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Umdenken in Süd-Korea
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Umdenken in Süd-Korea Das Oberste Gericht sorgt für Gleichberechtigung bei den Streitkräften

ms - 15.05.2025 - 14:00 Uhr
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Während in den USA in diesen Tagen versucht wird, alle trans* Mitarbeiter im Militär zu entlassen, beschäftigte sich in Südkorea jetzt das Oberste Gericht des Landes mit der Frage, welche Regeln für gleichgeschlechtlichen Sex bei den Streitkräften gelten. Dem war eine Klage von zwei schwulen Soldaten vorausgegangen. 

Neu-Bewertung des Militärgesetzes

In zwei Fällen war diesen nachgewiesen worden, Sex gehabt zu haben – einmal in der Kaserne während der Freizeit, ein anderes Mal in den sanitären Anlagen, wobei einer der beiden noch im Dienst gewesen war. Strafbar oder nicht? Untere Instanzen kamen zu sehr unterschiedlichen Urteilen, einmal kam es zum Freispruch, ein anderes Mal zu einer Haftstrafe, begründet mit dem Militärstrafgesetz, das „Analsex und andere unanständige Handlungen“ mit zwei Jahren Gefängnis bestraft.

Die Richter des Obersten Gerichtshofs stellten in ihrem Urteil jetzt klar, dass die bisherigen Richtlinien im Militärstrafgesetz, die sich gegen Homosexuelle richten, nicht mehr zeitgemäß sind. Gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen seien nicht mehr unmoralisch, so die Richter. Allerdings ist Sex in der Kaserne oder sogar während dem Dienst eines Soldaten nach wie vor strafbar, ein solches Verhalten widerspreche daher weiterhin der militärischen Disziplin, die auch fernab der Dienstzeit Gültigkeit besitzt. Einzige Ausnahme ist der Urlaub eines Soldaten. Auf dieser Grundlage soll daher abseits von homophoben Bewertungen wie zuvor das Bezirksgericht Uijeongbu sich noch einmal final mit dem Fall befassen.

Homosexualität in Süd-Korea

Das Oberste Gericht hat damit die bisher gültigen, generellen Verbote von gleichgeschlechtlichen Handlungen im Militärdienst neu bewertet und zwischen homo- und heterosexuellen Soldaten für Gleichberechtigung gesorgt. In Südkorea selbst ist Homosexualität legal, eine eingetragene Partnerschaft oder die Ehe für alle sowie ein Diskriminierungsschutz existieren allerdings bisher nicht. Seit 2023 gibt es allerdings Bemühungen, eine Ehegleichheit im Gesetz umzusetzen, inzwischen berät auch das Parlament darüber. Im gleichen Jahr strich die staatliche Behörde „Youth Protection Committee of South Korea“ Homosexualität von der Liste der „jugendgefährdenden Handlungen“, sodass das Thema nun ganz offiziell in Publikationen oder online behandelt werden darf. Es gibt inzwischen überdies eine lebendige LGBTIQ+-Kunst- und Filmfestivalszene sowie eine ausgeprägte Gay-Szene in Seoul sowie in Busan. 

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