Direkt zum Inhalt
Dunkle Zeiten in der Slowakei
Rubrik

Dunkle Zeiten in der Slowakei Ministerpräsident Fico plan Verfassungsänderung gegen die Community

ms - 11.04.2025 - 10:00 Uhr

Düstere Zeitenwende in der Slowakei: Ministerpräsident Robert Fico will im Binnenstaat in Mitteleuropa abermals neue Gesetze verabschieden, die sich allesamt gegen LGBTIQ+ richten. Darüber hinaus plant seine linksnationalistische Partei „Richtung Slowakische Sozialdemokratie“ eine Verfassungsänderung. 

Bei der ersten Lesung für die umfassenden Änderungen stimmen bereits 81 der 160 Mitglieder des slowakischen Parlaments dafür. Für eine erfolgreiche zweite Lesung werden 90 Stimmen benötigt. Die geplanten gesetzlichen Neuerungen wären allumfassend und würden sowohl homosexuellen wie auch queeren Menschen im Land massiv weiter schaden. 

Hetze durch die römisch-katholische Kirche

Homosexualität ist in der Slowakei legal, Gesetzesinitiativen zur Einführung einer gleichgeschlechtlichen Ehe scheiterten allerdings bereits mehrfach im Parlament, vor allem an der Übermacht der römisch-katholischen Kirche, die maßgeblich dazu beitrug, dass 2014 die Ehe als exklusive Verbindung zwischen Mann und Frau in der Verfassung verankert worden ist. Aus Angst vor Sanktionen seitens der EU führte das Land 2015 eine Volksabstimmung gegen die gleichgeschlechtliche Ehe durch, auch hier befeuert durch die Kirche in Rom, die eine Kampagne zur „Allianz für die Familie“ mitfinanzierte. Papst Franziskus lobte das Engagement vor Ort und bekräftigte die „Anstrengungen zur Verteidigung der Familie“. Das Referendum scheiterte an der zu geringen Wahlbeteiligung. 

Massive Angriffe auf LGBTIQ+

Das neue Gesetzespaket sieht nun neben der zivilrechtlichen Bekräftigung des Verbots von gleichgeschlechtlichen Ehen auch vor, dass künftig nur noch heterosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen – bisher ist dies rechtlich auch homosexuellen Menschen gestattet. Außerdem sollen künftig Eltern darüber entscheiden dürfen, ob in den Schulen ihrer Kinder Sexualkundeunterricht stattfindet oder nicht. Ebenso soll in der Verfassung verankert werden, dass es nur noch männliche und weibliche Menschen gibt. Nicht-binäre Personen würde damit rechtlich das Existenzrecht entzogen. Weitere geplante Änderungen: Gesundheitsdienstleister sollen Abtreibungen ablehnen dürfen, zudem soll die Legalität von Abtreibungen selbst weiter massiv beschnitten werden. Ebenso angedacht ist ein Verbot von In-vitro-Fertilisation und Leihmutterschaften. 

Attacke auf Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte

Rado Sloboda, der Direktor von Amnesty International Slowakei, erklärte dazu: „Dieses Bündel von Änderungsanträgen ist ein Versuch, ein zunehmend feindliches Umfeld für LGBTIQ+-Personen zu schaffen und die Gleichstellung der Geschlechter, die Rechtsstaatlichkeit und den allgemeinen Menschenrechtsschutz in der Slowakei zu untergraben. Die Verankerung der Möglichkeit, Abtreibungen aus 'Gewissensgründen' zu verweigern, würde die Gesundheit und das Leben von Menschen in große Gefahr bringen. Sollten diese drakonischen Maßnahmen verabschiedet werden, würden sie die Gleichberechtigung der Geschlechter weiter untergraben und das harte Vorgehen gegen die Rechte von LGBTIQ+-Personen vertiefen und die gefährlichen Praktiken anderer Länder in der Region, wie Ungarn und Polen, widerspiegeln. Die Mitglieder des slowakischen Parlaments müssen für die Ablehnung dieses mehrgleisigen Angriffs auf die Menschenrechte stimmen.“ Wie die Parlamentarier in zweiter Lesung abstimmen werden, ist indes völlig offen. Das bisher einzige Druckmittel scheint die Tatsache zu sein, dass es bei der Durchsetzung der neuen Gesetze zu Spannungen mit der Europäischen Union kommen könnte. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Widerstand in der Karibik

Rufe nach mehr Homosexuellenrechten

Nachdem in Trinidad und Tobago Homosexualität wieder verboten wurde, nehmen Forderungen nach Gleichberechtigung in der ganzen Karibik an Fahrt auf.
Gefängnisse in Russland

Berichte über dramatische Lage

Berichte über die Lage in russischen Gefängnisse schockieren: Unmenschliche Bedingungen für verurteilte „Extremisten“, darunter auch LGBTIQ+-Menschen.
E-Patientenakte bundesweit

Kritik bleibt vorerst bestehen

Ende April soll die elektronische Patientenakte bundesweit eingeführt werden. Die Kritik am System gerade aus der Community bleibt vorerst bestehen.
Definition einer Frau

Urteil in Großbritannien

Urteil mit Signalwirkung: Das Oberste Gericht Großbritanniens hat die Definition einer Frau im Gleichstellungsgesetz nun auf die Biologie beschränkt.
Pride-Verbot in Ungarn

LSVD+ fordert Konsequenzen

Nach dem finalen Verfassungs-Verbot von Prides in Ungarn werden jetzt Forderungen nach einem Einschreiten von Deutschland und der EU laut.
Rückschlag beim ESC

Kein Rainbow Village für LGBTIQ+

Es gibt kein queeres Rainbow Village beim ESC in Basel, die Stadt beteiligt sich nicht an der Finanzierung. Die Veranstalter sprechen von Pinkwashing!
Gesichtslähmung bei Lil Nas X

Große Sorge um den US-Rapper

Der schwule US-Rapper Lil Nas X liegt mit einer Gesichtslähmung im Krankenhaus. Ob die Erkrankung dauerhaft ist, ist noch unklar.
X-Account eines US-Offiziers

Entlassung nach Hardcore-Videos

Nackte Tatsachen auf X wurden einem bekannten US-Oberstleutnant jetzt zum Verhängnis, er postete Hardcore-Videos und sexuell eindeutige Bilder.
USA vs. Russland

Böse Bücher und LGBTIQ+

Die USA und Russland sind oft zerstritten, doch nun endlich vereint: Im Kampf gegen die „gefährliche“ LGBTIQ+-Community. So geht Frieden, oder?