopper", jetzt wurde er wegen sexuellem Kindesmissbrauch angeklagt.
Comeback der Homo-Heilung

Konversionstherapien in den USA

Die unseriösen Konversionstherapien zur „Heilung der Homosexualität“ erleben in den USA ein Comeback, immer mehr Jugendliche werden wieder zu Opfern.
Anklage nach Dating-Masche

Brutaler Überfall auf zwei Schwule

In Lüneburg wurden jetzt drei jugendliche Tatverdächtige angeklagt. Sie sollen mittels der Dating-Masche zwei Schwule brutal überfallen haben.
Jens Spahn verteidigt Merz

Homosexuelle in Streitdebatte

Der schwule Unions-Fraktionschef Jens Spahn hat in der "Stadtbild"-Debatte rund um Bundeskanzler Merz jetzt die Angst von Schwulen und Lesben betont.
Appell an die Weltbank

LGBTIQ+-Menschen in Uganda

Nach zwei Jahren Pause vergibt die Weltbank wieder Finanzhilfen nach Uganda, trotz des Anti-Homosexuellen-Gesetzes. Amnesty betont Verbindlichkeiten.
Teuflische Perversion

Neuer Führer der US-Mormonenkirche

In dieser Woche wurde der 93-jährige Dallin Oaks neuer Führer der US-Mormonen. Die homosexuelle Ehe ist für ihn eine „teuflische Perversion“.
Betty Lachgar bleibt in Haft

Berufungsgericht bestätigt Urteil

Ein Berufungsgericht in Marokko bestätigte jetzt: 30 Monate Haft für Aktivistin Betty Lachgar. Sie trug ein T-Shirt mit Inschrift: Allah ist lesbisch.
Urteilsspruch in Konstanz

Tötungsfall mit 72 Messerstichen

Ein 50-jähriger Jordanier muss dauerhaft in die Psychiatrie. Er hatte nach dem Sex einen 36-Jährigen mit 72 Messerstichen getötet.
Niederlage in Polen

Keine Gesetz für Homosexuelle

Polens Präsident Karol Nawrocki hat final das geplante Partnerschaftsgesetz für Schwule und Lesben abgelehnt. Das Vorhaben ist damit auf Eis gelegt.