Warnung vor Grindr Im Fokus steht die Frage um die Sicherheit sensibler Daten wie beispielsweise dem HIV-Status.
Die schwule Dating-App Grindr geriet in Vergangenheit immer wieder Kritik, zumeist wurde dabei der Einsatz in Ländern wie Ägypten beanstandet, weil sich über die App sehr genau die Standorte von schwulen Männern erschließen ließen – eine sehr willkommene Methode für die örtliche Polizei, Homosexuelle zu finden und anschließend zu inhaftierten. Das Unternehmen versicherte, nachzubessern und diverse Schutzmechanismen in den betroffenen Ländern einzuarbeiten. Nun kommt erneut Kritik – dieses Mal direkt aus Deutschland.
Unsichere Datenlage beim HIV-Status?
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Thomas Fuchs hat von einer Nutzung der schwulen Dating-App abgeraten. Da es sich um einen US-basierten Dienst handele, würden Daten der Nutzer in die USA übermittelt, also in ein Drittland. Dort sei das Datenschutzniveau geringer als in Europa. „Dies macht die Nutzung des Dienstes insgesamt problematisch“, so Fuchs gegenüber dem Nachrichtenportal ZDFheute.de.
Viele Grindr-Nutzer würden in der App freiwillig auch ihren HIV-Status angeben. Diese dürften laut Fuchs „nur mit Einwilligung der Betroffenen und unter Beachtung von entsprechenden Sicherheitsvorgaben verarbeitet werden.“ Doch werden diese Einwilligungen eingeholt?
Datenweitergabe – ja oder nein?
Der Konzern selbst weist die Bedenken zurück: „Grindr unternimmt große Anstrengungen, um die Daten unserer Nutzer zu schützen“, erklärte ein Sprecher des Unternehmens dem Nachrichtenportal ZDFheute.de. Er bestätigte allerdings durchaus, dass Grindr tatsächlich Daten wie etwa den HIV-Status seiner Nutzer an externe Dienstleister weitergibt, etwa an Amazon Web Services (AWS), ein Tochterunternehmen des US-Konzerns Amazon.
AWS sei aber lediglich ein „nötiger Provider“, so Grindr-Sprecher Patrick Lenihan. „Amazon Web Services kann nicht auf die Daten zugreifen, die wir bei ihnen hinterlegen. Die Daten werden verschlüsselt.“ Eine Weitergabe der sensiblen Daten an Werbetreibende gibt es laut Lenihan ebenso nicht.
Kein großes Vertrauen in Grindr?
Grindr aktualisiert in diesen Tagen seine Datenschutzrichtlinien, die Weitergabe von Daten an Dritten ist Bestandteil der neuen Richtlinien. Die digitalpolitische Sprecherin der Linken, Anke Domscheit-Berg, erklärte, Grindr sei in der Vergangenheit „schon mehrfach für seinen fahrlässigen und intransparenten Umgang mit sensiblen Daten“ kritisiert worden.
„Mein Vertrauen wäre da nicht sehr groß“, so die Politikerin weiter. Usern rate sie daher generell davon ab, sensible Daten wie den HIV-Status in der App anzugeben, da diese dort potenziell unsicher seien. 2021 hatte Grindr wegen Datenschutzverletzungen rund sechs Millionen Euro Strafe in Norwegen zahlen müssen.