Wohnwünsche von Homosexuellen Schwule leben gerne in der Großstadt, Lesben auf dem Land. Nur ein dummes Klischee?
Die Unterschiede zwischen Schwulen und Lesben – vieles verbindet uns, manches trennt uns. Das U.S. Census Bureau hat jetzt genauer hingesehen und die Daten der letzten Volksbefragung dahingehend analysiert. Dabei zeigte sich, im Wohnverhalten gibt es unter männlichen und weiblichen Homosexuellen große Unterschiede.
Schwule in der Stadt, Lesben auf dem Land
Kurzum, schwule US-Paare zieht es statistisch gesehen eher in die großen Städte, lesbische Paare indes bevorzugen kleinere, pastorale Städte. Die Bezirke mit der höchsten Konzentration gleichgeschlechtlicher männlicher Haushalte waren demnach laut der Datenanalyse San Francisco, New York Manhattan, Boston und Washington, D.C..
Gleichgeschlechtliche weibliche Haushalte wurden indes in besonders starker Ausprägung in den Bezirken Hampshire und Franklin sowie allen voran in Berkshire vorgefunden, einer ländlichen Region im Westen von Massachusetts, in der sich mehrere Colleges, Kunstmuseen und Theater befinden. Ebenfalls erfasst wurden Bezirke in Portland, Oregon, Asheville, North Carolina, und Ithaca, New York, wo sich die Cornell Universität und das Ithaca College befinden.
Stereotypen contra Individualität
Laut Crissi Dalfonzo, Leiterin des Zentrums für LGBTI*-Bildung am Ithaca College, überraschen die jüngsten Ergebnisse nicht vollends und entsprechen dabei den bisher angenommenen kulturellen Stereotypen, wonach schwule Männer eher urbane Menschen sind und lesbische Frauen sich gerne im Freien aufhalten. „Stereotypen existieren oft aus einem bestimmten Grund, aber sie können problematisch sein, weil sie die Individualität wegnehmen können“, so Dalfonzo.
Durchaus sei es dabei außerdem möglich, dass nicht nur die reine Gesinnung von Schwulen und Lesben zu dieser Verteilung beigetragen hat, sondern schlicht auch grundsätzliche und praktische Faktoren, beispielsweise die Bezahlung. Männliche Paare in den USA können so im Durchschnitt aufgrund eines höheren Einkommens eher in der Großstadt leben als lesbische Frauen, noch dazu, wenn diese Kinder großziehen wollen.
Das Gefühl von Sicherheit
Ein anderer Aspekt könnte auch das Gefühl von Sicherheit sein, in kleineren gay-freundlichen Orten lebt es sich ruhiger und sicherer. Schwule hingegen würden sich in ihren Szenevierteln, den „Gayborhoods“ in Großstädten, frei von vermeintlicher Diskriminierung im ländlichen Raum wohler fühlen, auch deswegen, weil schwule Männer im Durchschnitt noch immer eher auf Ablehnung stoßen als lesbische Frauen.
„Es geht darum, wo die Menschen sich sicher fühlen und wo sie Unterstützung finden. Wo sich homosexuelle Paare sicher fühlen und wo sich weibliche Paare sicher fühlen, ist nicht immer derselbe Ort“, so Amy Stone, Soziologieprofessorin an der Trinity Universität in San Antonio. Rein zahlenmäßig finden sich dabei im Großraum Los Angeles bis heute die meisten schwulen und lesbischen Paare – die Experten führen die Spitzenposition im Ranking aber vor allem darauf zurück, dass L.A. mit mehr als zehn Millionen Einwohnern der bei weitem bevölkerungsreichste Bezirk in den USA ist.