Wichtiger Schritt in Südkorea Ministerium erkennt erstmals gleichgeschlechtliche Paare an
Es ist ein wahrlich historischer Schritt für Südkorea: Erstmals wurden bei der Volkszählung im Land homosexuelle Paare berücksichtigt und damit offiziell anerkannt. Der schwule oder lesbische Partner erscheint nun als „Ehepartner“ oder „Lebenspartner“ im Register.
Entwicklungen im Land
Der ostasiatische Staat mit rund 52 Millionen Einwohnern unternimmt seit einigen Jahren erste Schritte in Richtung schwul-lesbischer Gleichberechtigung. Homosexualität ist im Land legal, abgesehen vom Militär. Das Oberste Gericht fällte im Mai dieses Jahres allerdings ein wegweisendes Urteil, die Richter bekräftigten, dass Homosexualität auch bei den Streitkräften entkriminalisiert werden muss. Seit Ende 2024 klagen zudem mehrere schwule und lesbische Paare auf Anerkennung und Einführung einer gleichgeschlechtlichen Ehe. Zuvor gab es die ersten prominenten Coming-Outs im Land und Massendemonstrationen mit mehr als 150.000 Menschen beim Pride in Seoul für mehr Rechte.
Wichtige Schritte nach vorne
Während sich die Regierung immer wieder in Teilen gegen Neuerungen für die Community wehrt, schuf das Ministerium für Daten und Statistik nun Fakten mit seiner neuen Volks- und Wohnungszählung. Das Bündnis Rainbow Action Korea, ein Zusammenschluss von 49 LGBTIQ+-Organisationen, betonte dazu: „In früheren Erhebungen konnten gleichgeschlechtliche Paare nicht ´Ehepartner´ auswählen, selbst wenn sie als solche zusammenlebten. Das System gab eine Fehlermeldung aus. Dies jetzt ist der erste Schritt, um LGBTIQ+-Bürger vollständig in den nationalen Daten zu berücksichtigen.“
Die Community feiert die neue Zählweise als „bedeutenden und historischen Schritt“ in Richtung rechtlicher Gleichstellung. Ähnlich bewertete das auch die Justice Party, eine progressive Oppositionsgruppe, die nun weitere Fortschritte für LGBTIQ+ einfordert. Das Ministerium für Daten und Statistik ist damit bereits die zweite große Behörde des Staates, die nun Homosexuelle anerkennt, zuvor hatte bereits die nationale Krankenversicherung NHIS beschlossen, gleichgeschlechtlichen Paaren den Zugang zu Ehegattenleistungen zu gewähren.
Regierung und Bevölkerung gespalten
Ein Sprecher von Rainbow Action Korea betonte, dass nun endlich mehr beim rechtlichen Schutz getan werden müsse – bis heute gibt es keine gleichgeschlechtliche Ehe oder ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare. Zudem fehle bis heute ein Anti-Diskriminierungsgesetz sowie ein stärkeres Vorgehen gegen Hassverbrechen. Darüber hinaus kritisierte die Organisation abermals auch die Regierung, die offenbar versucht hatte, die Änderungen bei der Volkszählung medial unter den Teppich zu kehren.
Auch innerhalb der südkoreanischen Gesellschaft ist die Meinung zur Community bis heute gespalten, wie eine Ipsos-Umfrage von diesem Jahr belegt: 31 Prozent der Bürger sind Gegner von LGBTIQ+ und sogar 51 Prozent finden öffentliche Liebesbekundungen von Homosexuellen nicht gut. Trotzdem ist rund ein Viertel der Bevölkerung der Meinung, dass Südkorea ein guter Platz zum Leben für LGBTIQ+-Menschen ist.