Warnung der US-Seuchenbehörde Mehrheit der Schwulen ist nicht gegen HPV geimpft
Schwule und bisexuelle Männer haben ein weitaus größeres Risiko für Anal- und Genitalkrebs – und bei Männern mit HIV steigt die Gefahr noch weiter an. Zu diesem Schluss kommt eine neue US-Studie. Besonders bedenklich sei dabei, dass mehr als die Hälfte der Homosexuellen in Amerika nicht gegen die Auslöser, die sogenannten humanen Papillomviren (HPV), geimpft sind.
Umdenken im Gesundheitssystem
Gegenüber dem Wissenschaftsmagazin POZ betont das Forscherteam so: „Um diese Lücke zu schließen, empfehlen wir den Gesundheitsdienstleistern, den Impfstatus zu überprüfen und ungeimpften Männern eine HPV-Impfung anzubieten, insbesondere solchen, die Sex mit anderen Männern haben sowie bei jenen, die mit HIV leben.“
HPV löst ein abnormales Zellwachstum aus, das zu Genital- und Analwarzen, präkanzerösen Zellveränderungen und damit ohne Behandlung auch zu Anal- sowie Mund- und Rachenkrebs bei Männern führen kann. Dazu können auch bösartige Wucherungen im Genitalbereich kommen. Eine zwei- oder dreifache Impfung schützt dabei gegen die meisten HPV-Typen. Der Großteil der Menschen infiziert sich mit einem oder mehreren HPV-Typen, sobald sie sexuell aktiv sind.
Die amerikanischen Seuchenbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) empfiehlt daher bereits Impfungen im vorpubertären Alter sowie in jungen Erwachsenenjahren. Inzwischen wurde die Impfempfehlung auf Personen bis 45 Jahre erweitert mit besonderen Blick auf Risikogruppen wie schwule und bisexuelle Männer.
Mehrheit der Schwulen ist nicht geimpft
Die speziellen Daten zu HPV aus der CDC-Studie mit dem Titel National HIV Behavioral Surveillance wurden von der Faculdade de Ciências Médicas da Santa Casa de São Paulo in Brasilien sowie dem San Francisco Department of Public Health ausgewertet. 92 Prozent der Befragten waren Männer, die gleichgeschlechtlichen Sex haben, 87 Prozent davon definieren sich selbst als schwul. Etwa ein Viertel lebt mit HIV.
Rund 55 Prozent von ihnen waren nicht gegen HPV geimpft, weitere 45 Prozent vermuteten, eine Impfung in der Jugend erhalten zu haben. Mit Blick auf das Alter zeigt sich außerdem, dass junge schwule Männer im Alter von 18 bis 29 Jahren deutlich häufiger geimpft waren, insgesamt fast drei Viertel. Bei den homosexuellen Männern über 50 Jahren waren es nur noch 23 Prozent.
Um die Zahl von Krebserkrankungen im Genital- und Analbereich bei schwulen Männern zu minimieren, drängt das Forscherteam darauf, die Richtlinien weltweit anzupassen und speziell auf homo- und bisexuelle Männer zuzuschneiden. Sinnvoll wäre es so, auch älteren Schwulen und Bisexuellen eine HPV-Impfung nahezulegen, insbesondere jenen mit einem positiven HIV-Status. Zudem sollte bei Männern mit HIV der HPV-Impfstatus in eine Routineuntersuchung eingebunden werden.