Zeitenwende in Italien Erster Berufsverband verbietet homophobes Mobbing
In Zeiten, in denen Homosexuelle in Italien immer wieder durch die Regierung angegriffen werden, ist der neue Beschluss eines der größten Verbände im Bereich Landwirtschaft ein mutiger Schritt: Der Berufsorden hat ein explizites Verbot von Homophobie und von homophober Belästigung im Berufsrecht festgeschrieben.
Historischer Vorstoß
Der Nationale Verband der Agrartechniker (Cnpapal) hat einen Schritt vollzogen, den sein Präsident Mario Braga als „historisch“ bezeichnet: Erstmals in Italien verankert eine Berufsvereinigung klare, verpflichtende und sanktionierbare Regeln gegen Belästigung, Diskriminierung und homophobes Verhalten am Arbeitsplatz im eigenen Berufsethikkodex. Die Neuerung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die öffentliche Debatte über die Rechte von LGBTIQ+-Personen und über den Schutz von Arbeitnehmern vor psychischer Gewalt und Mobbing zunimmt.
Wie der Cnpapal mitteilt, führt der neue Kodex drei zentrale Ergänzungen ein, die die Verantwortung der Berufsträger erweitern und den Schutz von Menschen in beruflichen Kontexten stärken. Die Bestimmungen sind verbindlich – Verstöße können zu disziplinarischen Maßnahmen führen. Zu den wichtigsten Neuerungen gehören die Pflicht zur Erkennung und Meldung von Mobbing, die Übernahme europäischer und nationaler Antidiskriminierungsregeln sowie die explizite Einführung eines Verbots homophober Handlungen – ein Novum in der Geschichte italienischer Berufsordnungen. Der Kodex geht damit über die bloße Bestrafung von Fehlverhalten hinaus: Er verlangt von Mitarbeitern in der Branche einen aktiven Einsatz gegen Belästigung und Diskriminierung.
Braga betonte dazu stolz: „Wir sind der erste italienische Berufsverband, der den Schutz vor Belästigungen, Diskriminierung und Homophobie klar und verpflichtend aufnimmt. Unser Beruf macht einen Schritt nach vorn: Wer arbeitet und wer sich uns anvertraut, muss wissen, dass wir die Würde, Sicherheit und den Respekt aller Menschen und jeder einzelnen Person verteidigen. Es ist eine klare, zivilisatorische Entscheidung, die uns an jedem Ort und in jeder Beziehung auszeichnen muss, auch in unserer Funktion als Fachleute.“
Freude bei queeren Verbänden
LGBTIQ+-Verbände in Italien begrüßten die neuen Regelungen ausdrücklich und erklärten, dass die Aufnahme eines expliziten Verbots homophober Handlungen in ein Berufsethikdokument einen wichtigen Wendepunkt darstelle – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass gerade in der italienischen Berufswelt die Rechte von queeren Menschen bisher selten von großer Bedeutung waren. Die Hoffnungen sind groß, dass dieser erste Schritt eine neue Ära im italienischen Berufsrecht markieren könnte. Final muss das Justizministerium den Kodex noch bestätigen.